Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
hängen.«
Die junge Frau war immer noch traumatisiert und dadurch unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Svetlana kochte ihr erst einmal einen starken Kaffee. Celine hockte sich auf einen Stuhl am Küchentisch, zog die Beine eng an sich und schloss die Arme um ihre Beine. Als Svetlana sich zu ihr umsah, sah sie ihre Freundin wie ein Häufchen Elend dasitzen.
»Es kommt alles wieder in Ordnung. Glaub mir, Celine. Wenn du erst einmal ausgesagt hast, bist du von aller Last befreit. Und morgen früh bringe ich dich ins Krankenhaus, versprochen. Das Geld, was ich noch von Hauke übrig habe, reicht locker für den Eingriff aus.«
Svetlana stellte sich dicht neben ihre Freundin und legte ihren Arm um ihre Schulter.
»Du schaffst das! Wir sind alle bei dir und im Studio musst du vor Grabowski keine Angst haben. Der wird sich nicht trauen, dir irgendetwas anzutun.«
»Es reicht doch, wenn er mir widerspricht und mich alsLügnerin hinstellt. Millionen Zuschauer sehen das. Ich kann mich nirgendwo mehr sehen lassen.«
»Das ist Blödsinn, Celine. Torge und die anderen werden auch dort sein und wir können alle bezeugen, was in der Praxis passiert war.«
»Ihr könnte doch nur etwas zu meiner Befreiung sagen, aber nichts dazu, was vorher geschehen war.«
»Aber wie wir dich gefunden haben, sagt doch wohl alles, oder etwa nicht? Komm schon, gib dir einen Ruck.«
»Meinst du wirklich, ich soll es tun und mir passiert nichts?«
»Ich bin deine beste Freundin, schon vergessen? Würde ich dich absichtlich in Gefahr bringen?«
»Also gut, ich werde kommen, wenn du mir versprichst, auf mich aufzupassen.«
»Natürlich tue ich das. Ich hole dich nachher ab. Kann ich dich jetzt alleine lassen? Ich muss noch einmal in die Redaktion.«
Celine stimmte zu. Die letzten Stunden vor ihrem Auftritt wollte sie sowieso gern alleine sein, um sich zu sammeln, sich ihre Worte zurechtzulegen und sich auszuruhen. Es blieb ein schwerer Schritt, der ihr bevorstand. Sie sah aber ein, dass diese Maßnahme sein musste.
Noch fünf Stunden bis zur Fernsehsendung.
Auf dem Weg in die Redaktion kam Svetlana an einem von Menschen umlagerten Kiosk vorbei. Alle fragten danach, ob es noch ein Exemplar des Abendblatts gäbe, welches am Vorabend erschienen war. Die Nachfrage war so groß, dass locker die drei- bis vierfache Auflage hätte verkauft werden können.
Anderenorts entdeckte sie immer wieder einzelneGruppen, die diese Zeitungsausgabe in den Händen hielten und hitzige Diskussionen darüber führten, was auf der Titelseite zu lesen war. Manche waren entrüstet, andere ratlos oder skeptisch. »Ich habe es immer schon gesagt«, schnappte Svetlana auf, als sie dicht an einer dieser Gruppen vorbeiging. Das Straßenbild vermittelte den Eindruck einer Zeitreise in eine Epoche, als noch Extrablätter verteilt wurden. Wie sollte es wohl werden, wenn am Abend auch noch die Talkshow ausgestrahlt wird?
Die ganze Atmosphäre hatte etwas Beängstigendes, empfand Svetlana. Sie war froh, als sie endlich das Redaktionsgebäude erreichte, und noch viel mehr, dass sie den Personaleingang benutzen konnte. Der Haupteingang, der auch in das Kundencenter führte, war nicht mehr passierbar. Polizei war auch schon anwesend, um ein drohendes Verkehrschaos auf der vorbeiführenden Hauptstraße zu verhindern, was jedoch kaum mehr möglich schien. Es herrschte eine Art Ausnahmezustand.
»Wisst ihr, was da unten los ist?«, fragte Svetlana, als sie Kaspars Büro betrat. Maurice und Torge standen am Fenster, während Kaspar telefonierte. Wie erwartet, liefen die Leitungen heiß. Jeder wollte Genaueres darüber erfahren, was im Abendblatt gestanden hatte. Kaspar wirkte bereits genervt, genauso wie alle anderen Redakteure auch. Niemand blieb
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