Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
gut vorbereitet. Es dauerte gar nicht so lange, bis ihm die Personen vor die Linse gerieten, auf die er am meisten gehofft hatte. Er zoomte schnell heran, als er die Bundeskanzlerin gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten aus einem der Fahrzeuge aussteigen sah.Vorsorglich ließ er Datum und Uhrzeit in die Aufzeichnung einblenden, um später beweisen zu können, dass sich beide Politiker zu diesem Zeitpunkt an einem ganz anderen Ort aufhielten, als in den Medien behauptet wurde. Die ganze Welt glaubte an ein Gipfeltreffen der G8-Staaten in Camp David. In Wirklichkeit hielten sie sich in Moskau auf und nahmen an der Konferenz der Bilderberger teil.
Durch die zunehmende Verbreitung globaler Vernetzungen verloren die Bilderberger-Konferenzen mehr und mehr ihre Geheimhaltung, was allen Beteiligten ein Dorn im Auge war. Die ankommenden Teilnehmer versuchten deshalb, so schnell wie möglich ins Gebäude zu gelangen und riskierten keinen Blick in Richtung der demonstrierenden Gruppe, in der zweifelhaften Hoffnung, unerkannt zu bleiben.
Floyds Kamera zeichnete derweil ohne Unterbrechung das Geschehen auf, bis die lautlose und friedliche Demonstration plötzlich eine Wendung nahm. Wie aus dem Nichts tauchten Männer auf, die Polizeiuniformen trugen oder zumindest eine, die dafür gehalten werden konnte. Sie hatten Schlagstöcke dabei und ließen keinen Zweifel offen, zu allem entschlossen zu sein, um die Demonstration gewaltsam aufzulösen.
Floyd nahm schnell den Speicherchip aus seiner Kamera und versteckte ihn in einer kleinen Geheimtasche an der Innenseite seines Gürtels. Er hatte es gerade geschafft, als zwei dieser Männer ihn und vier andere Demonstranten an den Armen packten und abführten. Das Ganze ging so schnell, dass niemand imstande war, sich gegen die Aktion zu wehren. Das hätte auch dem Kodex widersprochen, dem sich diese Widerstandsgruppe auf die Fahnen geschrieben hatte. Sie wollten unter keinen Umständen durch gewaltsameTaten auffallen und so negativ in die Schlagzeilen geraten. Die gewaltfreien Leipziger Demonstrationen vor der Wende waren ihr großes Vorbild. Die Welt wachrütteln, war ihr Ziel, und darauf aufmerksam machen, was tatsächlich geschah und in keiner Nachrichtensendung auch nur ansatzweise erwähnt wurde. Floyd war überzeugt, dass die sogenannte Pressefreiheit längst abgeschafft und einer Zensur gewichen war. Das Volk wird abgelenkt, für dumm verkauft und mit Falschmeldungen ruhig gestellt, war Floyds unantastbare Meinung. Er ging sogar so weit zu behaupten, dass die Vorbereitung zu einem dritten Weltkrieg denkbar wäre.
Ganz besonders zornig wurde er, wenn über die wirtschaftlichen Missstände in Griechenland gesprochen wurde, die durch unermessliche Milliarden aus dem viel umworbenen Euro-Rettungsschirm finanziert wurden, wovon Hunderte Millionen in den Bau einer völlig unnötigen Formel-1-Rennstrecke fließen sollten.
Floyd saß mit verbundenen Augen in einem Wolga, in den er ziemlich unsanft gezerrt worden war, vier seiner Kameraden verteilt auf zwei weitere Fahrzeuge. Der kleine Konvoi verließ Moskau und raste über schlechte Wegstrecken einem für Floyd unbekannten Ziel entgegen.
»Wo bringen Sie mich hin und was soll das Ganze?«, fragte Floyd, woraufhin er die Spitze eines Schlagstockes in seinen Rippen spürte. Er verstand und verhielt sich für den Rest der Fahrt ruhig. Durch die Augenbinde konnte er nicht sehen, wohin sie fuhren. So sehr, wie der klapprige Wolga durchgeschüttelt wurde, mussten sie asphaltierte Straßen verlassen haben und sich auf unbefestigten Wegen auf dem Land befinden.
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