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Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Titel: Das 500 Millionen Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin de Wolf
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gut vor­be­rei­tet. Es dau­er­te gar nicht so lan­ge, bis ihm die Per­so­nen vor die Lin­se ge­rie­ten, auf die er am meis­ten ge­hofft hat­te. Er zoom­te schnell her­an, als er die Bun­des­kanz­le­rin ge­mein­sam mit dem franzö­si­schen Staats­prä­si­den­ten aus ei­nem der Fahr­zeu­ge aus­s­tei­gen sah.Vor­sorg­lich ließ er Da­tum und Uhr­zeit in die Auf­zeich­nung ein­blen­den, um später be­wei­sen zu kön­nen, dass sich bei­de Po­li­ti­ker zu die­sem Zeit­punkt an ei­nem ganz an­de­ren Ort auf­hiel­ten, als in den Me­di­en be­haup­tet wur­de. Die gan­ze Welt glaub­te an ein Gip­fel­tref­fen der G8-Staa­ten in Camp Da­vid. In Wirk­lich­keit hiel­ten sie sich in Mos­kau auf und nah­men an der Kon­fe­renz der Bil­der­ber­ger teil.
    Durch die zu­neh­men­de Ver­brei­tung glo­ba­ler Ver­net­zun­gen ver­lo­ren die Bil­der­ber­ger-Kon­fe­ren­zen mehr und mehr ihre Ge­heim­hal­tung, was al­len Be­tei­lig­ten ein Dorn im Auge war. Die an­kom­men­den Teil­neh­mer ver­such­ten des­halb, so schnell wie mög­lich ins Ge­bäu­de zu ge­lan­gen und ris­kier­ten kei­nen Blick in Rich­tung der de­mons­trie­ren­den Grup­pe, in der zwei­fel­haf­ten Hoff­nung, un­er­kannt zu blei­ben.
    Floyds Ka­me­ra zeich­ne­te der­weil ohne Un­ter­bre­chung das Ge­sche­hen auf, bis die laut­lo­se und fried­li­che De­mons­tra­ti­on plötz­lich eine Wen­dung nahm. Wie aus dem Nichts tauch­ten Män­ner auf, die Po­li­zei­uni­for­men tru­gen oder zu­min­dest eine, die da­für ge­hal­ten wer­den konn­te. Sie hat­ten Schlag­stöcke da­bei und lie­ßen kei­nen Zwei­fel of­fen, zu al­lem ent­schlos­sen zu sein, um die De­mons­tra­ti­on ge­walt­sam auf­zu­lö­sen.
    Floyd nahm schnell den Spei­cher­chip aus sei­ner Ka­me­ra und vers­teck­te ihn in ei­ner klei­nen Ge­heim­ta­sche an der In­nen­sei­te sei­nes Gür­tels. Er hat­te es ge­ra­de ge­schafft, als zwei die­ser Män­ner ihn und vier an­de­re De­mons­tran­ten an den Ar­men pack­ten und ab­führ­ten. Das Gan­ze ging so schnell, dass nie­mand im­stan­de war, sich ge­gen die Ak­ti­on zu weh­ren. Das hät­te auch dem Ko­dex wi­der­spro­chen, dem sich die­se Wi­der­stands­grup­pe auf die Fah­nen ge­schrie­ben hat­te. Sie woll­ten un­ter kei­nen Um­stän­den durch ge­walt­sa­meTa­ten auf­fal­len und so ne­ga­tiv in die Schlag­zei­len ge­ra­ten. Die ge­walt­frei­en Leip­zi­ger De­mons­tra­tio­nen vor der Wen­de wa­ren ihr großes Vor­bild. Die Welt wach­rüt­teln, war ihr Ziel, und dar­auf auf­merk­sam ma­chen, was tat­säch­lich ge­sch­ah und in kei­ner Nach­rich­ten­sen­dung auch nur an­satz­wei­se er­wähnt wur­de. Floyd war über­zeugt, dass die so­ge­nann­te Pres­se­frei­heit längst ab­ge­schafft und ei­ner Zen­sur ge­wi­chen war. Das Volk wird ab­ge­lenkt, für dumm ver­kauft und mit Falsch­mel­dun­gen ru­hig ge­stellt, war Floyds un­an­tast­ba­re Mei­nung. Er ging so­gar so weit zu be­haup­ten, dass die Vor­be­rei­tung zu ei­nem drit­ten Welt­krieg denk­bar wäre.
    Ganz be­son­ders zor­nig wur­de er, wenn über die wirt­schaft­li­chen Miss­stän­de in Grie­chen­land ge­spro­chen wur­de, die durch un­er­mess­li­che Mil­li­ar­den aus dem viel um­wor­be­nen Euro-Ret­tungs­schirm fi­nan­ziert wur­den, wo­von Hun­der­te Mil­lio­nen in den Bau ei­ner völ­lig un­nöti­gen For­mel-1-Renn­strecke flie­ßen soll­ten.
    Floyd saß mit ver­bun­de­nen Au­gen in ei­nem Wol­ga, in den er ziem­lich un­sanft ge­zerrt wor­den war, vier sei­ner Ka­me­ra­den ver­teilt auf zwei wei­te­re Fahr­zeu­ge. Der klei­ne Kon­voi ver­ließ Mos­kau und ras­te über schlech­te Weg­strecken ei­nem für Floyd un­be­kann­ten Ziel ent­ge­gen.
    »Wo brin­gen Sie mich hin und was soll das Gan­ze?«, frag­te Floyd, wor­auf­hin er die Spit­ze ei­nes Schlag­stockes in sei­nen Rip­pen spür­te. Er ver­stand und ver­hielt sich für den Rest der Fahrt ru­hig. Durch die Au­gen­bin­de konn­te er nicht se­hen, wo­hin sie fuh­ren. So sehr, wie der klapp­ri­ge Wol­ga durch­ge­schüt­telt wur­de, muss­ten sie as­phal­tier­te Straßen ver­las­sen ha­ben und sich auf un­be­fes­tig­ten We­gen auf dem Land be­fin­den.

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