Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Titel: Das 500 Millionen Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin de Wolf
Vom Netzwerk:
ein­ge­ste­hen, die ein oder an­de­re In­for­ma­ti­on aus­ge­plau­dert zu ha­ben. Er be­fand sich im Zwie­spalt, ob es für ihn be­ru­hi­gend sein konn­te, dass sie nicht hin­ter ihm her war, son­dern hin­ter Pa­vel Kuro­ch­kin. Es stand au­ßer Fra­ge, wie Kuro­ch­kin rea­gie­ren wür­de, soll­te er je­mals er­fah­ren, wer dem rus­si­schen Ge­heim­dienst wich­ti­ge In­for­ma­tio­nen ver­ra­ten hat­te.
    Gra­bow­ski be­kam Selbstzwei­fel im Ge­spräch mit Ana­sta­si­ja, als sie ihn über die ka­ta­stro­pha­len Zu­stän­de im si­bi­ri­schen Tomsk auf­klär­te. Ehe­ma­li­ge Atom­wis­sen­schaft­ler leb­ten dort mit ih­ren Fa­mi­li­en in völ­lig ver­strahl­ten Land­schaf­ten, die kaum mehr als sol­che zu be­trach­ten wa­ren. Sie zeig­te ihm ein Foto, auf dem der Fluss Tomsk zu se­hen war und mit­ten in der ver­wil­der­ten Ufer­land­schaft ein ver­wit­ter­tes Schild mit der Auf­schrift ›Ba­den ver­bo­ten we­gen ato­ma­rer Ver­seu­chung‹.
    Sie erzähl­te da­von, in welch ärm­li­chen Ver­hält­nis­sen die Men­schen dort leb­ten, einst wohl­ha­bend, als die Atom­for­schungs­an­la­gen noch in Be­trieb wa­ren. Zu die­ser Zeit war das gan­ze Ge­biet eine her­me­tisch ab­ge­rie­gel­te ver­bo­te­ne Zone. Nie­mand durf­te hin­ein, al­ler­dings auchnie­mand her­aus. So wa­ren es zu­meist auch Men­schen, die sich in ih­rem Le­ben ir­gen­det­was zu Schul­den kom­men lie­ßen und so als Zwangs­ar­bei­ter in Tomsk lan­de­ten. Den­noch führ­ten sie ein Lu­xus­le­ben. Es fehl­te ih­nen an nichts, bis die For­schungs­an­la­gen still­ge­legt wur­den, sie aber wei­ter­hin das Ge­biet nicht ver­las­sen durf­ten. Das hat­te ei­ner­seits mit ih­rer Ver­strah­lung zu tun, an­de­rer­seits mit ab­so­lu­ter Ge­heim­hal­tung. Nie­mand in der Welt soll­te er­fah­ren, an wel­cher Art ato­ma­rer Waf­fen dort ge­forscht wur­de.
    Die Ar­beits­lo­sig­keit und die Tat­sa­che, dass die Men­schen völ­lig al­lein ge­las­sen auf sich selbst ge­stellt wa­ren, führ­te sie in eine un­er­träg­li­che Ar­mut, be­glei­tet von ei­nem täg­li­chen Kampf ums Über­le­ben. So ist es kein Wun­der, dass sie Ge­schäf­te mit der Ma­fia be­gan­nen. Plu­to­ni­um stand in reich­li­chen Men­gen zur Ver­fü­gung und die Ma­fia zahl­te gut, je­den­falls aus der Sicht der völ­lig ver­zwei­fel­ten Men­schen. Wüss­ten sie, zu wel­chen Be­trä­gen die Ma­fia ihre Ware wei­ter­ver­kauft, wür­den sie zwei­fel­los ganz an­ders den­ken.
    Gra­bow­ski zwang sich, sich das Plu­to­ni­um­ge­schäft trotz des ver­locken­den Pro­fits aus dem Kopf zu schla­gen und dar­auf zu kon­zen­trie­ren, wes­halb er nach Mos­kau ge­reist war. Zum wie­der­hol­ten Mal klapp­te er das Streich­holz­brief­chen auf, in des­sen Deckel der Name sei­nes Freun­des stand.
    Gra­bow­ski war der letzte Gast in der Ho­tel­bar, kämpf­te ge­gen Mü­dig­keit an und wäre des­halb zu gern in sein Zim­mer ge­gan­gen. Doch er er­war­te­te noch je­man­den, der von Kuro­ch­kin an­ge­kün­digt wor­den war. Die gan­ze Zeit war die­ser Mensch be­reits an­we­send, ver­barg sich in ei­ner fins­te­ren Ecke, wo ihn nie­mand be­merk­te und mach­te heim­lich Fo­tos.
    Es ver­ging noch eine hal­be Stun­de, bis die­ser Un­be­kann­te sei­ne Deckung ver­ließ und ne­ben Gra­bow­ski auf­tauch­te. Wort­los setzte er sich ne­ben Gra­bow­ski auf einen Bar­hocker und bes­tell­te einen Wod­ka. Der Bar­kee­per stell­te ein Glas auf den Tre­sen und füll­te es rand­voll mit Wod­ka. Es schi­en so, als ob der Mann kein Un­be­kann­ter war. Er be­dank­te sich und kipp­te den Al­ko­hol in ei­nem Zug weg.
    »Adri­an Gra­bow­ski?«, frag­te er plötz­lich mit rau­er Stim­me, ob­wohl er ge­nau wuss­te, dass er es war.
    »Sie kom­men von Pa­vel Kuro­ch­kin?«, rea­gier­te Gra­bow­ski und sah da­bei den Mann an, den er auf Mit­te fünf­zig schätzte. Durch sein ein­ge­fal­le­nes Ge­sicht und sei­ne dunklen Au­gen­rin­ge wirk­te er krank. Da­für sprach auch sei­ne äu­ßerst schmäch­ti­ge Ge­stalt. Gra­bow­ski ge­wann den Ein­druck, ein Ge­spenst ne­ben sich zu ha­ben. Sein ers­ter Ge­dan­ke war, er kön­ne zu Kuro­ch­kins

Weitere Kostenlose Bücher