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Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Titel: Das 500 Millionen Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin de Wolf
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Bei­nen am Tre­sen saß und ihm ko­kett zu­lächel­te. Der Por­tier hat­te nicht die Un­wahr­heit ge­sagt, sie war eine Dame, ele­gant ge­klei­det, trug Sling­pumps und war de­zent ge­schminkt. Ihr en­ges ro­tes Som­mer­kleid be­ton­te zwar ihre Rei­ze, aber nicht über­trie­ben und so­mit völ­lig un­ty­pisch. Sie spie­gel­te das kras­se Ge­gen­teil von dem wi­der, was Gra­bow­ski er­war­te­te. Nur ihr ro­ter Lip­pens­tift war für sei­nen Ge­schmack ein we­nig zu auf­dring­lich, pass­te aber zu ei­ner rus­si­schen Frau, für die es eine Art Sta­tus­sym­bol war. Sie stand auf der Sei­te der Wohl­ha­ben­den.
    »Darf ich mich zu Ih­nen set­zen?«
    Mit ei­nem Lächeln deu­te­te sie auf den frei­en Bar­hocker ne­ben sich. Ihre schlan­ken Hän­de mit rot lackier­ten Fin­ger­nä­geln wa­ren Gra­bow­ski bis­her nicht auf­ge­fal­len. Eben­so we­nig der ge­schmack­vol­le, dis­kre­te Ring, den sie an ih­rer rech­ten Hand trug. Er war si­cher­lich ei­ni­ge -zig­tau­send Ru­bel wert. Sie schi­en eine ganz an­de­re Frau zu sein und pass­te über­haupt nicht ins Rot­licht­mi­lieu. War der äu­ße­re Schein nur Fassa­de? Viel­leicht ver­hielt es sich wie bei denil­le­ga­len Ta­xi­fah­rern und sie muss­te da­zu­ver­die­nen, um sich und ihre Fa­mi­lie er­nähren zu kön­nen? Arm und Reich leb­ten hier mit ei­ner ex­or­bi­tan­ten Kluft ne­ben­ein­an­der.
    »Wie darf ich Sie an­spre­chen?« Gra­bow­ski fühl­te sich ziem­lich un­wohl.
    »Nen­nen Sie mich ein­fach Ana­sta­si­ja.«
    Gra­bow­ski war er­neut über­rascht. Nicht nur die Ele­ganz und der Ring, son­dern auch ihre Aus­drucks­wei­se pass­ten nicht ins kli­schee­haf­te Bild, wel­ches er in der Bar von ihr ge­won­nen hat­te. Al­lein die Art, wie sie sich aus­drück­te, warf die Fra­ge auf, ob sie wirk­lich im Ge­wer­be tätig war. Es schi­en eher so, als sei die Si­tua­ti­on auch für sie un­an­ge­nehm.
    »Bit­te«, sag­te Gra­bow­ski, »verste­hen Sie mich nicht falsch. Sie sind wirk­lich sehr hübsch und be­geh­rens­wert, aber ich habe nicht die Ab­sicht, mit Ih­nen auf mein Zim­mer zu ge­hen, wenn Sie verste­hen, was ich mei­ne.«
    »Spa­si­bo«, be­dank­te sie sich auf Rus­sisch und war von ei­ner Mi­nu­te auf die an­de­re wie aus­ge­wech­selt. Ihr war die Er­leich­te­rung an­zu­mer­ken. Erst jetzt fiel Gra­bow­ski auf, wie an­ge­spannt sie ge­ra­de noch ge­we­sen war.
    »Ich habe Sie in der Bar be­wun­dert. Sie kön­nen aus­ge­zeich­net tan­zen. Aber ich glau­be, Sie sind gar kei­ne Tän­ze­rin, zu­min­dest nicht in die­sem Mi­lieu, nicht wahr?«
    »Sie ha­ben eine gute Men­schen­kennt­nis«, ent­geg­ne­te sie und was sie dann tat, er­schreck­te Gra­bow­ski mehr als al­les an­de­re. Sie griff in ihre Hand­ta­sche und hol­te eine Ident­kar­te her­aus, die sie dis­kret über die The­ke schob. Gra­bow­ski sah ihr Licht­bild und las ih­ren Na­men Ana­sta­si­ja Wla­di­mi­rov­na. Dar­über stand mit großen Buch­sta­ben ›Fe­deral­na­ja Slusch­ba Be­so­pas­no­s­ti‹, wasGra­bow­ski mit kal­tem Schau­dern zur Kennt­nis nahm. Sie ge­hör­te der Bun­de­s­agen­tur für Si­cher­heit der Rus­si­schen Fö­de­ra­ti­on an, dem In­lands­ge­heim­dienst, der als Nach­fol­ge des KGB ge­grün­det wor­den war. Gra­bow­ski wur­de blass, als ihm be­wusst wur­de, dass er mit ei­ner Agen­tin des Staats­schut­zes am Tre­sen saß. Hin­ter wem war sie her? War sie auf Kuro­ch­kin an­ge­setzt wor­den oder droh­te das gan­ze Syn­di­kat auf­zuf­lie­gen? War er wo­mög­lich in eine Fal­le ge­ra­ten und zu Kuro­ch­kins Op­fer ge­wor­den, der von sich selbst ab­len­ken woll­te? War sie schon dar­über in­for­miert, dass er selbst einen Mord zu be­ge­hen hat­te? Gra­bow­ski fühl­te sich, als sei er in ein schwe­res Ge­wit­ter ge­ra­ten.

5
    Völ­lig über­mü­det sah Gra­bow­ski auf sei­ne Arm­band­uhr. Knapp vier Stun­den wa­ren ver­gan­gen, seit er Ana­sta­si­ja in der Ho­tel­bar be­geg­net war. Erst vor we­ni­gen Mi­nu­ten war sie ge­gan­gen und er über­leg­te, ob sie ihn auf ge­schick­te Wei­se ver­hört hat­te. Es kam ihn wie eine Un­ter­hal­tung vor, im Nach­hin­ein muss­te er sich je­doch selbst

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