Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
mich ein wenig an Hans-Martin Schleyer.«
»Fehlt nur noch das RAF-Symbol an der Wand.«
»Soll ich es malen?«, lachte Pascal und hatte schon einen dicken Filzschreiber in der Hand.
»Bleib bei der Sache«, ermahnte ihn Svetlana, »wir sind keine Terroristen.«
»War auch nur Spaß«, rechtfertigte er sich. »Was machen wir jetzt?«
»Zwei von uns werden regelmäßig vorbeischauen«, sagte sie zu Grabowski, »und dir etwas zu essen und zu trinken bringen. Wir sind keine Unmenschen, sondern kämpfen für Gerechtigkeit. Wenn alles vorbei ist, befreien wir dich.«
Grabowski wollte etwas sagen, was aber aufgrund des zugeklebten Mundes nicht ging. Entweder wollte er um seine Freilassung winseln oder ihnen vorhalten, sich schon diverser Straftaten schuldig gemacht zu haben, ganz abgesehen von denen, die noch bevorstanden. Jeder der Weißen Rose war sich dessen bewusst und sie vertrauten darauf, dass angesichts dessen, was zwangsläufig an die Öffentlichkeit geriete, nicht ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden würde. Svetlana, Lars und Pascal verließen die Kanzlei, schlossen die Tür wieder sehr vorsichtig und sperrten ab. Mit Grabowskis Wagen fuhren sie davon, damit dieser nicht vor der Kanzlei gesehen würde.
Svetlana steuerte einen Blumenladen an, um erneut eine weiße Rose zu kaufen. Es war nicht dasselbe Geschäft, wo sie schon einmal eine solche Blume gekauft hatte. Sie wollte unbedingt vermeiden, dass man sich an sie erinnerte, es zumindest eingrenzen. Wieder im Auto, rollte sie das ausgedruckteFoto ein und befestigte es mit einem Gummiband an der Rose.
»Was hast du vor?«, fragte Pascal.
»Ich werde dem Hotel noch einen kleinen Besuch abstatten«, antwortete sie und fuhr los. Dort angekommen parkte sie den Wagen etwas abseits, ging erst durch die Ladenpassage neben dem Hotel und aus einem rückwärtigen Eingang wieder heraus. Sie hatte das Hotel genauestens studiert und wusste, wie gering die Wahrscheinlichkeit war, von dort kommend gesehen zu werden. Den gleichen Weg wollte sie auch wieder für den Rückweg nehmen, denn es war der kürzeste, um möglichst schnell in der Masse untertauchen zu können. Pascal und Lars warteten derweil im Fahrzeug.
Durch eine Drehtür betrat Svetlana die Empfangshalle, blieb kurz stehen und sondierte die Lage. Sie wollte vermeiden, auf den Hoteldirektor zu treffen, der sie zweifellos festhalten und unangenehme Fragen stellen würde, vielleicht sogar die Polizei rufen könnte. Außer ein paar Gästen, die an der Rezeption standen, und einem Ehepaar, das offenbar auf sein Taxi wartete, war niemand in der Halle. Hinter dem Empfangstresen stand nur eine Mitarbeiterin. Svetlana war erleichtert, dass es nicht die gleiche Angestellte war wie bei ihrem ersten Besuch. Das ersparte ihr Fragen, wenn sie schon wieder eine weiße Rose für den Direktor abgab.
Svetlana atmete tief durch.
»Entschuldigen Sie, darf ich kurz diese Rose abgeben?«, unterbrach Svetlana die Frau hinter dem Tresen, die gerade dabei war, eine Rechnung auszustellten. »Sie ist für Ihren Chef mit bestem Dank. Er wird schon Bescheid wissen.«
»Geht in Ordnung«, sagte die Frau und legte die Rose mitsamtdem aufgerollten Foto hinter sich auf ein Sideboard. Wenig später schickte sie eine Auszubildende damit zum Direktor.
»Ist die Frau noch in der Halle«, fragte der Direktor, obwohl klar sein musste, dass Svetlana es eilig gehabt haben mochte.
»Sie hat sofort das Hotel verlassen. Stimmt etwas nicht?«, fragte die Auszubildende besorgt, als sie bemerkte, dass ihr Chef verzweifelt war. Sie befürchtete, etwas falsch gemacht zu haben.
»Nein, es ist alles in Ordnung. Vielen Dank.« Er wusste nur zu gut, dass gar nichts in Ordnung
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