Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Risiko für die Weiße Rose darstellen. Torges Idee, ihn festzusetzen und als Druckmittel zu benutzen, falls etwas schiefginge, hielt Svetlana für genial. Allein die Tatsache, dass er nichts mehr gegen die Aktion unternehmen könnte, nicht einmal im Hotel auftauchen, empfand sie als äußerst beruhigend.
Lars schob Grabowski auf den Rücksitz seines Wagens und setzte sich selbst neben ihn. Pascal stieg von der anderen Seite ein. Svetlana setzte sich hinters Steuer. Unterwegs hielt sie kurz vor einem Geschäft an, um ein paar Rollen Paketklebeband zu kaufen. Ziel war die Straße, in der Grabowskis Kanzlei lag, vor der Svetlana das Fahrzeug parkte.
»Was soll das?«, fragte er, »wieso bringt ihr mich in meine Kanzlei?«
»Mund halten«, regte sich Lars auf. »Ich kann auch zur Bevölkerungsreduktion beitragen, wenn Sie nicht still sind«, sagte er und drückte die Pistole für einen Moment fester in Grabowskis Seite. Er verstand, was er damit sagen wollte.
Sicherlich würde Grabowski während der Konferenz vermisst werden und man würde vielleicht sogar nach ihm suchen, aber wer käme schon auf die Idee, ihn in seiner eigenen Kanzlei zu vermuten? Erst recht nicht, wenn der Rest des Plans umgesetzt würde, den sich Svetlanas Freunde ausgedacht hatten.
Die Kanzlei lag in der ersten Etage. Als sie hinaufgingen, begegneten sie keiner Menschenseele, sehr zum Missfallen von Grabowski, der die Welt nicht mehr verstand. Normalerweise traf er immer irgendwelche Mitbewohner, die mit dem üblichen Treppenhaustratsch befasst waren.
Was aus Grabowskis Sicht zweifellos Pech bedeutete, war für Svetlana und ihre Freunde ausgesprochenes Glück. So ging der erste Teil des Plans auf. Hausbewohner hatten den Anwalt vielleicht weggehen, nicht jedoch zurückkommen sehen. Niemand würde vermuten, dass er sich in seiner Kanzlei befindet. Nachdem Svetlana die Tür aufgeschlossen hatte, schoben Lars und Pascal Grabowski unsanft hinein.
»Hinten rechts ist sein Büro«, sagte Svetlana ganz leise, damit kein anderer Hausbewohner etwas mitbekam. Grabowski wurde auf seinen Schreibtischsessel gesetzt, seine Beine mit Klebeband gefesselt und seine Arme hinter der Stuhllehne ebenfalls. Außerdem klebte Svetlana einen Streifen quer über seinen Mund.
Grabowski kämpfte gegen Panik an, was zwangsläufig zu einer Atmung durch den Mund führt. Ständig sog er das Klebeband an und die fehlende Luft versetzte ihn noch mehr in einen Angstzustand.
»Durch die Nase atmen, dann passiert nichts«, gab Svetlana ihm einen gutgemeinten Tipp. Grabowski versuchte, wieder herunterzukommen und konzentrierte sich auf seine Atmung.
»Wir müssen das Gemälde abhängen«, sagte Svetlana und zeigte auf einen Toulouse-Lautrec, der hinter dem Schreibtisch an der Wand hing. Auch andere Utensilien räumte sie beiseite, die einen Rückschluss auf Grabowskis Kanzlei zuließen. Dann nahm sie ein leeres Blatt Papier aus dem Drucker, der neben dem Schreibtisch stand und schrieb mit große Buchstaben: Ich bin in der Gewalt der Weißen Rose. Leistet keinen Widerstand gegen ihre Aktion! Mit einem Stück Klebeband befestigte sie das Blatt an Grabowskis Jackett und schoss ein Foto mit ihrem Handy, wobei sie so dicht wie möglich heranging. Es durfte unter keinen Umständen erkannt werden, dass das Foto in der Kanzlei aufgenommen wurde. Es musst so aussehen, als würde er in irgendeiner fremden Wohnung festgehalten.
Svetlana schloss ihr Mobiltelefon an den Computer an, den Grabowski nie herunterfuhr. Jetzt verfluchte er sich selbst für diese Nachlässigkeit. Svetlana druckte das Fotoformatfüllend aus und betrachtete zufrieden ihr Werk.
»Tolles Foto«, bemerkte Pascal, »erinnert
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