Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Anweisungen hielt oder nicht. Er dachte an das Foto, welches auf seinem Schreibtisch lag.
Eine halbe Stunde später betrat die Empfangsdame sein Büro. Sie setzte sich ungefragt vor seinen Schreibtisch, wie sie es immer machte, wenn der Direktor sie zu sich bat.
»Wann treffen die Aushilfskräfte ein?«, fragte er sie.
»Morgen früh, wie vereinbart.«
»Können wir uns auf Zuverlässigkeit und vor allem Diskretion verlassen?«
»Herr Direktor, wir arbeiten schon seit Jahren mit der gleichen Agentur und es gab noch nie Grund zur Beanstandung.«
»Wir müssen diesmal sehr vorsichtig sein«, betonte derDirektor.
»Ist alles in Ordnung«, fragte sie zurückhaltend, als sie die zerdrückte Rose und das Foto sah.
»Machen Sie sich keine Gedanken, mir geht es gut und alles geht seinen gewohnten Gang.« Er drehte schnell das Foto um. Natürlich fiel es der Empfangsdame auf und sie konnte gar nicht anders, als sich Sorgen zu machen. Zum zweiten Mal innerhalb eines Tages bekam er eine weiße Rose zugespielt, von der eine nun zerquetscht auf seinem Schreibtisch lag. Und dann dieses Foto. Sie hatte zwar nicht erkennen können, was auf dem Papier stand, das dem abgebildeten Mann aufs Jackett geklebt worden war, aber der Mann war eindeutig in einer Notlage und dies musste etwas mit der bevorstehenden Konferenz zu tun haben. Da sollte es keinen Grund geben, sich Sorgen zu machen?
16
In diskreter Zurückhaltung veränderte sich alles, ohne groß Aufsehen zu erregen. Einzig auffällig war die vermehrte Polizeipräsenz, wobei es sich um eine fremde Einheit handelte. Nicht nur die italienischen Limousinen, mit denen sie vorgefahren waren, sondern auch ihre Uniformen ließen daran keinen Zweifel offen. Untereinander verständigten sich die Polizisten meistens auf Englisch oder Italienisch. Einige von ihnen waren gerade damit beschäftigt, weiträumig Absperrband um das Hotel zu ziehen und in regelmäßig kurzen Abständen postierten sich jeweils zwei von ihnen. Es sah so aus, als ob es nichts anderes als eine Übung sei. So sahen es auch die meisten Passanten, die teilnahmslos vorübergingen. Nur wenige blieben stehen, gingen aber sofort weiter, nachdem nichts Ungewöhnliches hinter der Absperrung zu sehen war.
Die rückwärtigen Zugänge des benachbarten Einkaufszentrums waren verschlossen worden, was von den Kunden nur wenige mitbekamen. Die meisten von ihnen benutzten sowieso den Haupteingang, von wo aus das Hotelgebäude gar nicht zu sehen war, oder sie nahmen den Weg durch die Tiefgarage.
Der Fluss war von der Vorderseite des Zentrums auch nicht einsehbar, sodass niemanden auffiel, dass Schlepper ein Binnenschiff quer in die Fahrrinne zogen und es so aussehen ließen, als sei das Schiff auf Grund gelaufen. Sollten die Medien davon etwas mitbekommen, war einbedauerlicher Zwischenfall der Grund für die Sperrung des Flusses. Dass der wahre Grund ein ganz anderer war, würde niemand in Betracht ziehen.
Innerhalb des Hotels ging es sehr viel hektischer zu. Am nervösesten war der Direktor, der in Kürze die ersten Mitglieder der Bilderberger-Gruppe erwartete. Avisiert war bereits die Ankunft des amerikanischen Präsidenten, der als Gast erwartet wurde. Die Air-Force-One war eine knappe halbe Stunde zuvor auf einem nahegelegenen Militärstützpunkt gelandet. Auch die Bundeskanzlerin befand sich auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel, wobei auf einen aufsehenerregenden Konvoi verzichtet wurde. Sie fuhr in einem ganz normalen Taxi, das allerdings abgetönte Seitenscheiben besaß. Kein Autofahrer, der neben ihr an einer roten Ampel stände, käme auf die Idee, dass der Fahrgast im Taxi die Bundeskanzlerin war. Ebenso
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