Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
war. Aber er war der Einzige, der wusste, was auf das Hotel zukam. Er streifte das Gummiband ab und rollte das Papier auseinander. Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter, als er Grabowskis Foto sah und den Hinweis las. Er rieb sich über die Stirn. Wenn Grabowski in der Gewalt der Weißen Rose war, dann bedeutete das, er war jetzt auf sich allein gestellt. Grabowski konnte ihm während der Konferenz nicht mehr zur Seite stehen. Für den Hoteldirektor war es ein unerträglicher Zustand, denn er wusste nur zu gut, dass er alleine der Situation nicht gewachsen sein würde.
Das war wohl das Schlimmste, was ihm passieren konnte. Was auch immer sich im Hotel abspielen würde, er stand allein in der Schusslinie und war machtlos. Natürlich würde er der Forderung nachkommen, denn niemals wollte er sich vorwerfen müssen, möglicherweise am Tod eines Menschen schuldig zu sein, wenn auch nur moralisch. Die Weiße Rose schien zu allem entschlossen, war seine Meinung.
Wieder und wieder betrachtete er das Foto und hoffte, es möge nur ein schlechter Traum sein. Jederzeit ginge dieTür auf und Grabowski würde vor ihm stehen. Aber nichts änderte sich, es war Realität. Wütend nahm er die Rose und zerdrückte die Blüte. Aber was half es, die Weiße Rose schwebte wie ein Damoklesschwert über ihm. Ändern ließe sich sowieso nichts mehr, denn in den nächsten Stunden erwartete er die ersten Bilderberger-Gäste.
Als er aus dem Fenster sah, bemerkte er ein Binnenschiff in der Nähe der stillgelegten Hafeneinfahrt. Es war vertäut, obwohl dort gar kein Anleger war, und einige Männer standen am Weserufer. Sie diskutierten heftig miteinander und zeigten dabei immer wieder in Richtung Fahrwasser und gestikulierten.
Der Hoteldirektor verließ das Hotel und sah sich auf dem Vorplatz um. An der linken Stirnseite des Parkplatzes standen mehrere schwarze Limousinen mit italienischer Zulassung und abgetönten Scheiben. Die Maschinerie war angelaufen.
Mit ernstem Gesicht kehrte er in sein Arbeitszimmer zurück und trommelte seine Mitarbeiter zusammen, die er allesamt in ein Besprechungszimmer bat. Nur die Empfangsdame blieb an der Rezeption. Ihr wollte er später erzählen, was er dem gesamten Personal mitzuteilen hatte.
»Meine Damen und Herren«, eröffnete er seine kurze Rede. »Wie Sie wissen, erwarten wir hochrangige Gäste, die in unserem Hotel eine streng geheime Konferenz abhalten werden. Polizei und Geheimdienst werden deshalb unser Haus abriegeln. Von uns allen wird äußerste Diskretion und Verschwiegenheit erwartet. Sollte etwas über die Teilnehmer oder über die Konferenz nach außen dringen, wird man mich persönlich dafür verantwortlich machen.«
»Wie sollen wir uns der Presse gegenüber verhalten?«,fragte jemand.
»Es ist so geheim, dass nicht einmal die Presse von der Konferenz weiß. Es werden also keine Journalisten hier sein.« Als er dies sagte, dachte er an Kaspar und Peters, die zumindest von der Konferenz wussten. Ohne Zweifel würden sie versuchen, an Informationen zu gelangen und Fotos von Politikern schießen, die an diesem Tag laut Protokoll eigentlich an einem ganz anderen Ort sein müssten.
»Wer auch immer Ihnen Anweisungen gibt, befolgen Sie diese«, fuhr der Hoteldirektor fort und sagte dies mit Nachdruck und sehr ernster Miene.
»Klingt, als ob es gefährlich werden könnte«, warf ein anderer Mitarbeiter ein.
»Solange wir uns an alle Anweisungen halten, wird nichts passieren, tun Sie also einfach nur das, was von Ihnen verlangt wird.« Der Manager fühlte sich äußerst unwohl und gewissermaßen als Verräter. Ihm war bewusst, dass alles Mögliche passieren konnte, egal, ob man sich an die
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