Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
beruhigt, rufe ich gern an«, sagte sie und verschwand. Aus ihrer Sicht gab es noch keinen Grund, sich über die Verspätung Sorgen zu machen.
In einem Büro hinter der Rezeption telefonierte sie mit der Agentur und bekam die erwartete Antwort. Trotzdem musste sie zugeben, selbst etwas erleichtert zu sein, als sie erfuhr, dass der Bus mit den Aushilfskräften jeden Moment einträfe. Hätte sie gewusst, dass der Bus in dieser Minute angehalten wurde, wäre sie mindestens genauso nervös geworden, wie es ihr Chef war. Manchmal war es besser, nichtzu wissen, was geschah, aber nicht geschehen sollte.
Etwa zwei Kilometer vom Hotel entfernt wurde der Bus von jungen Leuten zum Anhalten gezwungen, die sich einfach auf die Straße stellten und somit das Weiterfahren verhinderten. Lars musterte den Fahrer beziehungsweise seine Reaktion, um zu entscheiden, ob er Grabowskis Waffe benötigen würde. Er war froh, als die Tür freiwillig geöffnet wurde, was auf die Kleidung der jungen Leute zurückzuführen war. Sie sahen wie Servicekräfte aus und schienen somit zu der Gruppe zu gehören, die sich im Bus befand. Der Fahrer ließ sich täuschen.
»Tut uns leid«, entschuldigte sich Svetlana, die zuerst einstieg. »Wir haben uns verspätet. Danke, dass Sie uns noch mitnehmen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir den Job vermasselt hätten.«
»Sie haben Glück«, sagte der Fahrer und dachte sich seinen Teil. Er war schon älter, hatte einiges hinter sich und wenn er eins hasste, dann war es Unpünktlichkeit.
Wenig später fuhr der Bus an einem Seiteneingang des Hotels vor. Zwei Polizisten kamen herbei. Einer von ihnen inspizierte das Fahrzeug von außen, der andere stieg ein. Bei den vorderen Sitzreihen begann er, sich die mitgebrachten Taschen zeigen zu lassen. Bereitwillig wurden diese geöffnet, während die Stimmung mehr als gedämpft war. Niemand traute sich, etwas zu sagen. Svetlana stellte sich vor, dass es früher an der innerdeutschen Grenze genauso gewesen sein musste, als die Fahrzeuge nach Republikflüchtigen durchsucht worden waren.
»Verdammt, was machen wir jetzt?«, flüsterte Svetlana, die sich mit ihren Freunden im hinteren Teil des Busses befand. Ihre Taschen enthielten nicht die übliche Wechselgarderobeund sonstige Utensilien, die man als Servicekraft im Dauereinsatz benötigen würde. Sie transportieren Waffen, die sie sich zuvor auf dem Schwarzmarkt besorgt hatten, versteckt unter einer Lage frisch gestärkter weißer Hemden. Ein Griff in die Taschen hätte genügt, um das Metall zu ertasten. Sie versuchten, ihre Aufregung so gut es ging zu unterdrücken, was aber kaum gelang. Ein Blick würde genügen, um zu erkennen, dass etwas mit ihnen nicht stimmte.
Der zweite Polizist war mittlerweile auch in den Bus eingestiegen. Beide arbeiteten sich Reihe für Reihe weiter nach hinten durch. Sie waren jetzt in der Mitte des Busses angekommen, kontrollierten weiter jede Tasche und sahen sich jeden Einzelnen genau an, ohne ein Wort zu verlieren. Genau das konnte sehr zermürbend sein, erst recht, wenn man etwas zu verbergen hatte. Die Aktion der Weißen Rose durfte auf keinen Fall hier schon ihr Ende finden.
»Denk nach«, flüsterte Svetlana Pascal zu, »uns muss jetzt sofort etwas einfallen, sonst sind wir geliefert.«
Lars, der Grabowskis Pistole im Hosenbund stecken hatte, rechnete damit, diese innerhalb der nächsten Minute gebrauchen zu müssen, verwarf diesen Gedanken jedoch sofort wieder. Die Polizisten trugen gepanzerte Westen und würden ihn mühelos überwältigen. Außerdem wollte er keine unbeteiligten Menschen gefährden, schließlich war der Bus voll besetzt.
Die Beamten waren nur
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