Das 8. Gestaendnis
Glaubwürdigkeit besäßen.
Er sagte, dass der Angestellte an der Mautstelle zwar glaubte , Stacey Glenn gesehen zu haben, dass er aber höchstens einige wenige Sekunden mit jedem einzelnen vorbeifahrenden Autofahrer Blickkontakt hatte und dass der Blickkontakt in diesem Fall, wenn überhaupt, bei Nacht stattgefunden hatte.
»Eine Aufnahme vom Nummernschild des Subaru Forester gibt es nicht«, fuhr Hoffman fort, »und auch keine von der Fahrerin.
Die Nachbarin, Bernice Lawrence, die beschwört, dass sie Staceys Wagen in der Einfahrt ihrer Eltern hat stehen sehen … nun ja, sie ist eine gute Staatsbürgerin und wollte der Polizei helfen. Vielleicht hat sie ja ein ähnliches Auto gesehen, vielleicht hat sie auch einfach nur das Datum verwechselt, aber jedenfalls hat sie eingestanden, dass sie Stacey selbst in dieser Nacht nicht zu Gesicht bekommen hat.
Bemüht man zudem noch den gesunden Menschenverstand, dann ist es sowieso recht unwahrscheinlich, dass meine Mandantin so dumm wäre, ihren Wagen vor dem Haus ihrer Eltern abzustellen, um sie anschließend umzubringen. Das ist einfach lächerlich.
Sie haben gesehen, in welchem Zustand das Schlafzimmer von Rose und Tony Glenn nach dem Überfall war«, sagte er. »Können Sie sich vorstellen, dass ein Mensch mit voller Wucht ein Dutzend Mal mit einem Stemmeisen auf zwei Menschen
einschlagen kann, ohne dass auch nur ein Haar oder ein Blutstropfen an seiner Kleidung hängen bleibt?
Wenige Stunden nach dieser Tragödie wurde Stacey zur Befragung von der Polizei abgeholt. Dabei hat man ihre Haare, ihre Hände, ihren ganzen Körper ausführlich untersucht. Man hat ihre Wohnung auf den Kopf gestellt und ihre Schuhe und Kleider im Labor gründlich unter die Lupe genommen.
Dabei ergab sich nicht der geringste Hinweis auf ihre Person. Nicht der geringste !
Man hat Staceys Wagen bis auf die letzte Schraube auseinandergenommen und keinerlei Indizien gefunden.
Was den Schlüssel angeht, der in der Haustür ihrer Eltern steckte, gestatten Sie mir folgende Frage: Wer von Ihnen hat einen Ersatzschlüssel unter der Fußmatte oder an sonst einer leicht zugänglichen Stelle versteckt, wo er von jedem x-Beliebigen gefunden werden kann?
Und dann der Anruf bei Wayne Chadwell, dem Versicherungsmakler.
Stacey wollte einfach nur als verantwortungsbewusste Tochter handeln. Ihre Eltern wurden immer älter. Sie hat sich nach der Police erkundigt, weil sie sichergehen wollte, dass sie gut abgesichert sind.
Also, meine Damen und Herren, zusammenfassend lässt sich sagen: Es gibt keinerlei kriminaltechnisch verwertbare Indizien, die meine Mandantin mit diesem Verbrechen in Verbindung bringen. Absolut keine!
Aber die Polizei besitzt die fragwürdige Aussage einer schwer verletzten Frau, und darum wurde dieses Verbrechen meiner Mandantin angelastet … ohne einen anderen Täter auch nur in Erwägung zu ziehen. Gibt es in diesem Fall so etwas wie einen begründeten Zweifel? Aus meiner Sicht ist dieser ganze Fall ein einziger begründeter Zweifel.
Rose Glenn hat ihren Mann verloren und ist selbst dem
Tod nur um Haaresbreite entkommen. Und jetzt fordert die Anklage Sie auf, die Tragödie dieser armen Frau noch zusätzlich zu vergrößern, indem Sie ihr auch noch die Tochter nehmen sollen.
Leute, Stacey hat es nicht getan!
Und es gibt keinerlei Indizien, die für ihre Täterschaft sprechen.
Ich bitte Sie inständig, Stacey Glenn in allen Anklagepunkten für ›nicht schuldig‹ zu erklären. Und ich danke Ihnen.«
16
Cindy, die mit dem frischen, pinkfarbenen Wickelkleid unter dem Mantel und ihren glänzenden Haaren so aussah, als sei sie gerade einem Kaufhaus-Schaufenster entstiegen, zwängte sich an den verdreckten Drogensüchtigen vorbei, die vor dem dreistöckigen, roten Backsteingebäude an der Kreuzung von Fifth und Townsend Street herumlungerten, und bedankte sich bei dem zahnlosen jungen Mann, der ihr die Tür aufhielt.
Das Erdgeschoss des »From the Heart« bestand aus einem einzigen, großen Raum. An einer Wand zog sich eine Essensausgabe wie in einer Cafeteria entlang, der Rest des Saals war mit langen Reihen von Klapptischen und -stühlen sowie zahlreichen Obdachlosen gefüllt - einige sprachen mit sich selbst, andere aßen Rührei von Papptellern.
In der Nähe des Eingangs bemerkte Cindy eine hagere Schwarze, die sie aufmerksam betrachtete. Sie war wohl um die vierzig und trug eine auffällig gemusterte Bluse über einer schwarzen Stretchhose. An einer Kette um ihren Hals
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