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Das 8. Gestaendnis

Das 8. Gestaendnis

Titel: Das 8. Gestaendnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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baumelte eine Brille mit lilafarbenem Gestell, und auf dem Namensschild an ihrer Bluse stand MS. LUVIE JUMP, AUFENTHALTS-RAUM, AUFSICHT.
    Ms. Jump musterte Cindy, dann sagte sie: »Helfen?«
    Cindy erklärte ihr, wer sie war und dass sie für die San Francisco Chronicle an einer Geschichte über Bagman Jesus arbeitete.
    »Ich recherchiere seine Ermordung«, sagte Cindy und zog die Morgenzeitung aus ihrer Laptop-Tasche. Sie schlug die dritte Seite auf und gab den Blick auf die Schlagzeile in der oberen Hälfte frei.

    Die schwarze Frau kniff die Augen zusammen, warf einen Blick auf die Zeitung und sagte: »Heute schon Kaffee gehabt?«
    »Nein.«
    »Dann setzen Sie sich.«
    Eine Minute später kam Luvie Jump mit zwei Bechern Kaffee, einem Brötchenkorb und ein paar Portionspäckchen Butter zurück.
    »Lesen Sie mir das vor?«, bat sie, setzte sich Cindy gegenüber und legte Plastikteller und Servietten auf den Tisch. »Ich hab meine Lesebrille nicht dabei.«
    Cindy erwiderte lächelnd: » Liebend gern. Ich habe nicht oft die Gelegenheit zu einer Lesung.« Sie strich die Zeitung glatt und sagte: »Die Schlagzeile lautet: ›Messias der Straße ermordet. Polizei tappt im Dunkeln‹.«
    »Mm-hmm. Weiter.«
    »Okay, dann steht hier: ›In den frühen Morgenstunden des 7. Mai wurde vor dem Caltrain-Rangierbahnhof in der Townsend Street ein Obdachloser brutal zusammengeschlagen und erschossen.
    Über hundert Obdachlose fallen Jahr für Jahr der Verwahrlosung und der Gewalt auf unseren Straßen zum Opfer, und die Stadtverwaltung lässt sie möglichst schnell verscharren, um sie anschließend zu vergessen.‹«
    »Das kannst du laut sagen«, murmelte Luvie.
    Cindy fuhr fort. »›Aber dieser Mann wird nicht so einfach vergessen werden. Er war ein Freund der Ausgestoßenen, der Schattenmenschen, derjenigen, die am unteren Rand der Gesellschaft ihr Dasein fristen. Er war ihr guter Hirte, und sie haben ihn geliebt.
    Seinen wahren Namen kennen wir nicht, aber er wurde Bagman Jesus genannt.‹«
    Cindys Kehle wurde trocken und sie hob den Blick. Luvie
Jump lächelte sie an, und ihre Mundwinkel zitterten, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
    »Er hat mein erstes Kind zur Welt gebracht, in einer Seitengasse«, sagte sie. »Darum hat er sich dieses Baby am Kreuz um den Hals gehängt. Jesus ist der Retter. Jesus ist der Retter. Wie kann ich Ihnen helfen, Cindy Thomas? Sie brauchen’s nur zu sagen.«
    »Ich will alles über ihn wissen.«
    »Wo soll ich anfangen?«
    »Kennen Sie seinen richtigen Namen?«

17
    Der Tote hatte Cindys Herz, Geist und Seele voll und ganz in Beschlag genommen. Conklin und ich saßen mit ihr in MacBain’s Beers O’ the World Pub, einer Polizistenkneipe in der Bryant Street. Aus der Jukebox dröhnte »Dancing Queen« und an der langen, polierten Theke staute sich in drei Reihen das gut gelaunte Feierabendvolk, das direkt aus der Hall of Justice herübergekommen war.
    Cindy nahm von alledem nichts wahr.
    Mit vor Wut bebender Stimme sagte sie zu uns: »Er hat ihr Baby zur Welt gebracht, und sie kennt nicht mal seinen richtigen Namen ! Niemand weiß, wie er heißt. Wenn wenigstens was von seinem Gesicht übrig geblieben wäre, dann könnten wir ein Bild von ihm veröffentlichen. Vielleicht könnte ihn dann jemand identifizieren.«
    Sie stürzte ihr Bier hinunter, knallte den leeren Krug auf den Tisch und sagte: »Ich muss dafür sorgen, dass die Leute verstehen, was für ein Mensch er war. Dass sie eine Minute lang ihre Nase aus den Klatschspalten nehmen und erkennen, dass jemand wie Bagman Jesus wirklich wichtig war.«
    »Wir haben’s kapiert, Cindy«, sagte ich. »Hol doch mal Luft. Lass mal jemand anderen zu Wort kommen!«
    »Tut mir leid.« Cindy lachte. Dann hob sie die Hand und rief nach unserer Kellnerin. »Sydney. Noch mal das Gleiche, bitte.«
    »Rich und ich sind in der Mittagspause das Vermisstenregister durchgegangen und haben einen Abgleich mit Bagmans Fingerabdrücken gemacht.«
    »In der Mittagspause. Wow«, meinte Cindy spöttisch.
    »Hey, sieh’s doch mal von der anderen Seite«, entgegnete
ich. »Wir haben deinen Bagman ganz oben auf den riesigen Stapel mit den ungeklärten Fällen gehievt.«
    Cindy schaute mich mit einem entschuldigenden Blick an, der aber nicht ernst gemeint war. So ein freches Gör. Ich lachte. Was blieb mir anderes übrig?
    »Habt ihr was rausgekriegt?«, wollte sie wissen.
    Conklin sagte: »Keine Übereinstimmung bei den Fingerabdrücken. Andererseits sind im Lauf

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