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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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hat sie das gesagt?«
    »Am Dienstagabend.«
    »Sue, und am Mittwoch ist sie umgebracht worden.«
    »Such dir einen anderen, Yuki! Du kannst mir glauben. Dieser Katzen-Einbrecher, der muss es gewesen sein. Marcus jedenfalls ganz bestimmt nicht.«

32
    Pete Gordon pirschte neben der östlichen, am Rande der Bucht verlaufenden Fahrspur des Embarcadero entlang, dieser Hauptverkehrsader für Einheimische und Touristen, die sich, bei der Kreuzung von 2nd Street und King Street beginnend, am Ferry Building vorbei und unter der San Francisco-Oakland Bay Bridge hindurch nach Norden zieht. Passanten umschwärmten ihn, zu Fuß, auf Fahrrädern und Skateboards, während die untergehende Sonne ihre Strahlen über den indigoblauen Himmel schickte.
    Pete hatte sich sein Opfer vor dem Ferry Building ausgesucht, eine gertenschlanke Blondine mit einem schwarzen Kapuzenanorak und einem langen, schwarzen Rock. Der Wind sorgte dafür, dass ihre Kleidung sich aufbauschte und flatterte. Er musste dabei unwillkürlich an eine Burka denken.
    Die dünne Blonde schob ein Kind in einem Buggy vor sich her, ein ruhiges Ding in Rosa, das anscheinend ganz versunken war in den Anblick der Passagiere, die von der Fähre strömten und sich auf dem Marktplatz in alle Richtungen verteilten.
    Pete folgte der schwarz gekleideten Blondine über den Bauernmarkt, sah, wie sie einen Laib Brot, einen Kopfsalat und ein Fischfilet aussuchte. Er blieb ihr auch auf den Fersen, als sie den Markt hinter sich ließ. Sie hatte Plastiktaschen an den Handgelenken und wechselte kein Wort mit ihrer Tochter, die irgendwie diejenige zu sein schien, die das Kommando hatte.
    Als sein Opfer an der Kreuzung Market Street und Spear Street angelangt war, steuerte sie den Eingang zum Bay Area Rapid Transit, kurz BART genannt an, dem Nahverkehrssystem für San Francisco und Umgebung. Sie klappte die Rückenlehne des Buggys gerade und stellte sich auf die abwärts fahrende Rolltreppe. Pete wusste, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war. Er nahm die Pistole in seiner Jackentasche fest in die rechte Hand und verließ die Rolltreppe direkt hinter ihr.
    »Miss? Madam?«, rief er. Beim dritten Ruf schnellte ihr Kopf herum, und sie warf ihm einen Blick zu: Was ist denn?
    Er zog den Kopf ein und lächelte sie schüchtern an. »Ich bin eigentlich an der Ecke California Street mit jemandem verabredet. Aber ich … ähm … ich hab mich verlaufen.«
    Die Frau starrte ihn an, sagte: »Da kann ich Ihnen auch nicht helfen«, und schob den Buggy in Richtung U-Bahn-Tunnel.
    »He, herzlichen Dank, meine Dame!«, brüllte Pete ihr hinterher. »Vielen Dank dafür, dass Sie mir Ihre gottverdammte Zeit geopfert haben!«
    Die Hände in die Taschen gestopft, ging Pete weiter in Richtung Norden. Es war noch nicht vorbei. Ob sein Gesichtsausdruck ihn verraten hatte? Hatte er zu gierig ausgesehen? Zu unfreundlich?
    Im Irak, da war alles anders gewesen. Aber hier würde er nicht alles vermasseln.
    Er war ruhig. Er war konzentriert. Er hatte eine Mission.
    Und die würde er auch erfüllen.

33
    Während Pete sich gegen den Wind stemmte, rief er sich den letzten Tag im Leben von PFC Kenneth Marshall ins Gedächtnis.
    Pete hatte im ersten Fahrzeug gesessen, auf der staubigen Straße kurz hinter Haditha, seine Männer in einer Kolonne hinter ihm. Sie waren noch ungefähr vierzig Meter von ein paar eng beisammenstehenden Häusern entfernt gewesen, als die Bombe explodiert war. Die Sprengladung riss Corporal Lennar aus dem letzten Fahrzeug des Konvois heraus und trennte Kenny Marshall die Beine vom Rumpf.
    Pete liebte Kenny wie einen Bruder. Er war ein schlauer Bursche mit Grübchen und hatte ein Jesusbild im Helm bei sich getragen. Er spielte Dosenfußball mit den Kindern der Feinde, gab ihnen Essensrationen, glaubte an die Mission – dem Irak die Freiheit zu bringen. Kenny sagte immer, dass Gott, wenn es so weit war, ihn finden würde, ganz egal, wo er war.
    Nachdem nun Gott Kenny zu sich gerufen hatte, nachdem die getarnte Bombe seinen treuen amerikanischen Sohn und Soldaten getötet hatte, nachdem die Truppen unter Captain Pete Gordons Kommando aus ihrer Starre erwacht waren, richteten sie ihre Blicke auf Pete und warteten auf seine Befehle. Es war nicht schwer. Er handelte ganz nach Vorschrift. Nach seinen Vorschriften.
    Pete glaubte genau zu wissen, wer diese Sprengladung ferngezündet hatte. Sie saßen in dem Wagen hinter dem Humvee, den Kenny gesteuert hatte. Die folgenden Minuten waren ihm so

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