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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Robin.
    Jacobi erwiderte: »Sie ist unterwegs. Sobald sie hier ist, bringen wir Sie nach unten.«
    »Ich habe von den Schüssen nichts mitbekommen«, sagte das Mädchen zwischen einzelnen Schluchzern. »Ich habe den Schalter vor der Sieben-Uhr-Vorstellung aufgemacht.«
    Chi reichte ihr ein Paket Papiertaschentücher und sagte, dass sie sich ruhig Zeit lassen solle.
    »Ich hab nichts gehört«, sagte sie und schnäuzte sich. »Aber als ich die Jalousie hochgezogen hab …«
    Ich konnte es in ihren Augen sehen. Die letzten Augenblicke der Unschuld, wie sie die Geldschublade aufschloss, die Ticketausgabe überprüfte, die metallene Sicherheitsjalousie aufzog, in Erwartung von … ja, was? Ein paar Leuten, die schon sehr früh ihre Eintrittskarten kaufen wollten?
    »Zuerst habe ich es gar nicht geglaubt«, sagte Robin. »Ich hab gedacht, das wär irgend so eine Werbeaktion für einen neuen Film. Aber dann hab ich gemerkt, dass die Leute da echt waren. Dass sie tot waren.«
    »Haben Sie jemanden in der Nähe der Leichen gesehen?«, wollte ich wissen.
    Sie nickte und sagte: »Er muss die Jalousie gehört haben. Er hat mir ganz kurz in die Augen geschaut. Ich hab seine Pistole gesehen, also hab ich mich schnell geduckt.«
    Der Mann, den Robin Rose gesehen hatte, war weiß, trug eine blau-weiße Baseballjacke und eine tief in die Stirn gezogene Mütze. Sie glaubte zwar nicht, dass sie ihn beschreiben konnte, wollte es aber versuchen. Genau wie mit seiner Pistole. Und sie hatte nicht gesehen, in welche Richtung er das Einkaufszentrum verlassen hatte.
    Vielleicht hatte er ja den Übergang in einen der anderen Flügel des Embarcadero Center benutzt. Aber genauso gut konnte er mit der Rolltreppe ins Erdgeschoss gefahren und einfach auf die Straße gegangen sein.
    Ich bat Robin, ins Präsidium zu kommen und sich ein paar Überwachungsvideos anzuschauen, dann verließ ich gemeinsam mit Jacobi das Kino. Er hatte schon angefangen, eine Großfahndung nach einem Weißen mit einer blau-weißen Baseballjacke einzuleiten, da kam Claire mit ihrem ersten Stellvertreter Bunny Ellis im Schlepptau die Rolltreppe herauf.
    Mit wutentbranntem Gesicht ging Claire mit der Minolta in der Hand auf die Leichen zu. Ich stand neben ihr, als sie sagte: »Schau dir das an. Das gleiche seltsame Pulvermuster. Die gleichen Schüsse aus kurzer Distanz. Der gleiche, widerliche Kindermörder. Ist etwas gestohlen worden?«
    »Der Geldbeutel der Mutter war voll.«
    Dann entdeckte Claire die Schrift auf der Unterseite des Buggys.
    Ich starrte die Buchstaben an, während die Blitzlichter der Kameras in stroboskopartiger Hysterie aufzuckten. Die Botschaft war mit Lippenstift geschrieben worden. Die gleiche Signatur – und doch verschieden.
    ZFK
    »Was soll das denn?«, sagte ich zu Claire. »Nicht FKZ ? Jetzt heißt es plötzlich ZFK ?«
    »Wenn du mich fragst, Lindsay, dann sind das gar keine Hinweise. Dieser Typ will uns einfach bloß verarschen.«

36
    Unsere Aushilfe, Jackson Brady, sagte, er habe diverse Fortbildungen in der FBI -Zentrale in Quantico mitgemacht.
    »Zwei ganze Sommer lang habe ich gelernt, wie man Täterprofile von Serienkillern erstellt. Deswegen bin ich vielleicht noch kein Experte, aber ich kann mir durchaus ein fundiertes Urteil erlauben.«
    Jacobi sicherte uns einen Konferenzraum im Dezernat für Personendelikte, und wir versammelten uns alle um den zerkratzten Holzimitat-Tisch und blickten Brady an. Paul Chi sagte ihm, welche Erkenntnisse wir aus der Untersuchung der beiden Tatorte gewonnen hatten, und Brady machte sich Notizen.
    Alle Augen waren auf ihn gerichtet, als er sagte: »Ein Kindermord ist eine Gegenreaktion, möglicherweise auf eine traumatische Kindheit. Aber vielleicht ist dieser Killer auch innerlich so abgestumpft, dass er die Kinder einfach nur umbringt, um alle Zeugen zu beseitigen.«
    »Aber das waren doch noch Babys«, wandte Jacobi ein.
    Brady entgegnete achselzuckend: »Vermutlich handelt der Killer nicht logisch. In den Morden an den Müttern manifestiert sich ein tief sitzender Frauenhass.«
    »Für die Suche nach dem Täter«, sagte Jacobi, »ist seine frühe Kindheit aber nicht relevant, oder? Seine Gefühle bringen uns jedenfalls nicht auf seine Spur.«
    »Da haben Sie vollkommen recht, Lieutenant. Ich würde sogar behaupten, dass dieser Kerl sich selbst in der Öffentlichkeit regelrecht unsichtbar machen kann. Sehen Sie sich doch mal an, wie er seine Verbrechen begangen hat, wie er jedes Mal unerkannt

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