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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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davongekommen ist. Er ist hochintelligent, er ist voll und ganz auf sein Ziel konzentriert, er ist gut organisiert und er arbeitet alleine. Das Wichtigste aber ist: Er macht einen ganz normalen, harmlosen Eindruck. Nur dadurch hat er es geschafft, so dicht an seine Opfer heranzukommen. Sie haben ja nicht einmal um Hilfe geschrien.«
    »Und er besitzt eine Waffe, die nirgendwo registriert ist«, fügte ich hinzu.
    »Das ist ein interessantes Detail«, sagte Brady. »Der Kerl kennt sich mit Waffen aus. Könnte sein, dass er eine militärische Ausbildung besitzt.«
    »Wir haben die Aussage einer Zeugin und ein Überwachungsvideo«, warf ich ein. »Wir glauben, dass wir ungefähr wissen, wie er aussehen könnte.«
    »Aber nichts Eindeutiges, oder?«
    »Stimmt«, meinte Chi. »Weiß, Mitte dreißig, trägt eine Mütze. Wenn wir die Bänder aus dem Embarcadero Center haben, bekommen wir vielleicht noch eine andere Perspektive.«
    Conklin sagte: »Wenn dieser Typ eine militärische Vergangenheit hat und zumindest außergewöhnlich fähig und gut ausgebildet ist, was könnte ihm dann zum Verhängnis werden?«
    »Selbstüberschätzung«, meinte Brady. »Er könnte zu selbstsicher werden und uns einen Hinweis hinterlassen. Aber, um ehrlich zu sein, es kann eine ganze Weile dauern, bis er einen solchen Fehler begeht.«
    Ich ließ mich gegen die Stuhllehne sinken. Das war nur eine andere Ausdrucksweise für einen Gedanken, der sich seit der Ermordung der Bentons im Stonestown-Parkhaus in meinem Kopf eingenistet hatte.
    Es würde noch mehr Tote geben.

37
    Vor zehn Tagen hatte es noch geheißen: »Dowling sticht alles.«
    Jetzt stellte die gesamte auf dem Zahnfleisch kriechende Mordkommission plus Dutzender kurzfristig verpflichteter Kollegen aus anderen Abteilungen das Embarcadero Center auf den Kopf und verfolgte in Zwölf-Stunden-Schichten und unter Jacobis Leitung jeden noch so verrückten telefonischen Hinweis. Alle hatten nur einen einzigen Gedanken: Den Lippenstift-Killer dingfest zu machen.
    Ich war gerade bei Claire in der Leichenhalle, als der Ballistik-Bericht des FBI in ihrem Eingangskorb landete. Ich versuchte mich zusammenzureißen und meine Ungeduld nicht laut herauszubrüllen, während sie telefonierte und dabei vorsichtig den Briefumschlag aufmachte. Schließlich legte sie auf und zog ein einzelnes Blatt Papier heraus. Sie überflog es und sagte: »Hui-ui-ui, unser Fall wurde von Dr. Mike persönlich untersucht.«
    »Vergib mir meine Ahnungslosigkeit … und kann ich jetzt bitte endlich diesen verdammten Bericht sehen?«
    »Einen Moment noch, meine Liebe. Dr. Michael Sciarra ist der Mann für die wichtigen Fälle beim FBI «, sagte sie. »Okay. Kommen wir direkt zum Punkt. Dr. Mike sagt, dass die Schmauchspurmuster bei diesen toten Babys deshalb atypisch waren, weil die Waffe einen Schalldämpfer hatte. Und zwar keines von den üblichen Nullachtfünfzehn-Dingern, die aus einer Plastikflasche und ein paar Spülschwämmchen zusammengebastelt werden.«
    »Was denn dann?«, wollte ich wissen.
    »Ein fachmännisch hergestelltes Teil. Stahl oder Titan. Davon gibt es nur sehr wenige. Dr. Mike schreibt hier: ›Bislang wurde im Zusammenhang mit einem in den Vereinigten Staaten begangenen Mord noch nie ein Schalldämpfer registriert, der ein vergleichbares Schmauchspurenmuster wie bei den Kindern Benton und Kinski erzeugt.‹«
    »Mein Gott, was soll das denn heißen?«
    »Zunächst einmal erklärt es, wieso niemand die Schüsse gehört hat.«
    »Und wieso wir die Waffe nicht in unserer Datenbank gefunden haben.«
    »Weil sie nämlich vermutlich aus dem Ausland stammt«, sagte Claire, als mein Handy anfing zu klingeln. Als ich die Anruferkennung sah, krampften sich meine Eingeweide zusammen. Ich ließ Claire einen Blick auf das Display werfen, klappte das Handy auf und sagte: »Boxer.«
    Ich dachte: Was kommt jetzt?
    »Boxer, dieser gottverdammte, scheißdurchgeknallte Lippenstift-Irre hat schon wieder so eine verfluchte Horror-Show abgezogen!«, brüllte Jacobi mir ins Ohr.
    »Nein, kann doch nicht wahr sein, NEIN !«
    »Doch, eine Frau und ein Kleinkind im Parkhaus am Union Square. Sieht alles genauso aus wie die letzten beiden Male. Ich bin hier vor Ort, zusammen mit Chi und Cappy. Tracchio ist auch schon unterwegs. Ich wette, jetzt fängt er an, sich überall einzumischen.«
    Ich legte auf, informierte Claire und holte Conklin an die Strippe, dann flüchtete ich auf den Parkplatz hinter dem Präsidium. Conklin saß in

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