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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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passiert? Geht es den beiden gut?«, stieß Marone hervor. »Ich hab doch gerade erst mit Elaine gesprochen.« Er schluchzte. »Ich wollte noch Zigaretten holen, und wir haben abgemacht, dass wir uns beim Auto treffen.«
    »Sie haben gerade eben noch mit ihr telefoniert?«
    »Ich habe gehört, wie sie zu jemandem gesagt hat: ›Was wollen Sie?‹ Und dann hab ich gehört … O Gott, sagen Sie, dass es ihr gut geht.«
    Ich sagte ihm noch einmal, dass es mir leidtat, und Marone brüllte: » NEIN , nicht meine beiden Mädchen! Bitte, bitte, ich muss zu ihnen.«
    Francis Marone brach mir das Herz – und das eigentlich Grausame daran war: Wenn wir jemals eine Chance haben wollten, den Killer zu schnappen oder ihn womöglich sogar vor Gericht zu stellen, dann mussten wir den Tatort vor diesem Mann beschützen.
    Ein Wald aus Bäumen war um mich herum aus dem Boden gewachsen – Tracchio, Conklin, Chi, McNeil. Ich fragte Mr. Marone, ob ich einen seiner Freunde oder Verwandten anrufen sollte, aber er hörte mir nicht zu. Trotzdem, ich musste es wissen: »Mr. Marone, können Sie sich vorstellen, dass irgendjemand Ihrer Frau etwas antun wollte?«
    Marone blickte mich aus blutunterlaufenen Augen an, dann rief er: »Ich fahre einen Zementmischer! Elaine macht Öffentlichkeitsarbeit für einen Spielzeugladen. Wer soll sich denn für uns interessieren? Niemand. Niemand! «
    Marone hatte sich die Unterarme blutig geschürft. Ich legte dem armen Kerl die Hand auf die Schulter und stand daneben, während Jacobi und Tracchio ihm auf die Beine halfen.
    »Ich wollte Ihnen nicht wehtun, wirklich nicht«, sagte Jacobi.
    Ich gab den Officers Noonan und Mackey ein Zeichen und bat sie, Marone ins Krankenhaus zu fahren. Ich versprach ihm, ihn dort so schnell wie möglich zu besuchen. Dann trat ich beiseite. Claires Transporter schoss die Rampe herauf.

41
    Als ich wieder im dritten Stockwerk ankam, war Claire gerade dabei, ihre Kamera einzupacken. Sie schaute mich an, und auf ihrem Gesicht spiegelte sich mein eigenes, abgrundtiefes Entsetzen wider. Wir fielen einander in die Arme und hielten einander fest, und jetzt war es mir auch egal, ob irgendjemand mich für schwächlich hielt.
    »Die Babys. Ich komme einfach nicht über die Babys weg«, sagte ich.
    »Und es wird nicht alles wieder gut werden«, sagte Claire an meine Schulter gelehnt. »Auch wenn ihr dieses Dreckschwein erwischt, es wird nicht alles wieder gut. Nie wieder. Das ist dir doch klar, oder?«
    Wir ließen einander erst los, als einer von Claires Assistenten fragte, ob sie jetzt anfangen konnten, Plastiktüten über die Hände der Opfer zu ziehen. Das grässliche Geschäft der Dekonstruktion des Verbrechens hatte begonnen. Ich sagte zu Claire: »Hast du die Schrift auf der Windschutzscheibe gesehen?«
    »Mm-hmm. KFZ . Schon wieder anders. Das K und das F stehen immer nebeneinander, nur das Z wird hin und her geschoben. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen, bloß dass ich jetzt schon wieder zwei Leichen untersuchen muss, die niemals bei mir hätten landen dürfen.«
    Claire zog mich am Arm, und ich machte Platz, als Clappers Transporter auftauchte und neben dem Wagen der Gerichtsmedizin zum Stehen kam. Kriminaltechniker strömten aus dem Laderaum, und Clapper stand neben der widerlichen Szene und sagte zu niemand Bestimmtem: »Da fragt man sich doch, ob der liebe Gott die Menschheit aufgegeben hat.«
    Blitzlichter zuckten, und die Leichen und die Beulen, die die Kugeln am und im Auto hinterlassen hatten, wurden auf Video aufgezeichnet. Patronen wurden eingesammelt. Markierungen wurden aufgestellt, Skizzen gezeichnet und Notizen gemacht.
    Ich stand am Rand der Szene und sah den Kriminaltechnikern bei der Arbeit zu. Dabei dachte ich, dass Elaine Marone noch vor einer Stunde mit ihrem kleinen Kind und ihrem Mann beim Einkaufen gewesen war … und jetzt hüllten Claires Mitarbeiter ihre sterblichen Überreste in weiße Tücher und zogen die Reißverschlüsse der Leichensäcke zu. Ich war froh, dass Francis Marone die kalte Endgültigkeit dieser Reißverschlüsse niemals zu hören bekommen würde.
    Erneut hoffte ich, dass die Munition vielleicht in irgendeiner Datenbank auftauchte, dass es inmitten dieses Blutbads irgendeinen brauchbaren Hinweis zu entdecken gab, da rief Conklin: »Linds. Schau dir das mal an.«
    Ich ging hinüber zum Minivan der Marones und sah meinen Partner auf die drei Buchstaben auf der Windschutzscheibe deuten. Er blickte mich mit seinen braunen Augen an und

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