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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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sie herum eine Lache gebildet hatte und in lang gezogenen Rinnsalen über den geneigten Betonboden floss, war von blutigen Fußabdrücken umgeben, und auch an ihren Schuhsohlen klebte Blut.
    Das Kind lag eingekuschelt an ihrem Bauch. Es machte den Eindruck, als seien die beiden absichtlich so hingelegt worden.
    Mir wurde schwarz vor Augen. Der Boden wurde mir unter den Füßen weggezogen, und ich hörte Conklin sagen: »Linds? Lindsay?« Er legte mir den Arm um die Hüfte und verhinderte so, dass ich zu Boden fiel.
    »Was ist denn los? Ist alles in Ordnung?«
    Ich nickte und nuschelte: »Alles in Ordnung. Schon gut. Ich hab heute noch nichts gegessen.« Ich ärgerte mich über mich selbst, weil ich Schwäche zeigte. Typisch Frau. Meine Vorgesetzten, die Kollegen, meine Freunde, sie alle brauchten meine Führung. Ich musste mich zusammenreißen.
    Die Opfer lagen zwischen einem roten Dodge Caravan und einem silbernen Toyota Highlander, daneben eine geöffnete Handtasche. Sie hatte dem Opfer gehört und war ausgekippt worden.
    Die Türen des Caravans standen sperrangelweit offen. Ich hob den Blick und sah die Buchstaben » KFZ « in roter Schrift auf der Windschutzscheibe.
    Schon wieder diese merkwürdige Signatur. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
    Paul Chi rief von hinten meinen Namen, und ich drehte mich zu ihm um. Er war kreidebleich. Ich wusste, dass dieses grässliche Verbrechen ihn genau wie mich bis ins Mark erschütterte.
    »Das Opfer heißt Elaine Marone«, sagte Chi. »Sie war vierunddreißig Jahre alt. In ihrem Portemonnaie haben wir sechsundfünfzig Dollar, Kreditkarten, einen Führerschein und so weiter entdeckt. Den Namen des kleinen Mädchens kennen wir nicht.«
    »Habt ihr den Lippenstift gefunden?«, erkundigte ich mich in der Hoffnung, dass er vielleicht unter ein parkendes Auto gerollt sein könnte, dass der Killer vielleicht seine Fingerabdrücke auf dem glänzenden Gehäuse hinterlassen hatte.
    »Wir haben überhaupt keine Schminksachen gefunden«, sagte Chi. »Aber schau dir mal die Quetschungen an Mrs. Marones Handgelenk an. Vielleicht hat sie ja versucht, dem Angreifer die Waffe aus der Hand zu reißen.«
    Ich kniete mich neben Elaine Marones Leiche. Wie Chi gesagt hatte, waren an ihrem rechten Handgelenk bläuliche Druckstellen in Fingerform zu erkennen, und ich zählte fünf deutlich sichtbare Einschusslöcher in ihrem Pullover. Elaine Marone hatte sich nicht bloß gewehrt. Sie hatte mit aller Macht gekämpft.
    Und dann hörten wir die Schreie, das herzzerreißende Gebrüll durch das Betongewölbe zu uns nach oben dringen.
    »Laineee. Lillllly.«
    O Gott, nein.
    Schritte dröhnten über den Beton. Jacobi schrie: »Stopp! Stehen bleiben!«
    Die Warnung war nicht zu überhören, doch die Schritte kamen unaufhaltsam näher.

40
    Ich rannte hinunter in den zweiten Stock, kam um die letzte Kurve und sah Tracchio und Jacobi mit einem kräftigen Mann in Jeans und Flanellhemd ringen. Der Mann war ein Kraftpaket, ein wilder Stier, bis zur Halskrause voll mit Adrenalin. Er schüttelte Tracchio und Jacobi ab wie kleine Hündchen und rannte weiter, dem Schauplatz des Verbrechens entgegen. Es sah so aus, als wollte er mich einfach über den Haufen rennen.
    Jacobi brüllte: » STEHEN BLEIBEN «, dann nahm er seinen Taser vom Gürtel. Ich rief: »Jacobi, NEIN ! Mach das nicht, mach das …« Aber mir war klar, dass er keine andere Wahl hatte. Ich hörte das elektrische Knistern des Elektroschockers, und der breitschultrige Mann wurde von den Beinen gerissen, als hätte man ihm das Rückenmark durchtrennt. Er sackte in sich zusammen und rutschte die abschüssige Fahrbahn hinunter. Das Ganze dauerte ungefähr fünf Sekunden. Während dieser Zeitspanne war er gelähmt und nicht in der Lage zu schreien.
    Dann stand Jacobi vor ihm und brüllte: »Großer Gott, jetzt sehen Sie sich mal an, wozu Sie mich gezwungen haben! Reicht es Ihnen jetzt endlich? Reicht es Ihnen?«
    Der Taser hörte auf zu knistern, und der Gestürzte fing fürchterlich an zu weinen, konnte einfach nicht wieder aufhören. Ich kniete mich neben ihn, während Jacobi ihm die Arme auf den Rücken drehte und ihm Handschellen anlegte.
    »Ich bin Sergeant Boxer«, sagte ich und tastete ihn ab. Ich zog ein Portemonnaie aus seiner Gesäßtasche und sah mir den Führerschein genau an. Der Mann war Francis Marone.
    »Lassen Sie mich LOS ! Ich muss zu ihnen!«
    Ich sagte: »Tut mir leid, Mr. Marone, aber das geht jetzt noch nicht.«
    »Was ist denn

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