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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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einfach, was ich sage. Und jetzt geh zur Treppe. Auf dem ersten Absatz drehst du dich einmal um, damit ich sehen kann, ob dir jemand folgt.«
    Ich gehorchte, und der Killer war zufrieden.
    »Gehen wir, Prinzessin. Wir haben eine Verabredung im Whitcomb.«

61
    Ich kam auf der Civic Center Plaza wieder ans Tageslicht, einem kleinen, von Bäumen gesäumten Park, umgeben von schillernd verkleideten Regierungsgebäuden, Banken und kulturellen Institutionen – ein hübscher, öffentlicher Platz, der mehr und mehr von Obdachlosen in Beschlag genommen wurde.
    Während ich von der BART -Station zum Hotel Whitcomb ging, ließ ich meinen Blick über die geparkten Autos gleiten, immer in der Hoffnung, irgendwo Verstärkung zu entdecken. Ich hörte einen Wagen mit quietschenden Reifen in die Market Street einbiegen und sah einen grauen Ford ruckartig abbremsen. Ich konnte mich nicht umdrehen, ohne der Kamera zu zeigen, wer am Steuer saß, also blieb mir nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, dass Jacobi oder jemand anderes mich beschattete.
    Ich überquerte die Market Street und gelangte zum Whitcomb, einem eleganten viktorianischen Hotel mit vierhundert Zimmern. Ich betrat das opulente Foyer mit seinen glitzernden Kristall-Kronleuchtern, dem Marmorfußboden, den holzgetäfelten Wänden und den überbordenden Blumenarrangements, die mit ihrem Duft die kühle Luft bereicherten.
    Mein persönlicher Stadtführer gab mir diverse Instruktionen und schickte mich in den Market Street Grill, ein wunderschönes und so gut wie menschenleeres Restaurant. Am blauen Jackett der sportlich-schlanken jungen Frau mit den nach hinten gebundenen, langen schwarzen Haaren, die am Empfangstresen des Restaurants stand, prangte ein Namensschild mit der Aufschrift SHARRON .
    Sharron erkundigte sich, ob ich allein zu speisen wünschte, und ich erwiderte: »Eigentlich bin ich nur hier, um einen Brief für meinen Chef, Mr. Tyler, abzuholen. Er vermutet, dass er ihn nach dem Frühstück hier vergessen hat.«
    »O ja«, sagte Sharron. »Den habe ich gesehen. Ich habe ihn beiseitegelegt. Einen Augenblick, bitte.«
    Die Empfangsdame bückte sich unter ihren Tresen, stieß ein leises »Ich hab ihn« aus und reichte mir einen weißen, mit »H. Tyler« beschrifteten Briefumschlag.
    Ich hätte sie am liebsten gefragt, ob sie den Mann, der den Umschlag hinterlassen hatte, gesehen hatte, hörte aber laut und deutlich die Warnung des Killers in meinem Kopf: »Wenn du mich irgendwie verarschen willst, dann lege ich auf. Danach bringe ich noch ein paar Leute um, und das ist dann allein deine Schuld.«
    Ich bedankte mich bei der Frau und ging den Flur entlang, der vom Restaurant in die Hotellobby führte.
    »Mach den Umschlag auf, Schätzchen«, sagte der Killer. Ich biss die Zähne zusammen und gehorchte.
    In dem Kuvert lagen ein abgerissenes Parkticket und fünfundzwanzig Dollar in neuen Scheinen. Auf dem Ticket stand TRINITY PLAZA . Ein Vierundzwanzig-Stunden-Parkhaus gleich um die Ecke.
    »Haben Sie jetzt Ihren Spaß?«, sagte ich.
    »Jede Menge«, erwiderte er. »Falls dir langweilig sein sollte, erzähl mir was von dir. Ich bin ganz Ohr.«
    »Ich würde lieber über Sie sprechen. Warum haben Sie diese Mütter und ihre Kinder eigentlich umgebracht?«, entgegnete ich.
    »Ich würde es dir ja sagen«, meinte er, »aber du weißt ja, wie das enden würde: Dann müsste ich dich umbringen … Lindsay.«
    »Wer ist Lindsay?«, sagte ich, aber ich war erschüttert. Meine Beine versagten den Dienst, und ich stolperte die Eingangstreppe des Hotels hinunter. Woher kannte er meinen Namen?
    »Hast du wirklich geglaubt, ich würde dich nicht erkennen? Meine Güte, Prinzessin, du bist doch fast so was wie eine kleine Berühmtheit hier in der Stadt. Ich hab natürlich gewusst, dass sie jemanden von der Bullerei abstellen würden. Und zu meiner großen Freude bist du es geworden. Sergeant Lindsay Boxer, und ich hab Sie an der Leine.«
    »Tja, solange es Sie glücklich macht.«
    »Glücklich? Ich bin außer mir vor Entzücken! Also, dann hör mal gut zu, Lindsay. Ich bin nur noch einen Mausklick von deiner Adresse entfernt, von deinen Freunden, von denen, die du liebst. Ich schätze also, du hast noch mehr Grund als bisher, dafür zu sorgen, dass ich mein Geld bekomme, findest du nicht auch, Zuckerschnute?«
    Ich sah Cindy im Sichtfeld der Kamera stehen, Conklin, Joe, der zu Hause an seinem Schreibtisch saß, Martha zu seinen Füßen. Ich sah mich selbst mit der Glock in der

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