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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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umdrehte, sah ich Gordons Wagen aus der Einfahrt schießen. Er umkurvte das Nagelband, rammte einen Geländewagen beiseite, der ihm den Weg versperrt hatte, schoss über den Bordstein und jagte in Richtung Freeway die Straße hinunter.
    Innerhalb weniger Sekunden glich die ruhige Vorstadtstraße einer Gefechtszone. Aus allen Richtungen war Sirenengeheul zu hören: Das Bombenkommando, Krankenwagen und Feuerwehren, alle stürmten sie den Ort des Geschehens.
    Ich ging zur Straße, als Benbow gerade Luftüberwachung für den Honda anordnete.
    Conklin reichte mir ein Telefon, und ich sagte Jacobi, dass es mir gut ging, aber in Wirklichkeit war ich durch die Explosionen benommen und kurzatmig, und immer wieder verschwammen die Bilder vor meinen Augen.
    Als Conklin und ich zu unserem Wagen wankten, sah ich unentwegt das gerötete, schreckensstarre Gesicht des kleinen Jungen hinter dem Autofenster vor mir.
    Das Schwindelgefühl übermannte mich. Ich beugte mich vor und übergab mich auf den Rasen.

97
    Ich erwachte in der Notaufnahme, in einem Rollbett, das in einem durch Vorhänge abgetrennten Krankenabteil stand. Joe erhob sich aus dem Stuhl neben dem Bett und legte mir die Hände auf die Schultern.
    »Hallo, Süße. Wie geht es dir? Alles gut?«
    »Besser denn je.«
    Joe lachte und gab mir einen Kuss.
    Ich drückte ihm die Hand. »Wie lange war ich bewusstlos?«
    »Zwei Stunden. Hast den Schlaf wohl dringend nötig gehabt.« Joe setzte sich wieder hin, ohne meine Hand loszulassen.
    »Wie geht es Conklin? Und Brady?«
    »Conklin ist an der Stirn genäht worden. Die Narbe wird ihm gut stehen. Brady ist unverletzt, aber stinksauer. Er meint, er hätte Gordon ausschalten können.«
    »Oder er hätte uns alle, mich, sich selbst, Conklin und das Baby, umgebracht.«
    »Du hast alles richtig gemacht, Linds. Alle sind am Leben. Jacobi sitzt im Wartezimmer. Er hat mich umarmt.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Ziemlich heftig.« Joe grinste, und ich musste lachen. Ich kann mich nicht erinnern, dass Jacobi mich jemals umarmt hätte.
    »Gibt es etwas Neues von Gordon?«
    »Als die Luftüberwachung endlich im Gang war, da war sein Honda in einem Meer von Tausenden blauer Kombis untergetaucht. Sie haben ihn verloren.«
    »Und der Junge?«
    Joe zuckte mit den Schultern. Mir wurde sofort wieder übel. Da waren so viele perfekt ausgebildete Einsatzkräfte vor Ort gewesen – und Gordon hat uns alle wie Idioten aussehen lassen. »Er wird Steven als Geisel benutzen, bis er ihn nicht mehr braucht.«
    »Ich glaube, er hat sich den Jungen schon längst vom Hals geschafft, Liebling. Ein kreischendes Kleinkind kann für ihn doch nur Ballast gewesen sein, nachdem er hier weg war.«
    »Du meinst, er hat ihn umgebracht?«
    »Sagen wir mal, er hat ihn irgendwo ausgesetzt.« Er blickte zu Boden, zuckte die Achseln.
    Eine Krankenschwester kam herein und teilte mir mit, dass der Arzt gleich hier sein würde. »Kann ich Ihnen vielleicht etwas bringen? Ein Glas Saft?«
    »Nein, danke. Nicht nötig.«
    Als sie wieder weg war, sagte Joe: »Die ganze Aktion war ein Ablenkungsmanöver. Der Typ versteht was davon, Bomben zu bauen.«
    »Und ich habe sie gezündet?«
    »Mit der Türklingel. Als du die gedrückt hast, wurden zwei Sprengkapseln gezündet. Die eine lag in einer Kühlbox am Straßenrand. Die andere hat den hinteren Teil des Hauses weggesprengt – davon ist nicht mehr allzu viel übrig geblieben.«
    »Er hat verlangt, dass ich kommen soll, Joe. Er wollte, dass ich an die Tür komme. Er wollte, dass ich die Bombe zünde. Warum ich? Aus Rache, weil er das Geld nicht gekriegt hat?«
    »Ich denke schon. Du bist für ihn so etwas wie die Verkörperung seines Machtkampfs mit den Behörden …«
    Der Arzt trat ein, und Joe verließ das Abteil. Dr. Dweck bewegte seinen Finger hin und her und bat mich, ihn mit Blicken zu verfolgen. Er schlug ein Hämmerchen gegen meine Knie und ließ mich die Arme spreizen. Er teilte mir mit, dass ich einen wunderschönen, handtellergroßen, blauen Fleck an der Schulter hatte und dass die Schnittwunden an meinen Händen problemlos verheilen würden.
    Er hörte meinen Atem und mein Herz ab, die sich beide beschleunigten, als ich daran dachte, dass Pete Gordon mittlerweile überall sein konnte, mit oder ohne diesen kleinen Jungen, und dass niemand wusste, wo er steckte.

98
    Joe fuhr mich nach Hause, und ich ließ mich an die Rückenlehne des Beifahrersitzes sinken. Jacobi hatte gesagt, ich sollte ein paar Tage freinehmen und mich

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