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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Vielleicht war es das Letzte, was ich jemals zu Gesicht bekommen würde. Ich klopfte an. Keine Reaktion. Ich klopfte noch fester. Erneut keine Reaktion.
    Was zum Teufel sollte das denn?
    Achselzuckend drehte ich mich zu Conklin um. Dann drückte ich auf die Klingel.
    »Nein, Lindsay, NEIN !«, hörte ich Conklin rufen, und im selben Augenblick gab es zwei laute Explosionen kurz hintereinander.
    Die Luft wurde in zwei Teile gespalten. Der Erdboden tat einen gewaltigen Ruck, und ich wurde von den Beinen gerissen. Es war ein Gefühl, als hätte mich ein Lastwagen angefahren. Ich schlug hart auf dem Boden auf, und eine dichte schwarze Rauchwolke vernebelte mir die Sinne. Ich inhalierte den bitter schmeckenden Pulverdampf, hustete, bis meine Eingeweide vollkommen verkrampft waren. Männerstimmen drangen von der Straße herüber, und Funkgeräte knatterten. Ich hörte, wie Conklin meinen Namen rief.
    Angestrengt äugte ich durch den Rauch und sah meinen Partner fünf Meter weiter auf dem Boden liegen. Ich kreischte » Richie «, rappelte mich auf und rannte zu ihm. Er blutete aus einer Schnittwunde auf der Stirn.
    »Du bist verletzt!«
    Er legte eine Hand an die Stirn und sagte: »Alles in Ordnung. Und bei dir?«
    »Bestens, verdammte Scheiße.«
    Ich half Richie auf die Füße. Er legte mir die Hand auf die Schulter. »Großer Gott, Linds, ich dachte schon, er hat uns umgebracht.«
    Ein Geländewagen am Straßenrand brannte. Durch umherfliegende Splitter verletzte Männer lehnten an ihren Fahrzeugen oder lagen am Straßenrand. Die Spuren der Explosion sagten mir, dass Gordon eine Bombe auf dem Bürgersteig platziert hatte. Eine zweite war auf der Rückseite des Hauses detoniert – des Hauses, das jetzt anfing zu brennen. Sollten diese Sprengsätze töten? Oder sollten sie nur Verwirrung stiften?
    Wo war Gordon jetzt?
    Da hörte ich hinter mir das unverkennbare Knirschen eines sich öffnenden Garagentores. Ich drehte mich um und sah Gordon am Steuer eines blauen Honda-Kombi sitzen. Er fuhr aus der Garage und die Einfahrt zur Straße entlang.
    Rich zog seine Neun-Millimeter, und ich wusste genau, dass das nicht die einzige Waffe war, die auf diesen Honda gerichtet wurde. Das ganze Haus war abgedeckt, von vorn und hinten, von links und von rechts – und ich stand direkt in der Schusslinie.
    » Nicht schießen !«, rief ich in Richtung Straße.
    Ich hielt die Hände hoch und ging auf Gordons Auto zu. Ich warf einen Blick durch das Fahrerfenster und starrte direkt in das Gesicht eines zu Tode erschrockenen Kleinkinds. Gordon hielt seinen Sohn vor das Fenster, hatte ihm den Pistolenlauf an den Kopf gedrückt, benutzte ihn als Schild.
    Das Fenster ging einen Spalt weit auf, und ich hörte Gordons allzu vertraute Stimme.
    »Stinkbombe«, sagte er, »willst du Sergeant Boxer nicht Guten Tag sagen?«

96
    Ich zwang mich, den Blick von dem völlig verschreckten kleinen Jungen zu lösen, drehte mich auf dem Absatz um und wiederholte meinen Ruf zur Straße hin: »Nicht schießen. Um Himmels willen, er hat das Kind. Nicht schießen!«
    Ein verschwommener Schatten huschte hinter einem Fahrzeug hervor und bewegte sich parallel zur Straße auf die Einfahrt zu. Das war Brady . Entsetzt sah ich, wie er ein Nagelband quer vor Gordons Auto warf, sich dann vor dem Wagen aufbaute und, die Waffe fest in beiden Händen, direkt auf die Windschutzscheibe zielte.
    Brady brüllte Gordon zu: »Aussteigen! Sofort aussteigen!«
    Gordon ließ die Hupe dröhnen und rief mir zu: »Sag diesem Knallfrosch, dass ich dem Stinki eine Pistole an den Kopf halte. Und bei drei schieße ich. Eins.«
    Meine Stimme klang heiser, als ich rief: »Brady, nehmen Sie die Waffe runter. Sonst erschießt er den Jungen. Er schießt !«
    Gordon war ein Serienkiller, der eine Geisel genommen hatte. Bradys Vorgehen war absolut im Einklang mit den Vorschriften, und er würde wahrscheinlich als Held gefeiert werden, wenn er Gordon zur Strecke brachte, selbst wenn Steven dabei sterben musste.
    Dann bekam ich Rückendeckung von Benbow.
    »Brady, nehmen Sie die Waffe runter.«
    Nach kurzem Zögern befolgte Brady den Befehl. Ich war gerührt von Benbows Menschlichkeit und hoffte inständig, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Gordon sagte: »Lindsay? Keine Schusswaffen. Keine Hubschrauber. Keine Verfolgung. Ist das klar? Zwei .«
    Ich gab Gordons Forderungen in Richtung Straße weiter, und der Hubschrauber zog ab. Ich hörte Reifen quietschen, und als ich mich

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