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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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schwarzer Geländewagen vor einem schlammbraunen, zweigeschossigen Haus mit angebauter Garage stehen, das etwas zurückgesetzt inmitten einer ausgetrockneten Rasenfläche thronte.
    Agent Benbow winkte uns zu sich, kam zum Beifahrerfenster und sagte zu mir: »Haben Sie Erfahrung bei Verhandlungen mit Geiselnehmern?«
    »Nicht genug«, erwiderte ich.
    »Geben Sie Ihr Bestes, Sergeant«, sagte er. »Seien Sie freundlich zu ihm. Bringen Sie ihn nicht gegen sich auf. Versuchen Sie, ihn dazu zu kriegen, zusammen mit dem Jungen rauszukommen.«
    »Was kann ich ihm anbieten?«
    »Alles, was er will. Sobald wir das Kind haben, gehört er uns.«
    Benbow hielt mir eine Kevlarweste hin. Ich zog sie an und griff nach dem Megafon. Dann rief ich Gordon zu: »Pete, hier spricht Lindsay Boxer. Ich bin gekommen, weil Sie darum gebeten haben und weil ich will, dass diese Sache für alle ein gutes Ende nimmt. Machen Sie langsam die Haustür auf, legen Sie die Hände auf den Kopf und kommen Sie raus, okay? Niemand wird auf Sie schießen.«
    Ich bekam keine Antwort, also versuchte ich es noch einmal mit leicht abgewandeltem Text. Benbow reichte mir eine Telefonnummer, und ich rief Gordon auf seinem Festnetzanschluss an. Es klingelte fünfmal, bis der Anrufbeantworter ansprang und ein kleines Mädchen sagte: »Hier ist die Familie Gordon. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.«
    Ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte, fragte mich, warum Gordon überhaupt nach mir verlangt hatte, da klingelte mein Handy. Ich riss es aus der Gürtelhalterung und starrte auf das Display. Die Anruferkennung war nicht aktiviert, aber ich wusste, wer es war.
    »Boxer.«
    »Na hallo, Zuckerschnute«, sagte der Lippenstift-Killer.

94
    Der Klang von Gordons Stimme ließ mich sofort schwitzen; ich spürte die Schweißtropfen seitlich am Körper, zwischen den Brüsten, auf der Stirn hervorquellen. Ich erlebte ein Déjà-vu einiger der schlimmsten Stunden meines gesamten Lebens, aber trotzdem zwang ich mich irgendwie dazu, ruhig zu sprechen.
    »Gordon, niemand will Ihnen etwas tun. Wir wissen, dass Sie Ihren Jungen bei sich haben, und uns allen liegt sehr viel an ihm.«
    »Euch vielleicht. Mir ist er scheißegal. Frag meine Frau. Kann durchaus sein, dass er nicht mal von mir ist.«
    »Wie können wir es schaffen, dass alle das bekommen, was sie wollen?«
    »Dazu gibt es nur einen Weg, und zwar meinen Weg. Leg deine Waffe ab«, sagte Gordon. »Lass die Hubschrauber abziehen. Wenn ich noch einmal irgendwelche Rotoren höre, ist unser Gespräch beendet. Ich habe im Haus an verschiedenen Stellen Sprengladungen angebracht, außerdem auch Sprengfallen innen und außen. Es gibt nur einen sicheren Weg, und das ist der Gartenpfad zur Haustür. Komm näher, Lindsay, kooomm, kooomm.«
    Ich bat Gordon, kurz zu warten, und informierte Benbow, der den Kopf schüttelte und meinte: »Aber niemals!«
    Ich sagte: »Ich komme nicht zu Ihnen, Gordon. Sie müssen zusammen mit Steven rauskommen. Ich garantiere für Ihre Sicherheit. Mein Ehrenwort, dass wir nicht auf Sie schießen.«
    »Lindsay, wenn du den Kleinen haben willst, musst du reinkommen. Ich werde dich und den Jungen als Schutzschild benutzen. Wir steigen in dein Auto und fahren los. Niemand folgt uns. Wenn ich irgendwo eine Waffe sehe, erschieße ich erst den Jungen und dann mich. Wenn ich einen Hubschrauber höre, ebenfalls. Falls irgendjemand ein Fenster einschlägt oder den Rasen betritt, fliegt das Haus in die Luft. Hast du das verstanden?«
    Benbow nahm mir das Handy aus der Hand und sagte: »Gordon, hier spricht Special Agent Richard Benbow, FBI . Ich kann Sergeant Boxer nicht reingehen lassen, aber ich kann selber zur Haustür kommen, unbewaffnet, und Sie in Sicherheit bringen. Geben Sie uns das Kind, und ich chauffiere Sie höchstpersönlich nach Mexiko. Was sagen Sie dazu?«
    Benbow hörte sich Gordons Antwort an, dann klappte er das Handy zu. »Er sagt, er akzeptiert niemanden außer Boxer. Anderenfalls ist alles vorbei, und ich kann mich ins Knie ficken. Er hat aufgelegt.«
    Wir hatten nur eine Möglichkeit, genau, wie der Killer gesagt hatte. Entweder so, wie er wollte, oder er würde alles in die Luft jagen, mitsamt seinem eigenen Kind.
    Ich zog meine Glock aus dem Halfter und legte sie auf den Rasen. Ich bat Gott um seinen Beistand, dann ging ich Pete Gordons Gartenpfad entlang.

95
    Mein Blick war starr auf die Eingangstür eines trostlosen Häuschens in einem heruntergekommenen Straßenzug gerichtet.

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