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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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herabstierten. Ihn schauderte. An Armen und Beinen der Kolosse waren seltsame Vorrichtungen montiert, deren Sinn sich ihm nicht sofort erschloss, bis er erkannte, dass sie eine große Ähnlichkeit mit den Stahl- und Feuerschleudern der imperialen Waffenkammern hatten. Er sah Zahnräder, Eisenseile und Riemen, die sich durch das Innere der monströsen Gestalten zogen.
    Was waren das für Kreaturen? Sie schienen leblos, nicht beseelt. Und wenn tatsächlich ein zwergischer Erfinder sie geschaffen hatte, was für einen Zweck hatten sie?
    Der Verwalter war ins Innere der Höhle geeilt und hatte begonnen, die Fackeln zu entzünden, die in Nischen an den Wänden verteilt waren.
    Und jetzt sah Klammgluth, was sich noch in der Kammer befand: Tiere. In Käfigen, die zwischen den Kupferfiguren an den Wänden befestigt waren. Spinnen, Käfer, sogar kleine Drachen. Er kannte sie alle. Es waren ausnahmslos waffenfähige Kreaturen. { * } Er begriff sofort, wofür sie gedacht waren: für die Waffen an den Armen der Kolosse.
    Der Verwalter nahm den kurzen Blick wahr, den Klammgluth auf die Tiere warf.
    „Ja, das ist eine meiner geheimsten Aufgaben“, erklärte er. „Die Tiere zu füttern und ihre Käfige sauber zu halten. Nicht sehr würdevoll, aber der Ewige Schmied hat schon lange, bevor sie erfunden wurden, verfügt, dass die Kupferkrieger stets einsatzbereit gehalten werden sollen…“
    Klammgluth nickte geistesabwesend. Er hatte seinem Gegenüber nicht einmal zugehört. Zögernd trat er an den ersten der Kolosse heran und berührte ihn. Die Oberfläche fühlte sich seltsam an. Nicht wie gewöhnliches Kupfer. Irgendetwas daran kam ihm seltsam vor…
    „Sie fühlen sich merkwürdig an, nicht wahr?“, sagte der Verwalter. „Niemand weiß, was für ein Material das ist. Es handelt sich um eine dünne Schicht über dem Kupfer, eine von Pilzgrimms Erfindungen, deren Geheimnis er mit niemandem geteilt hat.“
    Inzwischen waren auch die anderen beiden Menhire in die Höhle getreten und bestaunten die metallenen Giganten.
    „Sie sind… unglaublich“, sagte Kiesgrimm.
    Mit funkelnden Augen, den Kopf in den Nacken gelegt, starrte Klammgluth zu den Köpfen der Kolosse empor.
    „Oh ja, Menhir, das sind sie“, sagte der Verwalter und kam zu ihnen herüber. „Vor allem, wenn man weiß, was für einen Zweck sie erfüllen. Denn sie sind mehr als bloß Statuen…“
    Er griff hinter den Koloss, betätigte einige Hebel und drehte an einem Rad. Mit einem hellen Klicken schnappte die Brust der Figur auf. Die kupferne Brustplatte teilte sich und klappte dann zu beiden Seiten weg. Und das Gleiche geschah im nächsten Augenblick auch mit den Armen und Beinen der Figur.
    Im Inneren konnte Klammgluth nun das ganze Ausmaß an eigentümlichen Vorrichtungen erkennen, die Pilzgrimm darin eingebaut hatte. Den Sinn der meisten vermochte er nicht einmal zu erahnen. Was er jedoch sofort begriff, war, worum es sich bei Pilzgrimms Kupferkriegern in Wirklichkeit handelte.
    Es waren Rüstungen.
    Kriegsrüstungen.
    Und sie erweckten den Anschein, nahezu allem standhalten zu können, was ihnen in den Grenzen des Imperiums widerfahren mochte. Sämtlichen Gegner, Geschossen, Felsen und sogar Fallen…
     
     
    Der Meisterdieb klang verbittert, als er nach langer Pause wieder das Wort ergriff.
    „So nützt uns der Schrauber nicht mehr als der Schwachsinnige.“
    Alle wussten, wer gemeint war. Nur Glimmboldt selbst nicht. Doch auch wenn er sie verstanden hätte, wäre ihm diese Anfeindung egal gewesen. Er hockte vor dem gefangenen Schrauber und spielte mit seinem Bart. Beide glucksten vergnügt. Der einstige Herr der Fallen schnitt eine Grimasse, und Glimmboldt prustete los.
    Es war ein friedlicher, wenn auch seltsamer Anblick. Am Rande des Undenkbaren saßen zwei Zwerge, die das Schicksal ungeachtet ihres Alters in Kinder verwandelt hatte, frei von Ehrgeiz, Furcht und Gier. Die sich nicht scherten, was um sie herum passierte, die von Schlag zu Schlag lebten und denen Gold nicht mehr bedeutete als Stein.
    Und trotz allem, was geschehen war, berührte ihr Anblick die umstehenden Zwerge auf eine eigentümliche Art. Wie einfach würden sich all ihre Probleme lösen lassen, wenn sie sich nur gegenseitig mit dem Hammer auf den Kopf schlagen würden!
    Dann würden sie alle hier unten im Kreis sitzen und kichern, brabbeln, Grimassen schneiden und ab und zu einen Käfer verspeisen, um nicht zu verhungern.
    Doch keiner von ihnen zog seinen Hammer hervor, um den

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