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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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die Schaumdeuter befördert hatte, selbst den Schaum noch einmal befragen sollte.
    Obwohl er beinahe sicher war, dass die Kupferkrieger alles richten würden. Sie würden den Schicksalszwerg aufhalten und das Leben des Höchsten der Hohen beenden. Der Große Verwalter würde die Götter nicht enttäuschen.
    Nachdenklich betrachtete er die goldene Fläche des Deutergrunds und die schmalen Rinnen, durch die für gewöhnlich das Bier abfloss.
    Wahrscheinlich war es nicht nötig, den Schaum zu befragen. Alles verlief in geplanten Gängen.
    Plötzlich erhob sich vor den Toren der Orakelhöhle großer Lärm. Der Verwalter hob den Kopf. Fragend blickte er sich um. Was ging da vor sich? Doch die Gardisten und der zurückgebliebene Koloss vermittelten ihm eine Form von Sicherheit.
    Er war der festen Überzeugung, dass sich alles klären würde. Jedenfalls so lange, bis das Tor aufflog und eine Horde aufgebrachter Zwerge mit erhobenen Hämmern zwischen den goldenen Säulen hindurch in die Orakelhöhle stürmte.
    Der Herr aller Zwerge flüchtete sich eilig hinter eine Säule, während die wütenden Zwerge die Gardisten anschrien. Gehetzt schaute er sich um. Keiner seiner Gardisten machte Anstalten, ihm zu Hilfe zu kommen oder sich den Aufrührern entgegenzustellen. Womöglich hätte er die Kupferkrieger doch allesamt hierbehalten sollen. Sie hätten das Eherne Volk gewiss zur Vernunft bringen können. Stattdessen war nur einer der Giganten geblieben, und der… Er wagte einen unsicheren Blick in Trümmerboldts Richtung. Der Koloss stand einfach nur reglos da, bestaunt von den aufständischen Zwergen.
    Der Verwalter raufte sich den Bart. Was sollte er nur tun? Das, was hier geschah, konnte doch unmöglich der Wille der Götter sein. Ob er sie um Rat fragen sollte? Er blickte sich um und entdeckte die Treppe, die zu den oberen Stockwerken der Orakelhöhle führte. Im nächsten Moment schon hastete er unbemerkt von der noch immer anschwellenden Meute über die vergoldeten Stufen nach oben.
    Er rannte, so schnell er konnte, vorbei an den apathisch herumstehenden Felswehrgardisten, bis er schließlich das dritte Stockwerk und seine kleine Kammer erreicht hatte. Dort stand auf dem Tisch noch immer das vorgekostete Bier. Der Schaum darauf war inzwischen beinahe vollkommen verschwunden.
    Aber er würde reichen. In einer solchen Situation musste man mit dem vorliebnehmen, was einem zur Verfügung stand.
    Selbst wenn man Durst hatte.
    Unten auf der Treppe hörte der Verwalter die tobende Zwergenmenge. Er griff nach dem Humpen, betrachtete ihn einen kurzen Moment lang nachdenklich und leerte ihn dann in einer entschiedenen Bewegung über der Tischplatte aus.
    Ein dünner Schaumfilm breitete sich auf dem Tisch aus.
    Kleine, blasse Blasen, in denen kaum etwas zu erkennen war. Der Verwalter beugte sich tiefer über den Tisch, so tief, dass seine Nase beinahe den Schaum berührte. Die Götter sprachen verdammt leise. Ausgerechnet jetzt, wo er ihren Rat dringend gebraucht hätte.
    Unten in der Orakelhöhle tobte sein Volk. Es hatte bereits die Treppe erreicht und war willens, ihm die Macht zu entreißen, welche die Götter selbst ihm verliehen hatten. Da war so viel Zorn, so viel Unmut. Obwohl er immer nur das Beste für sie gewollt hatte. Und jetzt, wo seine Untertanen ihm das Hammerzepter und die Krone entreißen wollten, schwiegen die Götter.
    Vor ihm auf dem Tisch war bloß einfacher Schaum zu erkennen. Keine Botschaft, kein Ratschlag, lediglich blasser, trauriger Schaum. Mit einem wütenden Aufschrei wischte der Verwalter ihn vom Tisch.
    Die Götter schwiegen aus Böswillen! Sie wollten ihn sich selbst überlassen! Sie hatten ihn abgeschrieben, sich auf die Seite des Volkes geschlagen und ihn verraten.
    Aber das war, wenn er den Gang, in dem er sich befand, zu Ende dachte, die logische Konsequenz. Er wusste, dass er niemandem trauen konnte. Warum hätte er also den Göttern trauen sollen?
    Sie hatten das Eherne Volk nach ihrem Vorbild aus dem Fels geformt. Also schlummerte auch in ihnen der Keim des Verrats und der Falschheit. Womöglich hatten sie ihn sogar die ganze Zeit über belogen, ihn mit Hilfe des Schaums verhöhnt.
    Aber er würde ihnen beweisen, dass er zu Recht der Herr aller Zwerge war! Der weder Götter noch Orakeldeuter brauchte, um über das Eherne Imperium zu herrschen. Wenn diese Krise durchgestanden war, dann würde er die Götter verbieten lassen.
    Von der Treppe her drang der anschwellende Lärm der wild gewordenen

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