Das abartige Artefakt

dünnbärtigen Rekruten trug, würde er dankbar sein und tun, was der Stein verlangte.
    Lunt Glimmboldt gluckste lediglich vergnügt.
    Schließlich war es der blinde General, der den Kopf hob und die Stille durchbrach: „Gut. Dieser Stein ist also tatsächlich der Ewige Schmied. Von mir aus. Aber hat er wirklich Vorrngarth gesagt?“
    „Ja, das hat er.“ Der Hohepriester nickte, und Flammrank begann prustend loszulachen.
    „Dann muss er verrückt sein“, rief er. „Es ist mir ja bekannt, dass die Götter mitunter Unmögliches verlangen. Aber wie sollen wir das machen? Die Verliese von Vorrngarth sind die zweitsichersten Höhlen des ganzen verdammten Imperiums!“
    Flammrank wusste, wovon er sprach, er hatte die Verliese mehr als einmal von innen gesehen und ging davon aus, dass sich seitdem nicht viel geändert hatte. In den zweitsichersten Ort des Ehernen Imperiums einzubrechen, um jemanden dort herauszuholen, war tatsächlich eine Aufgabe, für die es von Vorteil wäre, die Götter auf seiner Seite zu haben…
    „Flammrank hat recht, Vorrngarth ist nahezu unbezwingbar!“, pflichtete Fazzgadt dem blinden General nachdenklich bei. „Es ist kaum vorstellbar, dort einzudringen und diesen Nattergriff herauszuholen. Der einzige Ort, wo das noch schwieriger wäre, ist wahrscheinlich die kryptische Kammer am Ende des gemeinen Ganges!“
    Alle blickten fragend den Höchsten der Hohen an. Der aber lächelte bloß.
    „Ihr habt recht. Die kryptische Kammer am Ende des gemeinen Ganges ist wahrhaft der sicherste Ort des gesamten Imperiums. Und genau dafür brauchen wir Bragk Nattergriff…“
    Felsigk Klammgluth war überaus beschäftigt. Als Anführer des schwarzen Menhirs hatte er Agenten anzuheuern, Pläne zu schmieden und Fäden zu spinnen. Alles vermeintlich zum Wohl des Imperiums. In Wirklichkeit war der schwarze Menhir seine Chance, die Macht des Zwielichts ins Unermessliche zu steigern. Und dabei kam es ihm natürlich sehr gelegen, dass die Bruderschaft des behände entwendeten Beutels über einige sehr gut ausgebildete Zwerge verfügte, auf die er nunmehr für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter zurückgreifen konnte. Das Zwergische Zwielicht, der Untergrund, die Halunkengilde gedieh. Außerdem wurde das Bestehlen seiner Mitzwerge jetzt ungleich einfacher. Wenn er das Siegel des Verwalters zeigte, mussten sie ihm geben, was immer er wollte, und er konnte ihnen gegenüber behaupten, es würde sich um eine neue Steuer handeln. Eigentlich hätte er auch noch den geheimen Willen des Großen Verwalters erfüllen und den Hohepriester überwachen müssen, doch das hatte er zunächst hintangestellt. Erst einmal wollte er mit Hilfe seiner neu gewonnenen Möglichkeiten die bedingt ehrbare Bruderschaft des behände entwendeten Beutels auf Vordermann bringen. Danach würde er sich der Arenaschlappe wegen an Fazzgadt Eisenbart rächen, im Anschluss daran Bragk Nattergriff aus dem Verlies von Vorrngarth befreien und zuletzt vielleicht noch den Wünschen des Verwalters nachkommen. Wenn ihm nicht noch etwas dazwischenkam.
    Bis dahin ließ er dem Großen Verwalter regelmäßig durch einen überaus fantasiebegabten Untergebenen über seine Aktivitäten Bericht erstatten. Und währenddessen schmiedete Felsigk Klammgluth einen perfiden Plan, an dessen Ende das Zwergische Zwielicht über das Eherne Volk herrschen sollte.
    Dabei kam ihm die neue Bedeutung, die der Große Verwalter dem Bierschaum beimaß, sehr gelegen. Der Schaum war dem Verwalter überaus wichtig. In ihm glaubte er, den Willen der Götter lesen zu können. Darum hatte Klammgluth seinem Herrn kurzerhand eine wilde Geschichte von den Schaumdeutern der hinteren Glimmsteingrotten aufgetischt, die von den meisten lebenden Zwergen nur für einen Mythos gehalten wurden. Der Verwalter war sehr interessiert gewesen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er beginnen würde, nach den legendären Schaumdeutern der Glimmsteingrotten Ausschau zu halten, um sie für sich arbeiten zu lassen. Und auch wenn es sie in Wirklichkeit nicht gab, würde Klammgluth doch dafür sorgen, dass er bald welche fand, damit sie dem Verwalter weissagten, was er, Felsigk Klammgluth, ihnen auftrug.
     

INTERMEZZO
     
     
     
    Eine Schicht später saß der Große Verwalter, bierselig lächelnd und den Krisenkrug in der Hand, vor seinem vollkommen mit Schaum bedeckten steinernen Tisch und starrte versonnen vor sich hin. Um ihn herum huschten geschäftig einige Zwerge hin und her, die über und über mit