Das abartige Artefakt
Treppe der Abgrund gähnte.
Angetrieben von Flammrank hasteten die falschen Rekruten an den Verlieswachen vorbei um die nächste Ecke.
Dann aber, außer Hör- und Sichtweite der Wachtposten, sackte der Allerhöchste schnaufend in die Knie und ließ leise fluchend seinen Hammer fallen. Fazzgadt lehnte sich erschöpft an die Wand.
Selbst der Ferkelbändiger war ein wenig außer Atem. Nur Glimmboldt schaute vergnügt in die Runde und schien in der Lage, diese Übungen noch eine Schicht länger durchhalten und dabei auch noch die Hämmer der anderen tragen zu können.
Um das Befinden des zweibeinigen Gedächtnisses scherte sich ohnehin niemand.
Der Höchste der Hohen, dessen Gesicht inzwischen beinahe die Farbe von Fazzgadts rot gefärbtem Bart angenommen hatte, blaffte den General wütend an.
„Bete, Flammrank, bete, dass du nie wieder in eine Situation kommst, in der ich dir etwas zu sagen habe! Glaub mir, für das hier würde ich dich Feuerschleimschnecken lutschen und dir bunte Schleifchen in den Bart flechten lassen, du widerlicher, dumpfäugiger Zwergentreiber!“
Der General lächelte milde.
„Ich bin nur bemüht, diese Übung so echt wie möglich aussehen zu lassen, Ehrwürdiger. Wir würden doch auffallen, wenn wir schlendern würden, meinst du nicht?“
Brummend konzentrierte sich der Höchste der Hohen auf seine Atmung, während sein Gesicht ganz allmählich wieder eine gesündere Farbe annahm.
Bis jetzt war noch nichts Auffälliges zu sehen gewesen. Und keine Spur von Nattergriff. Sie würden also weiter exerzieren müssen. Und das in dem unauffälligen, engagierten Tempo einer Truppe Gardisten, die von einem erbarmungslosen Vorgesetzten angetrieben wurde.
Die Einzigen, denen das Freude zu machen schien, waren der blinde General und der zurückgebliebene Glimmboldt. Die anderen machten sich darauf gefasst, ihre wenig freudvolle Rolle innerhalb dieser Übung noch ein wenig weiterspielen zu müssen.
Nachdem Blechboldt sich etwas erholt hatte, wandte er sich an den Allerhöchsten: „Was genau, Priester, war die Botschaft, die du Nattergriff mit dem Bildstein geschickt hast?“
Der Priester richtete sich auf und griff missmutig wieder nach seinem Hammer.
„Ich habe gesagt, er soll einhundert Schläge nach Ankunft des Felsläufers toben, brüllen und mit den Fäusten gegen die Tür seiner Zelle hämmern, damit wir wissen, wo er ist.“
Der Ferkelbändiger lauschte einen Moment lang in die Stille.
„Hörst du etwas?“
„Nein.“
„Ich auch nicht. Also ist irgendetwas schiefgelaufen.“
„Aber der Stein…“ Der Hohepriester runzelte die Stirn, sodass sein Helm sich ein Stückchen verschob und ein Büschel schlecht gefärbten weißen Haars darunter hervorlugte. „Es war sein Plan. Er hat gesagt, dass gar nichts schiefgehen könnte…“
Jetzt sprang Fazzgadt auf und deutete wutentbrannt mit dem Zeigefinger auf den Allerhöchsten.
„Bleib mir weg mit deinem Stein!“, zischte er. „Dein vermaledeiter Aberglaube, deine Religion, dieser ganze Unsinn, das bringt alles nichts als Ärger. Schau mich an. Ich färbe mir den Bart und renne mit einem Haufen Blödbärte durch die Verliese von Vorrngarth, weil ein Stein es so will! Nennst du das etwa in Würde altern? Ich werde zurück in meine Höhle gehen. Und Glimmboldt auch. Und wisst ihr was? Ihr könnt euch euren Schicksalszwerg dahin stecken, wo garantiert kein Gold zu finden ist!“
Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte trotzig in den Abgrund.
Aber niemand schien sich weiter darum zu scheren.
„Wir werden die Zellengänge noch einmal abgehen“, sagte der General nachdenklich und legte dem Höchsten der Hohen die Hand auf die Schulter.
„Du wirst also laufen müssen, Alter. Zumindest, wenn du nicht auffallen willst. Vielleicht können wir dir einen leichteren Hammer geben, hm? Ich schreite derweil jedenfalls in würdevollem Abstand hinter euch her…“
„Zwergenschinder. Möge dein Bier den Rest deines Lebens schal sein.“ Mit missmutigem Blick schulterte der Hohepriester seinen Hammer, und das Gedächtnis, der Ferkelbändiger und Glimmboldt taten es ihm nach. Zuletzt hob auch Fazzgadt mit sichtlichem Widerwillen den seinen und reihte sich ein.
Dann trieb der General seine Rekruten weiter.
„Vorwärts, ihr Kieselkasper! Das hier ist eine Übung der freiwilligen Felswehr und kein Spaziergang! Ihr seid nicht hier, um Steine zu zählen, sondern um zu schwitzen! Jeder, der mir am Ende der Schicht keinen Humpen
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