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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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niemand, mit dem man sich streiten will. Er liebt seine Peitsche und tut sich Sprengpulver ins Bier. Außerdem hat er keine Nase.“
    „Keine Nase?“, fragte Fazzgadt überrascht.
    „Die Spinnen. Eine unschöne Geschichte.“
    „Die Spinnen haben…“
    „Das willst du gar nicht wissen.“
    „Aber…“
    „Das Problem ist sein Rang und dieser Ort“, fuhr Flammrank fort, ohne weiter auf Fazzgadt einzugehen. „Wenn man es genau nimmt, gehört Vorrngarth nicht einmal zum Ehernen Imperium. Das hat etwas mit dem obersten Gesetz der Zwergenheit zu tun. In den Grenzen des Imperiums darf bekanntlich kein Zwerg, wenn er nüchtern ist und nicht in einen Bierzwist verwickelt, seinesgleichen etwas zuleide tun.“
    „Und hier?“, schaltete sich Blechboldt in das Gespräch ein.
    „Nun ja, um all die verbrecherischen Zwerge innerhalb des Imperiums zu züchtigen, wie die Zwangsarbeit es erfordert, müssten die Wachen die ganze Schicht über betrunken sein“, erklärte der General. „Und das ist einfach zu teuer. Darum ist Vorrngarth kurzerhand entimperialisiert worden. Es ist beinahe ein eigenes Reich.“
    „Du sagst, das Problem hätte etwas mit seinem Rang zu tun?“, erkundigte sich der Hohepriester.
    „Ja, denn außerhalb der Kerker unterstünde er mir“, erwiderte der General. „Aber hier hat er den Oberbefehl. Selbst der Verwalter müsste tun, was er sagt. Das sind die Gesetze dieses Ortes…“
    „Das könnte tatsächlich zu einem Problem werden.“
    „Oh ja, das könnte es. Ich hoffe wirklich, dass dein Stein weiß, was er tut.“
    Kholk Stheinar sah sie bereits aus der Ferne.
    Wahrscheinlich hatte er sie schon am Tor gesehen. Und nun trat der Kommandant, die Pfeife lässig in der Rechten, flankiert von zwei weiteren Wächtern, aus seiner Höhle und blickte ihnen entgegen. Seine Paradewachrüstung schimmerte dunkel. Ebenso wie die falsche Nase aus schwarzem Stahl, die sich über seinem dichten grauen Bart befand. Die Trollhauer auf seinem Helm wiesen ihn als Hauptmann aus, und in seinem Gürtel konnten die Gefährten seine Peitsche erkennen.
    „Wer seid ihr?“, rief er ihnen entgegen.
    „Er hat tatsächlich keine Nase…“, flüsterte Fazzgadt. Glimmboldt kicherte, doch Fazzgadt brachte ihn mit einem Stoß in die Rippen zur Ruhe. Flammrank sagte zu dem Kommandanten: „General Flammrank mit einer Gruppe Felswehrgardisten. Wir haben Order, eine Ernstfallübung in den Verliesen von Vorrngarth durchzuführen, ehrwürdiger Kommandant.“
    Flammrank war froh, dass der Kommandant ihn nicht erkannte. Aber sein Aufenthalt in diesen Kerkern lag immerhin schon über neunzig Jahre zurück, darüber hinaus war er noch einmal zweihundert Jahre gealtert und trug außerdem ein rotes Tuch über dem Gesicht, das seine verbrannten Augenhöhlen bedeckte.
    An der Schärfe seines Tons und der Art, wie Stheinar sein Regiment führte, hatte sich derweil offenbar nichts geändert.
    „Eine Ernstfallübung?“, fragte er argwöhnisch.
    „Damit die Felswehr für den Fall einer Gefangenenrevolte gewappnet ist“, erklärte der General. „Derlei niederzuschlagen ist eine leidige Angelegenheit. Und die jungen Rekruten sollten sich mit den Gegebenheiten auskennen, falls Vorrngarth einmal gestürmt werden muss.“
    Der Kommandant kam über die steinerne Treppe ein paar Stufen näher und begutachtete die kleine Gruppe kritisch.
    „Und für eine solche Übung schickt man mir einen blinden General und einen Haufen Weichkiesel?“
    Garstholm Flammrank griff nach seinem Hammer und erwiderte zornig: „Zieht Euren Hammer, Kommandant, und wir werden sehen, ob meine Blindheit mich weniger Zwerg macht als Euch.“
    Kholk Stheinar jedoch lenkte beruhigend ein.
    „Schon gut, schon gut, wer bin ich, dass ich mich dem Großen Verwalter entgegenstelle? Derlei Übungen sind wichtig und sollten viel öfter stattfinden.“
    Währenddessen flüsterte Blechboldt dem neben ihm stehenden Hohepriester leise zu: „Irgendetwas riecht hier komisch.“
    „Das ist der Unkengleim“, gab der Hohepriester zurück.
    „Nein, es ist etwas anderes. Es riecht eher wie…“
    In diesem Moment fiel der Blick des Kommandanten auf sie, und Blechboldt verstummte.
    „Nun gut“, sagte Stheinar. „Ich will den tapferen Gardisten des Imperiums bei der Verrichtung ihres Handwerks nicht im Weg stehen. Obwohl ihr ein jämmerlicher Haufen seid und eher wie ein Trollfrühstück wirkt. Sei’s drum, ich werde euch das innere Tor öffnen lassen, damit ihr voranschreiten

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