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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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ich lasse euch eure Bärte fressen. Mein Volk soll arbeiten, statt nach meiner Weisheit zu gieren.“ Der Verwalter maß die Priester mit funkelndem, trotzigem Blick. Sie waren einzig hier, um ihm zu dienen. Er war der Sendbote der Götter. Sein Wille war Befehl. Und dann sprach er aus, was kein Zwerg je für möglich gehalten hätte: „Die große Audienz fällt aus. Ich habe meinem Volk nichts zu sagen.“
    Ungläubig blickten die Schaumdeuter einander an und schauten dann zu den Gardisten hinüber, denen diese Worte ebenfalls unfassbar schienen.
    Die große Audienz ausfallen lassen? Ebenso gut hätte man einem Zwerg seinen Bart verbieten, ihm seinen Helm wegnehmen oder seinen Hammer einschmelzen können…
    Die große Audienz hatte immer stattgefunden, während verheerender Feuersbrünste und inmitten der Trollkriege. Ein Verwalter war sogar dabei gestorben, als er sie mit über tausend Jahren in todkrankem Zustand abgehalten hatte. Aber sie hatte stattgefunden. Immer.
    Und nun wollte dieser Verwalter, der doch längst bloß noch ein Spielball des Zwergischen Zwielichts war, das ändern?
    Nun trat der dritte Schaumdeuter vor ihn.
    „Aber, ehrwürdiger Verwalter, wollt Ihr wahrhaftig…“
    „Willst du meinen Willen anzweifeln, du Wicht?“, fauchte der Verwalter.
    Nein, das wollte der dritte Schaumdeuter nicht. Ebenso wenig wie der zweite. Ganz zu schweigen vom ersten. Den Willen des Großen Verwalters anzuzweifeln, war gegenwärtig etwa ebenso ratsam, wie volltrunken in einen Trollbau zu pissen.
    Und darum schwiegen die Priester, verließen die Höhle des Verwalters, um dem Ehernen Volk zu verkünden, dass die große Audienz nicht stattfinden würde.
    Auch die Gardisten schwiegen und fuhren fort, den Herrn aller Zwerge zu bewachen, dessen Geist sich in einem sehr weit entfernten, dunklen und verwinkelten Tunnel verirrt zu haben schien.
    Und in diesem Gang irrte sein Geist noch einige Zeit ungestört umher, bis wenig später ein Bote des tiefschwarzen Menhirs vor dem Verwalter erschien und drei Bart von ihm entfernt niederkniete.
    Die Sache mit dem Abstand hatte sich inzwischen herumgesprochen. Vor allem nach dem ersten Gefangenentransport, als einige Zwerge in die Verliese geschafft worden waren, die den vorgeschriebenen Abstand nicht eingehalten hatten.
    Der Verwalter hatte den Boten aus einem bestimmten Grund herbeirufen lassen. Dass die Götter auf seiner Seite waren, war inzwischen eine bewiesene Tatsache. Die Götter sprachen zu ihm und seinen Schaumdeutern. Doch es musste darüber hinaus sichergestellt werden, dass niemand sonst die Stimme der Götter belauschen konnte. Und darum hatte der Große Verwalter einen Entschluss gefasst. Einen bedeutsamen und folgenschweren Entschluss zum Wohle des gesamten Ehernen Imperiums: Damit kein unbefugter Zwerg die Botschaft der Götter im Schaum zu lesen vermochte, würde er den Ausschank von Bier mit Schaum in den Grenzen des Imperiums in Zukunft bei Todesstrafe untersagen.
     

KAPITEL 8
     
     
     
    IN DEM DIE MENHIRE VORRNGARTH EINNEHMEN,
    SILBERKIES DEN WILLEN DES EWIG UNGESEHENEN
    ERFÜLLT UND KHOLK STHEINAR
    DAS ENDE NICHT ERLEBT
     
    Als die Menhire das Tor zu den Verliesen erreichten, hatten sich die beiden Wächter Wurzelbruch und Kiesstumph gerade erst von der Ankunft des blinden Generals und seiner Begleiter erholt.
    Seit Garstholm Flammrank mit seinen Rekruten an ihnen vorbeigeschritten war, hatten die beiden Wächter es vermieden, einander anzusehen. Die Worte des blinden Generals waren zu beschämend gewesen. Selbst wenn sie immer schon geahnt hatten, dass einer von ihnen faul und der andere feige war, so war es nun dank der bedingten Diskretion des Generals eine unmissverständliche Gewissheit.
    Und das war beiden Gardisten mehr als unangenehm. Darum hatten sie sich auch darauf geeinigt, kein weiteres Wort mehr darüber zu verlieren, geflissentlich zu schweigen und ihren Dienst zukünftig in vorbildlicher Weise zu erledigen.
    „In vorbildlicher Weise“ bedeutete in diesem Fall, die Tore von Vorrngarth zu bewachen und jeden Unbefugten gegebenenfalls mit Waffengewalt abzuschmettern. Im Augenblick wäre es Wurzelbruch und Kiesstumpf sogar sehr recht gewesen, Waffengewalt anwenden zu müssen, denn dann wären sie ein wenig abgelenkt gewesen.
    Kurz darauf schien es, als ob sie tatsächlich Gelegenheit dazu erhalten würden, ihren Axtarm zu trainieren.
    Aus der Ferne des Ganges hörten sie das Donnern von Hufen. Schieferspringer! Dem Lärm nach zu

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