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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Fesseln, die alles hielten, was sie halten sollten. Bis ans Ende des Rostes. Das spürten die Gefährten nur allzu deutlich. Diese Erkenntnis brachte sie alle, selbst den Allerhöchsten, dazu, die Glaubwürdigkeit des Steins noch einmal zu überdenken. Und dafür würden sie einige Zeit haben.
    „Schweinestein“, zischte Fazzgadt im Dunkeln und spie laut aus.
    Gedämpft vernahmen die anderen die stockende Stimme des Hohepriesters.
    „Er… er stellt uns nur auf die Probe.“
    Nun konnte Fazzgadt nicht mehr an sich halten: „Auf die Probe? Ich stell dir gleich mal was auf die Probe, du ranzbärtiger Kieselschubser! Du hast uns das hier eingebrockt. Du ganz allein! Und glaub mir, ich werde dich daran erinnern, wenn ich diese Fesseln jemals wieder loswerden sollte.“
    „Wir hätten uns nie auf die ganze Sache einlassen sollen“, sagte der General mit leiser Stimme. „Egal, was dieser Stein auch erzählt.“
    „Wenn das nächste Mal irgendein Gott daherkommt, dann breche ich mir lieber ein Bein, als mich auserwählen zu lassen“, pflichtete Blechboldt ihm im Dunkeln bei.
    Fazzgadt hatte sich inzwischen regelrecht in Rage geredet: „Er hat uns einfach Bier um den Bart geschmiert. Uns dazu überredet, zu tun, was er will. Und jetzt lässt er uns im Stich.“
    Der Höchste der Hohen versuchte, seine Kameraden zu beruhigen, was unter den gegebenen Umständen alles andere als leicht war.
    „Der Stein testet unsere Standhaftigkeit“, sagte er. „Er will prüfen, wie fest unser Glaube ist. Vertraut auf den Stein, meine Mitzwerge!“
    Ein leises Husten war in der Dunkelheit zu hören, gefolgt von der Stimme Bragk Nattergriffs: „Verzeihung, aber von was für einem seltsamen Stein redet ihr da?“
    Der Hohepriester wollte gerade eine verkürzte und unanzweifelbare Version der Steinwerdung eines Gottes formulieren, als in der Finsternis plötzlich ein Geräusch ertönte. Ein rhythmisches Schaben, das leise von den Wänden widerhallte.
    „Was zum Rost noch eins ist das?“, flüsterte Blechboldt.
    Fazzgadt lauschte. Für einen Moment schien er sogar seinen Zorn zu vergessen.
    „Ich weiß es nicht. Ratten vielleicht?“
    „Nein.“ Die Stimme des Generals klang sehr sicher. „Es kann nur ein Tier sein. Und es ist groß…“
    „Nattergriff, du bist schon länger hier unten“, sagte Blechboldt. „Hast du so etwas womöglich schon einmal gehört?“
    Der Meisterdieb hustete matt.
    „Ich habe hier unten schon einiges gehört. Aber ein solches Geräusch mit Sicherheit noch nicht.“
    Angestrengt lauschten sie. Das Geräusch wurde weder lauter noch leiser. Manchmal änderte es für einen Moment seinen Rhythmus. Aber es schien weder näher zu kommen noch sich zu entfernen.
    Und zu der Resignation, die den gefangenen Schicksalszwerg erfasst hatte, gesellte sich nun auch noch eine unbestimmte Furcht vor dem, was dort in der Dunkelheit auf sie lauerte.
    Sie fragten sich, was es wohl fressen mochte.
    Und vor allem, wen von ihnen es als Erstes fressen würde…
    Sie hatten sich schon damit abgefunden, dass ihr Ende gekommen war, als plötzlich die Tür der Kammer aufgestoßen wurde.
    Für einen kurzen Moment fiel ein heller Lichtschein in das Innere der Kammer, der jedoch sofort wieder verschwand, als die Tür von innen geschlossen wurde.
    „Habt ihr etwas gesehen? Da war doch jemand, oder?“ fragte Blechboldt, der sich sicher war, dass er einen Schatten hatte hineinhuschen sehen.
    „Ich glaube ja!“, flüsterte der Höchste der Hohen.
    Die Gefährten fragten sich bang, ob es womöglich das fremde Ding war, dessen unheimliches Kratzen sie vernommen hatten.
    Doch im nächsten Moment zog eine zwergische Hand die Abdeckung von einer Käferlaterne, und sie erkannten, um wen es sich handelte.
    Vor ihnen stand im spärlichen Licht der halb verblendeten Laterne keine Geringerer als Schnappsagk Silberkies, dessen falsche Nase mattschwarz funkelte.
    Gehetzt blickte er von einem zum anderen.
    „Ihr müsst fort von hier“, sagte er. „So schnell es nur geht.“ Mit diesen Worten eilte er von einem zum anderen und löste ihre Fesseln.
    Als der falsche Kommandant bei Fazzgadt angelangt war und ihn von seinen Fesseln befreite, blickte dieser ihn fragend an.
    „Warum hast du deine Meinung geändert, Silberkies?“
    Silberkies blickte Fazzgadt in die Augen.
    „Der Ungesehene, der Verborgene ist mir erschienen. In Gestalt eines Steines. Er hat zu mir gesprochen und mir die Augen geöffnet…“
    Fazzgadt musste grinsen.
    „Na,

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