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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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urteilen, mussten es mindestens zwei sein, und die Reiter waren in Eile. Die Tiere preschten im vollen Galopp heran, ohne dass ihre Reiter sie auch nur einen Moment gezügelt hätten. Und dann kamen die Reiter in Sicht. Es waren vier furchterregende Zwerge, die auf vier Schieferspringern mit flatternden Mähnen saßen.
    Der erste, dessen Gesicht eine entschlossene, verbissene Maske war, zügelte sein Reittier erst direkt vor dem Kettentor, keine zwei Zwerg von den Wächtern entfernt, und sprach sie in herrischem Ton an.
    „Nun, Wächter der Tore Vorrngarths, gebt den Weg frei für jene, die den Weg der Verdammten gehen wollen.“
    Kiesstumph blickte Wurzelbruch fragend an. Der aber zuckte nur mit den Schultern, sodass sich Kiesstumph bei dem Unbekannten erkundigte: „Was ist Euer Begehr, Fremder? Ich sehe in Eurer Begleitung keine Verdammten, die den Weg beschreiten wollen…“
    Sichtlich ungehalten gab der erste Reiter ihm Antwort: „Wir kommen in dringenden Belangen, und wir handeln im Namen des Großen Verwalters. Also gebt das Tor frei und…“
    „Im Namen des Verwalters, sagt Ihr?“, fragte Wurzelbruch.
    „Wir reiten unter seinem Siegel“, erwiderte der Reiter.
    Auf sein Zeichen hin präsentierten die anderen Reiter das Siegel des Verwalters. Kiesstumph war beeindruckt, auch wenn er es sich nicht nehmen ließ, darauf hinzuweisen, dass in Vorrngarth allein der Befehl des Kommandanten zählte.
    Daraufhin stiegen die Reiter ab und kamen auf die beiden Wachen zu. Wieder war es der Anführer, der sprach: „Mir ist egal, wer hier das Sagen hat. Wir haben Geschäfte in Vorrngarth. Und ihr werdet uns nicht aufhalten. Also entscheidet euch. Entweder ihr gebt den Weg frei oder ihr hebt eure Waffen. Es wird keinen Unterschied machen. Wir werden dort hineingehen.“
    Kiesstumph und Wurzelbruch wechselten einen kurzen Blick. Unter ihren Helmen überschlugen sich die Gedanken. Beide trugen fünfschüssige Stahlschleudern und waren an der Waffe ausgebildet worden. Vor ihnen standen vier Reiter. Bevor diese sie erreicht hätten, würden sie mindestens fünf Kugeln abfeuern können.
    Doch noch ehe die beiden Torwächter zu einem Entschluss gelangen konnten, lagen sie bereits mitsamt ihren Stahlschleudern und allen darin befindlichen Kugeln bewusstlos am Boden.
    Auf ein Zeichen des Anführers war der letzte der Reiter vorgeprescht und hatte die beiden Wachen mit zwei formvollendeten Helmbrechern niedergestreckt.
     
     
    Harrm Kiesgrimm und Krugk Trümmerboldt machten sich daran, das Tor zu öffnen, während Felsigk Klammgluth neben dem zwergischen Auftragsmörder stehen blieb und die beiden bewusstlos am Boden liegenden Wachen abschätzig betrachtete.
    „Warum hast du sie nicht umgebracht?“, fragte er. „Nach allem, was ich über dich gehört habe, hätte es dir ein Leichtes sein sollen.“
    „Weshalb hätte ich sie umbringen sollen?“, erwiderte Eisengilb. „Dafür hat mich niemand bezahlt. Ich erledige meine Aufträge. Alles andere ist lediglich Übung.“
    Klammgluth grinste. Ihre beiden Begleiter hatten in der Zwischenzeit das Tor geöffnet und kamen nun zu ihnen zurück.
    „Für Übungen dieser Art, Eisengilb, wirst du noch genug Gelegenheit bekommen“, sagte Klammgluth. „Die Wachen hinter diesen Toren scheren sich nämlich keinen klammen Kiesel um das Siegel des Verwalters.“
    Der Auftragsmörder schaute ihn verständnislos an.
    Es war Kiesgrimm, der die Worte ihres Anführers schließlich näher erläuterte: „Dies, Auftragsmörder, ist Vorrngarth. Und das hat seine eigenen Gesetze. Wenn wir den Kommandanten dieses Dreckslochs nicht überzeugen können, Bragk Nattergriff freiwillig herauszugeben, dann werden wir jede einzelne Wache dort drin niederstrecken müssen.“
    Eisengilb lächelte und nickte in Richtung des offenen Tors.
    „Na dann los.“
     
     
    Im Dunkel der Kammer herrschte resigniertes Schweigen. Es war so still, als wäre allen Zwergen darin die Zunge herausgeschnitten worden.
    Ihre Zungen aber besaßen sie noch. Ganz im Gegensatz zur Hoffnung, die die Worte Bragk Nattergriffs ihnen vollständig geraubt hatten.
    Sie befanden sich in Vorrngarth, und dies war die Wand, an der sie den Rest ihres Lebens verbringen würden.
    Und die Ketten kannten keinen Unterschied zwischen Hohepriestern, Generälen, Wirrbärten, Ferkelbändigern, Meisterdieben oder zweibeinigen Gedächtnissen. Nicht einmal das tragische Schicksal verratener Verlieskommandanten scherte sie. Es waren gute zwergische

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