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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Kiesgrimm. „Jedenfalls bedeutet es, dass sie den Stein haben.“
    „Welchen Stein, verdammt noch eins, du redest wirr!“, rief Klammgluth.
    „Den Stein, den Nattergriff mir gestohlen hat.“
    „Aber was wollen die denn mit einem Stein? Schau dich doch mal um, sie können so viele Steine haben, wie sie wollen!“ Klammgluth, der inzwischen zu den anderen hinübergegangen war, blickte Kiesgrimm noch immer verständnislos an. Der Antiquitätenhändler beugte sich dicht an ihn heran und flüsterte: „Er weiß Dinge.“
    „Der Stein weiß Dinge? Hast du am falschen Stein gelutscht, oder was?“ Klammgluth schüttelte ungläubig den Kopf.
    „Ihr müsst es ja nicht verstehen. Aber gut ist es nicht“, sagte Kiesgrimm beharrlich.
    Trümmerboldt verdrehte die Augen.
    „Du und dein Stein. Du solltest nicht so viel Unsinn sammeln.“
    „Dieser verdammte Stein weiß mehr, als du jemals wissen wirst, du Hohlhelm!“, ereiferte sich Kiesgrimm. „Du weißt ja nicht einmal, wer dieser Stein ist…“
    Trümmerboldt packte Kiesgrimm am Bart.
    „Was willst du, du kleiner Krötenquäler?“
    Kiesgrimm riss sich los und sprang nun seinerseits Trümmerboldt an die Kehle.
    „Hört auf, euch zu streiten“, herrschte Klammgluth sie an und trennte die beiden voneinander. „Wenn wir den Priester in unsere Gewalt bringen, haben wir Nattergriff. Und wenn wir Nattergriff haben, haben wir auch den Stein.“
    „Gut, aber wo sind sie?“, fragte Kiesgrimm.
    „Auf dem Weg ins Undenkbare.“
    Nun schaltete sich auch Krummkhorn Eisengilb in das Gespräch ein: „Dann los! Wir müssen uns beeilen. Nicht, dass der Höchste noch stirbt, bevor ich ihn umbringen kann.“
    Klammgluth nickte.
    „Sattelt die Schieferspringer“, sagte er. „Wir werden schnell reiten müssen.“
    „Und was ist mit dem Alten?“ Trümmerboldt nickte in Richtung von Silberkies, der in der Nähe verschnürt an der Wand lehnte.
    „Ja, Felsigk, was ist mit mir?“, rief nun auch Silberkies. „Willst du mich töten oder wieder in den Kerker stecken?“
    Klammgluth ging zu ihm hinüber und lächelte milde.
    „Oh nein, mein guter Schnappsagk! Denn du bist mein Oheim, und tief im Inneren meines Herzsteins bin ich dir noch immer so zugetan wie in jener denkwürdigen Schicht, als ich unter deiner Hand geschlüpft bin.“
    Nun trat ein beinahe zärtlicher Ton in seine Stimme, der jedoch auf eine merkwürdige Art falsch klang: „Wie könnte ich dich töten? Oder dich dem Leid der Gefangenschaft aussetzen? Nein, ich werde mich persönlich beim Großen Verwalter für dich einsetzen und ihn bitten, dich zu einem Offizier der Begnadeten Bewahrer zu ernennen!“
    Mit theatralischer Geste schloss Klammgluth seinen gefesselten Ziehvater in den Arm und schenkte ihm einen bedeutungsvollen Blick.
    Silberkies wirkte beinahe gerührt.
    Aber nur beinahe.
    Denn er kannte sein Gegenüber…
     

INTERMEZZO
     
     
     
    Dumpgrunts Bauch war inzwischen zum Zentrum des zwergischen Unmuts geworden. Die Taverne war voller Zwerge, deren Zorn über die jüngsten Entwicklungen kaum noch in Bier zu ertränken war. Dennoch versuchten sie es. Verzweifelt soffen sie gegen ihre Wut an und verprügelten sich, da der Verantwortliche nicht greifbar war, stattdessen gegenseitig.
    Beulen, Bier und Unmut waren es, die seit einigen Schichten das Innere der Taverne beherrschten, und der Wirt verdiente so gut, dass er sich einen Satz neuer Schatzkisten hatte zulegen müssen.
    Das lag zum einen an der Stimmung seiner Gäste, zum anderen aber auch an seinem außerordentlichen Geschäftssinn. Ohne den hätte er es niemals so weit gebracht. Inmitten des gärenden Aufruhrs hatte er kürzlich sogar den Wutschluck erfunden, ein Bier, das aus vier anderen Sorten zusammengemischt wurde. Seinen Namen trug es durchaus zu Recht, denn es schmeckte so mies und war derart überteuert, dass es tatsächlich wütend machte.
    Die Zwerge, die sich gerade nicht prügelten, wechselten finstere Blicke und tuschelten leise miteinander. Über der gesamten Taverne lag ein zorniges Wispern, das nie zu verstummen schien. Man fluchte gemeinsam und schimpfte gemeinsam. Über die Steuern, den Verwalter, das neue Orakel und den eigenen Nachbarn, der den größeren Hammer hatte.
    Hier war der unzufriedene Zwerg unter seinesgleichen. Dumpgrunts Bauch war das Sammelbecken der zwergischen Revolte. Und mit jeder Schicht wurden es mehr Unzufriedene.
    Sie hatten sogar einzelne Diener der Menhire enttarnt und vor die Tür gesetzt. Jeder,

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