Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
Vom Netzwerk:
können, ans Mikrofon zu treten und ein paar Worte zu sagen. Sie wissen sicher alle, wie sehr er dieses Unternehmen und die Menschen, die dafür arbeiten, unterstützt hat.«
    Ich drehte mich zur Treppe und beugte mich zum Mikrofon vor. »Senator? Würden Sie uns ein paar Minuten Ihrer Zeit schenken?«
    Er rannte die Treppe hoch, bedachte mich mit einem energischen Händedruck und stellte sich sofort ans Mikrofon. »Danke, Trevor.«
    Ich trat ein paar Schritte zurück und verfolgte mit einem angemessen respektvollen Gesichtsausdruck, was er zu sagen hatte.
    »Wahrscheinlich haben wir es alle schon lange kommen sehen, und so sehr wir es auch hinauszögern wollten – es war unvermeidlich …«
    Randal schien sich warm zu reden, daher schlich ich leise die Treppe hinunter und ging mit dem Blonden und dem Brünetten im Schlepptau zu meinem Wagen.
    Ich war mir immer noch nicht sicher, was ich von der ganzen Sache halten sollte, aber ich war froh, dass alle zumindest ein bisschen Hilfe bekamen. Und ich kam mir nicht mehr ganz so gehasst vor. Und ich war nicht erschossen worden. Das war definitiv etwas, wofür ich dankbar sein musste. Alles in allem kein Tag, den ich noch einmal erleben wollte, aber es hätte schlimmer kommen können.
    Wir schafften es ohne weitere Vorkommnisse bis zum Wagen – das Publikum schien sich damit zufriedenzugeben, dass ich mich in der recht beachtlichen Aura Fred Randais aufgelöst hatte, wogegen ich auch absolut nichts einzuwenden hatte.
    Ich machte die Tür auf der Beifahrerseite auf, doch bevor ich einsteigen konnte, waren wir plötzlich umzingelt.
    »Treten Sie zurück!«, brüllte der Blonde, während er und sein Partner sich vor mich stellten. »Alle weg vom Wagen!«
    Es war sinnlos. Bis auf eine Ausnahme wog jeder der zehn Männer um uns herum mindestens hundertzehn Kilo, und sie waren uns schon so nah, dass es dem Blonden und dem Brünetten nicht gelingen würde, ihnen ihre Waffen zu entreißen, bevor man sie zu Tode prügelte.
    Ich fiel nach hinten, wobei ich mir dem Kopf am Wagendach stieß, und landete mit der Hälfte meines Körpers auf dem Beifahrersitz, als ein großer, dünner Mann mit einem etwas zu lang geraten Bürstenhaarschnitt auf mich zukam.
    »Mr Barnett, könnte ich Sie für einen Moment sprechen?«
    Ich kannte ihn. Es war Lawrence Mann, der neue Vorsitzende der Tabakarbeitergewerkschaft. Ich hatte ihn noch nie persönlich getroffen, aber sämtliche Informationen, die ich über ihn gesehen hatte, waren ausgesprochen negativ gewesen. Das war natürlich der Blickwinkel des Managements. Zwischen den Zeilen hatte ich herauszulesen gemeint, dass er ein ehrlicher, intelligenter, engagierter Mann war, der sich mit aller Kraft für die Leute einsetzte, die ihn gewählt hatten. Und genau das bereitete der Zentrale Kopfzerbrechen.
    Der Blonde warf mir einen Blick zu, während ich mich aus dem Wagen kämpfte. Ich nickte gelassen und schüttelte Manns ausgestreckte Hand, bevor ich ihm über den Grasstreifen in Richtung des Fabrikgebäudes folgte.
    Wir gingen durch eine Tür, von der ich eigentlich angenommen hatte, dass sie abgeschlossen war, und stiegen eine Treppe hoch zu einem kleinen Raum oberhalb der eigentlichen Fabrikhalle. Er sah mich ziemlich lange an – so lange, dass mir schon richtig unbehaglich wurde –, bevor er zu sprechen begann.
    »Stimmt das, was Sie gesagt haben?«
    Das war eine gute Frage.
    »Ich glaube schon.«
    Er lächelte und zeigte dabei die schiefen Zähne eines Menschen, der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war, aber nicht die gelben Zähne eines Rauchers. »Ich weiß nicht so recht, was das bedeuten soll, Mr Barnett. Ich will meine Frage etwas anders formulieren. Garantieren Sie mir das persönlich?«
    Ich hatte noch nie einen Gewerkschaftsvorsitzenden kennengelernt, aber er war nicht gerade das, was ich erwartet hatte. Er erinnerte mich nicht an Jimmy Hoffa, sondern an einen Philosophieprofessor, der an meiner Uni unterrichtet hatte.
    »Ich garantiere gar nichts. Aber ich glaube schon, dass es so passieren wird. Trainer braucht Freunde. Er hat zwar ein paar bei der Presse, aber er braucht den Süden.«
    »Dann kauft er sich also unsere Freundschaft mit ein paar Tischabfällen?«
    »Das hört sich jetzt etwas überspitzt an. Es mögen zwar Tischabfälle sein, aber es ist alles, was wir geben können.«
    »Und wenn das Ganze länger dauert als erwartet?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich schon. Sie werden Bankrott erklären, die Hilfsleistungen

Weitere Kostenlose Bücher