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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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stabiler, allgemeiner beliebter Branche zu überbringen. Er hatte mir die Besprechung als recht unspektakulär verkauft: eine freundliche Diskussion, während der ich unsere Verbindungsleute zum gemeinen Arbeiter davon überzeugen würde, dass die vielen Vorteile dieser Strategie die zugegebenermaßen etwas schwierigen Wochen, die vor ihnen lagen, bei Weitem aufwiegen würden. Danach ein kleines Mittagessen.
    Mir dämmerte, dass ich schon wieder hinters Licht geführt worden war, als wir an dem Gebäude vorbei waren und ich Hunderte von Menschen sah, die auf der Böschung zwischen einem schlammigen Flussufer einer eilig zusammengezimmerten, bis jetzt noch leeren Bühne umherliefen.
    »Was ist hier los?«, sagte ich, während ich mich am Armaturenbrett festhielt und zur Windschutzscheibe vorbeugte. Die Menschenmenge bestand im Wesentlichen aus Männern, die Baseballmützen mit Macho-Logos trugen, und Frauen, die kreischende Kinder zu bändigen versuchten. Ich war mir plötzlich sicher, dass es die Leute waren, die in dieser Fabrik arbeiteten. Oder genauer gesagt, die Leute, die in dieser Fabrik gearbeitet hatten , bevor Trainer und ich dafür gesorgt hatten, dass ihnen gekündigt wurde.
    »Wenden Sie den Wagen!«
    Meine Leibwächter taten so, als wären sie taub.
    »Ich meine es ernst! Das war nicht geplant! Wenden Sie!«
    Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Der Brünette hatte sich zwischen den Sitzen nach vorn gebeugt. »Keine Angst, Mr Barnett. Wir sind immer einen Schritt hinter Ihnen.«
    Ich stieß seine Hand weg. »Es ist mir egal, ob Sie einen oder zwei Schritte hinter mir sind! Wenden Sie!«
    Der Blonde trat auf die Bremse, und einen Moment lang dachte ich, die beiden wären vernünftig geworden. Doch dann stieg der Brünette aus und riss die Tür neben mir auf, bevor ich sie verriegeln konnte. Ich deutete auf einen Mann, der auf uns zugerannt kam, weil ich davon ausging, dass sie ihn aufhalten und zu einer sehr unbequemen Position zusammenfalten würden, doch sie ließen ihn einfach vorbei.
    »Mr Barnett! Ich bin Ken Ewing, der Betriebsleiter dieser Anlage. Schön, Sie zu sehen! Ich bin so froh, dass Sie sich die Zeit nehmen, um persönlich zu uns zu kommen.«
    Ich schüttelte ihm die Hand, stieg aber nicht aus. Falls Ewing sich darüber wunderte, dass der Brünette mich etwas unsanft aus dem Wagen zerrte, ließ er es sich jedenfalls nichts anmerken.
    »Mr Ewing, man hat mir gesagt, dass ich mich hier mit Ihnen und einigen Ihrer Kollegen treffen würde«, sagte ich, als wir in Richtung der Bühne gedrängt wurden. »Danach war ein gemeinsames Mittagessen geplant …«
    »Ich weiß. Das habe ich ja auch gedacht. Die Änderungen sind erst gestern Morgen reingekommen.«
    »Änderungen?«, fragte ich. »Von wem?«
    »Direkt aus Mr Trainers Büro. Er sagte, Sie wollten sich mit allen unterhalten, und dass wir bei dieser Sache alle im selben Boot säßen – Management und Arbeiterschaft.«
    Uns trennten keine fünfzehn Meter mehr von der Menge, und ich versuchte krampfhaft, nicht hinzusehen. »Ich glaube nicht, dass das eine gute …«
    »Offenbar gab es auch noch ein paar kurzfristige Änderungen bei Ihrer Rede, die gerade über das Fax reinkommen«, unterbrach mich Ewing. »Wir werden sie aber gleich haben.«
    Ich wurde mehr oder weniger die Treppe zur Bühne hochgeschubst. Der Blonde wich mir nicht von der Seite und blieb direkt neben mir, während sich der Brünette auf das Gras unten stellte und die anrückende Menge durch seine dunkle Sonnenbrille beobachtete.
    Während ich zusah, wie die Leute, die bisher locker verstreut auf der Böschung umhergegangen waren, sich zu etwas verdichteten, das verdächtig nach Mob aussah, musste ich an einen Autoaufkleber denken, den ich einmal an einem vor mir fahrenden Lastwagen gesehen hatte: MEINE WAFFE BEKOMMST DU NUR ÜBER MEINE LEICHE.
    »Wissen Sie … Mr Ewing, richtig?«, sagte ich, während ich rückwärts zur Treppe und in die Sicherheit meines Wagens wollte. »Ich glaube, Mr Trainer hat einen Fehler gemacht.« Der Blonde versperrte mir selbstbewusst und lässig den Weg, was bewies, dass ich ein Gefangener war.
    »Da kommt sie.« Ewing wies auf eine Frau, die aus der verlassenen Fabrik auf uns zukam. Sie war ein wenig außer Atem, als sie uns erreichte, aber es gelang ihr trotzdem, uns den dünnen Stapel Papier entgegenzustrecken, den sie in der Hand hielt. Ewing wich zurück, als sei das Papier radioaktiv, und nickte in meine Richtung.
    Ich trat aus dem

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