Das Abkommen
für uns kappen und mit dem Finger auf Washington zeigen, weil die amerikanische Regierung Babys verhungern lässt.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Könnte schon sein.«
»Aber Sie und Trainer werden nicht verhungern.«
Noch ein Achselzucken. »Was mich angeht, wäre ich da nicht so sicher, aber Trainer, nein, Trainer wird mit Sicherheit nicht verhungern. So ist das Leben eben.«
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Füße auf den Tisch. »Sie sind nicht gerade das, was ich erwartet hatte.«
»Das habe ich über Sie auch gedacht.«
»Warum jetzt?«, fragte er. »Warum zieht Trainer ausgerechnet jetzt so etwas durch?«
»Montana?«, meinte ich.
»Das könnte ein gefährlicher Präzedenzfall werden und die Tabakindustrie vielleicht sogar zu Fall bringen, aber bis die Kacke am Dampfen ist, wird Trainer entweder tot oder in einem Pflegeheim sein. Warum tut er so etwas Riskantes ausgerechnet jetzt, obwohl er es doch genauso gut seinem Nachfolger überlassen könnte?«
Mir fiel nicht gleich eine Antwort darauf ein, doch Mann schien kein Problem damit zu haben, einfach dazusitzen und zu warten, während ich eine formulierte.
Es dauerte zwar nicht lange, aber ich war mir nicht sicher, ob ich es ihm sagen sollte. Nachdem ich noch eine Weile überlegt hatte, kam ich zu dem Schluss, dass ich Trainer nichts schuldig war. Er hatte mich heute schon wieder vor vollendete Tatsachen gestellt, und ich war der Meinung, dass ich jeden Cent meiner zweihundertfünfzigtausend Dollar wert war.
»Ein Adrenalinstoß«, sagte ich schließlich.
»Was?«
»Ich glaube, Trainer bekommt bei dem Ganzen einen Ständer.«
Mann lachte und krempelte seine Hemdsärmel hoch. »Ich glaube, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber letztendlich dürfte seine Motivation keine Rolle spielen. Er hat nämlich recht – die Tabakindustrie wird langsam ausgeblutet, und sie wird sterben, wenn wir nichts dagegen tun. Wir brauchen eine langfristige Lösung.«
»Das glaube ich auch.«
»Und was raten Sie mir?«
»Mr Mann, ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll …«
»Sagen Sie Larry zu mir.«
»Larry, ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll. Vermutlich haben Sie zurzeit nicht gerade viele Alternativen. Machen Sie eine Weile mit. Wenn nichts dabei herauskommt, werden Sie ein paar ungemütliche Wochen hinter sich haben, können aber zum Status quo zurückkehren. Falls wir Klageschutz von der Regierung bekommen, wird unser Aktienkurs in die Höhe schießen, und unsere Rentabilität auch. Das dürfte Ihnen bei den nächsten Tarifverhandlungen eine gute Ausgangsposition sichern.«
»Rauchen Sie, Trevor?«
Ein sonderbarer Themenwechsel und für mich eine ziemlich schwierige Frage. »Ein bisschen. Nein, eigentlich nicht.«
»Viele von meinen Leuten rauchen. Wahrscheinlich können Sie sich nur schwer vorstellen, dass die Aussicht, nicht mehr an Zigaretten ranzukommen, ein weiterer Stressfaktor für sie ist.«
Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Es war mir nicht in den Sinn gekommen, dass die Leute, die in einer Zigarettenfabrik arbeiteten, keine Möglichkeit haben würden, an Zigaretten zu kommen. Hut ab vor Trainer für so viel rücksichtslose Konsequenz.
»Wo sind sie?«, fragte ich. »Die Zigaretten, meine ich.«
»Die Firma hat blitzschnell zugeschlagen. Die Fabrik wurde geschlossen, und in kaum einer Stunde sind alle draußen gewesen. Die fertigen Produkte sind zu einem Lager gefahren worden, wo sie jetzt von gewerkschaftlich nicht organisierten Leuten bewacht werden.«
Ich nickte langsam. »Und wenn ich es so arrangieren könnte, dass wir Gewerkschaftsleute zur Bewachung verwenden? Sie wissen schon, damit die Jobs in der Familie bleiben.« Ich zögerte kurz, doch dann kam ich zu dem Schluss, dass es zur Arbeitsplatzbeschreibung von Vizepräsidenten gehörte, solche Entscheidungen zu treffen. »Und wenn einige Packungen verschwinden, dürfte das angesichts des ganzen Durcheinanders wohl niemandem auffallen. Wenn diese Zigaretten dann allerdings auf dem Schwarzmarkt auftauchen oder an sämtliche Bekannten und Cousins zweiten Grades verteilt werden, nun, dann könnte ich mir schon vorstellen, dass es jemandem auffällt.«
»Ich verstehe«, sagte Mann. Ich hatte den Eindruck, dass er tatsächlich verstand, und dass ich mir keine Gedanken mehr um diese Sache zu machen brauchte.
ACHTUNDZWANZIG
Der Blonde und der Brünette schienen äußerst schlechter Laune zu sein, seit es ihnen am Tag zuvor nicht
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