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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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konzentrieren, sondern eher auf die Gründe, warum seine Mitarbeit, die er sich mit einem Stundensatz von fünfhundert Dollar honorieren ließ, unerlässlich war. Wahrscheinlich befürchtete er, dass es jemandem im Management einfallen könnte, einen Anwalt, der nur vierzig Dollar die Stunde nahm, damit zu beauftragen, für uns zu verlieren.
    Ich hatte während der gesamten Besprechung stumm in einer Ecke gesessen und versucht, die Blicke der anderen Männer im Raum zu ignorieren, die herauszufinden versuchten, was ich eigentlich dort verloren hatte. Mit dem Hintergrund zu verschmelzen, war immer eines meiner größten Talente gewesen, doch jetzt wollte mir nicht einmal mehr das gelingen.
    Aber ich hatte Verständnis für die Männer, denn ich selbst hätte auch gern gewusst, was ich dort machte. Hatte Trainer es darauf angelegt, mich zu demütigen – wollte er mich mit Leuten zusammenbringen, die mich daran erinnerten, dass ich von nichts eine Ahnung hatte? Falls ja, war ihm das gelungen. Aber vielleicht hatte er es ja als eine Art Belohnung dafür angesehen, dass ich ihn im Garten zum Lachen gebracht hatte.
    Als ich aus dem Haus kam, war Anne schon weg, also stellte ich mich neben die Schale mit den Shrimps und versuchte, Trainer möglichst unauffällig zu beobachten. Ich wusste nicht, wie ich ihn einschätzen sollte. Wirkte er etwas fröhlicher seit unserem von Untergangsstimmung geprägten Gespräch hinter der Hibiskushecke, oder lag es nur daran, dass die Stimmung der Gäste um ihn herum nicht mehr ganz so ausgelassen war?
    Als das Taxi, das Jimmy mir besorgt hatte, mich zu Hause absetzte, fand ich meinen Wagen in der Einfahrt geparkt vor und die Schlüssel im Briefkasten. Aber keinen Zettel von Anne, auf dem sie sich für einen netten Nachmittag bedankte, keine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter, die darauf schließen ließ, dass sie mich doch nicht ganz so schrecklich fand, und keine Einladung für ein romantisches Abendessen am Samstagabend.
    Allerdings hatte jemand mit einem Pfeil ein Foto an meine Haustür genagelt, auf dem ein nacktes Mädchen in einen sternförmigen Pool sprang. Die Nachricht auf der Rückseite – dieses Mal in der krakeligen Handschrift des Meisters selbst – bestand aus zwei Worten: »Dummer Junge.« Ich hoffte, dass dieses kleine Kommunique geliefert worden war, nachdem Anne hier gewesen war, doch angesichts meiner aktuellen Glückssträhne schien das ziemlich unwahrscheinlich zu sein.
    »Gibt es was Wichtiges?«, fragte ich Miss Davenport, der ich es hoch anrechnete, dass sie ihren Fluchtimpuls unterdrückte, als sie mich sah.
    »Das ist gerade reingekommen.« Sie drückte mir eine ausgedruckte E-Mail in die Hand, die ich zweimal lesen musste.
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Nein. Die Dokumente, die Sie abliefern sollen, liegen auf Ihrem Schreibtisch. Paul Trainers Assistentin hat sie persönlich heruntergebracht.«
     
    Ich zielte mit meinem Auto auf einen freien Parkplatz, sprang aus dem Wagen und rannte über die Straße zu einem kleinen, weißen Bürogebäude. Wegen der dämlichen Geheimnistuerei, die meine Mitarbeit bei Smokeless Youth umgab, war ich noch nie in der Zentrale der Organisation gewesen und musste eine Weile suchen, bis ich eine Tür fand, auf der die Buchstaben »SY« klebten.
    Der erste Raum hinter der Tür sah aus wie das Wartezimmer einer Zahnarztpraxis, aber ohne die fünf Jahre alten Ausgaben der Regenbogenpresse. Hinter der offenen Glasscheibe der Rezeption saß eine Frau, die mich misstrauisch beäugte. Vermutlich hielt sie mich für einen Söldner der Tabakindustrie, der geschickt worden war, um alles zusammenzuschießen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja. Ich suche Anne Kimball. Ist sie da?«
    »Wen darf ich melden?«
    »Trevor Barnett.«
    Der überraschte Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ darauf schließen, dass sie meinen Namen kannte, und ich beschloss, das auszunutzen. Ein schneller Überraschungsangriff war vermutlich am besten, da Anne dann nicht die Chance hatte, aus einem Fenster zu springen.
    »Bemühen Sie sich nicht«, sagte ich so freundlich wie möglich, während ich zielstrebig auf eine Tür zuging, von der ich annahm, dass sie in die Tiefen des Verwaltungsapparats von Smokeless Youth führte. »Ich geh selbst nach hinten.«
    Während ich über den mit Plakaten dekorierten Korridor ging, steckte ich kurz den Kopf in jedes der Büros. Im letzten fand ich dann Anne, die an ihrem Schreibtisch saß. Ich trat lautlos ein und stellte mich auf

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