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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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ich nicht. Mein Vater hat sich hinter meinem Rücken in mein Büro geschlichen und mir den Hörer aus der Hand gerissen. Es tut mir leid.«
    Sie sah sich um, aber wie der Zufall es wollte, gab es keine freien Tische mehr. Ich deutete auf den Stuhl vor mir, und sie setzte sich.
    »Sie tragen ja immer noch einen Anzug«, bemerkte sie. Dann kippte sie das Besteck aus der Papiertasche und stürzte sich auf etwas, das wie asiatische Nudeln aussah.
    »Es gab ein kleines Problem bei meinem Plan.«
    »Sie hatten einen Plan?«
    »Plan ist vielleicht zu viel gesagt. Aber nach meinem Auftritt gestern war ich doch ziemlich sicher, dass man mich feuern wird.«
    »Dann hat man Sie also nicht gefeuert«, sagte sie mit vollem Mund.
    »Nein. Ich habe nur den Arbeitsplatz gewechselt.«
    »Was machen Sie jetzt?«
    »Ich bin Beelzebub.«
    »Wie bitte?«
    »Ich arbeite direkt für Paul Trainer. Er hat mir das Büro des früheren Vizepräsidenten gegeben.«
    Sie machte keinen sehr überraschten Eindruck. Für sie gehörte das wohl zu der Verschwörung, an der ich von Anfang an beteiligt war.
    »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Ich wollte den Job gar nicht.«
    »Aber Sie haben ihn genommen, oder?«
    »Ja.«
    »Dann sind Sie jetzt also der Assistent des Vorstandsvorsitzenden von Terracorp«, sagte sie kühl. »Das ist ein wichtiger Job. Ich bin mir sicher, dass es sich für Sie lohnen wird.«
    Das lief nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Das Funkeln, das ich gestern in ihren Augen gesehen hatte und heute wieder entfachen wollte, war jetzt fast nicht mehr zu erkennen.
    »Es muss ein Versehen gewesen sein.« Ich klang wohl ziemlich verzweifelt. »Schließlich habe ich Sie auf diese Party mitgenommen und zugelassen, dass Sie sich auf die Gäste stürzen und sie beleidigen. Ich habe dem Vorstand einen Bericht vorgelegt, der aus zehn Worten bestand. Gestern Abend bin ich im Fernsehen aufgetreten, habe mich mit keinem Wort an die Position der Firma gehalten und bin dann auch noch aus dem Studio gestürmt. Trainer wird wohl langsam senil …«
    »Ich glaube, Sie verkaufen sich unter Wert, Trevor«, sagte sie in einem Ton, der darauf schließen ließ, dass sie mir kein Wort abnahm. »Ein Mann, der an nichts glaubt und sich die ganze Zeit einzureden versucht, dass er keine Verantwortung für irgendetwas hat, ist doch der perfekte Kandidat für diesen Job. Vielleicht weiß Paul Trainer ganz genau , was er tut.«
    »Ich … ich glaube nicht, dass das fair ist.«
    »Welcher Teil davon?«
    Gute Frage.
    »Haben Sie schon Gelegenheit gehabt, über das nachzudenken, was Sie in der Talkshow gestern Abend gesagt haben?«, fragte sie, während sie ihr Tablett von sich schob. »Haben Sie darüber nachgedacht, wo das alles hinführen soll? Oder wollen Sie einfach die Augen zumachen und sich mitreißen lassen?«
    Ich antwortete nicht.
    »Wenn das jetzt gemein klingt, tut es mir leid, denn das ist nicht meine Absicht, aber Sie sind wie ein Segel – leer, es sei denn, es wird mit einem der Winde gefüllt, die gerade wehen.«
    Eigentlich hätte ich jetzt gesagt, dass ich mich fühlte, als hätte jemand die Luft aus mir herausgelassen, doch das hätte ihren Segelvergleich irgendwie unterstützt.
    »Eigentlich beneide ich Sie um die Chance, die Sie bekommen haben, Trevor. Wenigstens sitzen Sie jetzt in der ersten Reihe. Es wäre doch eine interessante Entwicklung, wenn die Tabakindustrie den Prozess verliert und die Einwohner Montanas so wütend sind, dass sie sich von ihren Anwälten nicht zu einem Vergleich überreden lassen. Es wäre doch wirklich interessant, wenn das Ganze damit ausgeht, dass die Tabakindustrie bis auf das letzte Hemd ausgezogen wird, finden Sie nicht?«
    Wieder spürte ich, wie Wut in mir aufstieg, was für mich ein völlig neues Gefühl war. »Vielleicht interessanter als Sie denken.«
    Sie sah mich etwas misstrauisch an. »Was meinen Sie damit?«
    Ich stand auf. Eigentlich hätte ich schon viel früher gehen sollen. »Was werden die Kläger denn mit dem Vermögen der Tabakfirmen machen, Anne? Glauben Sie wirklich, dass sie die Firmen auseinandernehmen und alles für zehn Cents den Dollar verkaufen? Ist es nicht eher wahrscheinlich, dass sie sich mit Paul Trainer darauf einigen, alles so weiterlaufen zu lassen wie bisher, und die Gewinne auf ihre Bankkonten überweisen lassen? Bei Summen in dieser Höhe verhallt ein moralischer Aufschrei manchmal ungehört.«
    Sie überraschte mich, indem sie mich am Arm packte, gerade, als ich zu einem

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