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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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quer durch alle Zeitungen, aber bei uns halten sie die Hand auf. Das muss aufhören – wir müssen die politische Währung aus diesem Mist heraushalten.«
    »Und wie wollen Sie das anstellen?«, fragte Chuck Fay, der angesichts der Aussicht auf einen guten Kampf schon ganz aufgeregt war.
    »Aktion, Chuck, nicht Reaktion. Das ist das Einzige, wovor Politiker sich fürchten. Anstand und Moral zu predigen ist ganz einfach, solange es nicht das eigene Leben betrifft, aber wenn es das tut, werden die Leute, die gerade noch mit dem Status quo zufrieden waren, stinksauer.« Trainer machte eine dramatische Geste. »Jeder hat sich gegen uns gewandt, weil es so einfach ist, gegen uns zu sein. Aber ich bin mir gar nicht einmal so sicher, ob uns die Mehrheit auch dann noch mit solcher Inbrunst hassen wird, wenn es hart auf hart kommt. Nehmen wir zum Beispiel die Nichtraucher. Sie hassen uns, weil sie uns für das Reich des Bösen halten, als das wir dargestellt werden, und weil sie glauben, dass wir den Steuerzahler eine Menge Geld kosten. Aber sie sind durch das Rauchen an sich nicht direkt betroffen, und ehrlich gesagt wird niemand so dumm sein zu glauben, dass die Steuern gesenkt werden, wenn die Tabakindustrie über den Jordan geht. Und was ist mit unseren Kunden – den Rauchern? Sie hassen uns, weil es einfacher ist, uns vorzuwerfen, dass wir sie umbringen, als sich selbst etwas vorzuwerfen. Aber sie wollen ganz sicher nicht, dass dieser fette Kotzbrocken Angus Scalia ihnen ihre Zigaretten wegnimmt.«
    »Sie haben von Aktion gesprochen«, sagte Fay. Er war der Einzige im Raum, der nicht so aussah, als würde Trainer ihn einschüchtern können. »Was für eine Aktion? Wie sollen wir zwölf Geschworene in Montana kontrollieren?«
    Ich kannte Trainer nicht sehr gut, aber er machte auf mich den Eindruck, als würde ihm die Richtung gefallen, in die die Sitzung sich entwickelte. Panik lag in der Luft. Aktienoptionen, Pensionsansprüche, Prestige – alles, was für diese Männer einen hohen Stellenwert besaß – waren gefährdet, und es sah ganz danach aus, als würde es sie eines Tages nicht mehr geben.
    »Meine Herren, Sie dürfen jetzt keinen Fehler machen. Wir sind im Krieg«, sagte Trainer. »Und wir verlieren. Der Feind hat uns zermürbt, und jetzt sind wir geschwächt und zahlenmäßig unterlegen.«
    Seine Wortwahl und die heftige Gestik erinnerte mich an den Anfang des Films Patton – Rebell in Uniform . Doch statt einer riesigen Flagge im Hintergrund stellte ich mich mir ein mächtigeres Symbol unseres Landes vor: einen gigantischen Dollarschein.
    »So, wie ich das sehe, haben wir noch eine letzte Chance für eine Gegenoffensive. Doch unsere Aussichten auf einen Sieg werden mit jedem Tag, den wir warten, schlechter.«
    Ehrlich gesagt wurde mir das jetzt doch ein wenig zu dumm. Aber Trainer hatte ein schizophrenes Charisma an sich, das seine Wirkung nicht verfehlte. Er ging noch ein paarmal auf und ab, umrundete den Tisch und kam dann mit ausgestreckter Hand auf mich zu. Ich nahm sie, und er klopfte mir auf den Rücken und beugte sich zu meinem Ohr. »Trevor, Sie haben Ihre Sache hervorragend gemacht«, sagte er leise. »Ich bin stolz auf Sie. Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen wollen …«
    Ich muss zugeben, dass ich ein kleines bisschen stolz auf mich war, als ich den Sitzungsraum verließ. Zum ersten Mal seit Langem hatte ich nicht wie ein Volltrottel gewirkt. Dieser kleine Schritt in die richtige Richtung schien das unangenehme Gefühl in meinem Magen zu verdrängen, das mich seit meinem letzten Gespräch mit Anne plagte. Also konzentrierte ich mich darauf.
     
    Zwei Stunden später tagte der Vorstand immer noch. Was hatten sie zu bereden? Warum hatte ich gehen müssen? Ich dachte etwa fünf Minuten darüber nach, bevor ich mich einer dringlicheren Frage widmete. Welche Aufgaben hatte eigentlich ein Vizepräsident für Strategie und Planung?
    Ich wanderte in meinem Büro herum und fuhr dabei mit den Fingern über die Oberflächen der exklusiven Möbel, dann maß ich es mit Schritten aus (neun auf zwölf Meter), und schließlich setzte ich mich an meinen Schreibtisch, dessen Ausmaße gewaltig waren. Leider war mein Computer noch nicht online, sodass ich nicht surfen konnte, und meine CD mit Darius’ neuem Spiel hatte ich Trainer geschenkt. Nach ein paar Minuten stellte ich fest, dass ich durch die offene Tür nach draußen auf den leeren Schreibtisch vor meinem Büro starrte.
    Genau. Das war’s! Jeder neue

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