Das Abkommen
schnellen Abgang ansetzen wollte, der so würdevoll sein sollte wie unter diesen Umständen nur möglich. »Trevor, ist Ihnen denn nicht klar, dass Sie jetzt vielleicht in der Lage sind, tatsächlich etwas zu ändern? Dass Sie vielleicht beeinflussen können, wie es in Zukunft weitergeht …«
»Ich werde gar nichts ändern können«, sagte ich. »Trainer hat aus irgendeinem Grund beschlossen, mich nach meiner Meinung zu fragen, und er tut so, als würde er mir zuhören, aber so dumm bin ich nicht, dass ich das glauben würde.«
»Sind Sie sicher, dass Sie sich nicht nur das sagen, was Sie hören wollen? Von einem unbeteiligten Zuschauer erwartet man nichts, stimmt’s? Aber was wäre, wenn Sie ein Leben retten könnten? Nur ein einziges? Das wäre ganz schön heldenhaft.«
Ich machte mich los. »Anne, es ist komplizierter, als Sie zugeben wollen.«
»Vielleicht.«
Ich sah auf sie hinunter. Sie starrte mich unverwandt an. »Gehen Sie mit mir essen, Anne? Geben Sie mir ein paar Stunden Zeit, damit ich Ihre Meinung über mich ändern kann. Ich kann Ihnen nicht garantieren, eine charmante Begleitung zu sein, aber ich verspreche Ihnen ein außergewöhnlich gutes Essen.« Ich deutete auf ihr Tablett, auf dem sich immer noch ihr Mittagessen türmte. »Und zwar eine ganze Menge davon.«
Das brachte sie zum Lächeln, aber sie versuchte, es hinter ihrer Serviette zu verstecken. »Trevor, ich bezweifle gar nicht, dass Sie im Grunde genommen ein netter Kerl sind. Und auch wenn ich mich ein wenig lächerlich mache, wenn ich das jetzt sage, Sie sind ein wirklich gut aussehender Mann. Aber ich glaube nicht, dass ich mit Ihnen essen gehen möchte.«
NEUNZEHN
Am nächsten Morgen saß ich unter einem Porträt meines Großvaters an einem riesigen Tisch, um mich herum die Vorstandsvorsitzenden von Amerikas größten Tabakfirmen. Bis auf Trainer sahen sie alle ziemlich gleich aus: in den Sechzigern, konservativ geschnittene Anzüge in Grautönen mit weißen oder blauen Hemden, kurzes, dunkles Haar. Alle sprachen mit dem arroganten Südstaatenakzent der oberen Zehntausend, der ein bisschen außer Kontrolle geriet, wenn sie sich aufregten – aber nur bei drei Viertel von ihnen lag jene rustikale Heiserkeit in der Stimme, die früher unabdingbare Voraussetzung für diesen Job gewesen war.
Trainer war der Einzige, der stand. Er trug einen seiner Lieblingsanzüge, dessen Schnitt schon seit hundert Jahren aus der Mode war, in einer Farbe, die man je nach Lichteinfall vielleicht als Violett bezeichnen konnte. Obwohl er mindestens zehn Jahre älter war als die anderen, ging er die ganze Zeit auf und ab und vernebelte den Sitzungsraum mit dem Rauch, den die Zigarette in seiner Hand produzierte.
»Ich weiß nicht, ob Trevor Barnett Ihnen allen bekannt ist.«
Ich nickte und zwang mich, zu allen Anwesenden Augenkontakt herzustellen, während ich gleichzeitig versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie fehl am Platz ich mich fühlte.
»Ich habe eine neue Position geschaffen – Vizepräsident für Strategie und Planung –, und Trevor hat sich bereit erklärt, sie zu übernehmen. Ich habe ihn gebeten, an der Sitzung teilzunehmen.«
Es war das erste Mal, dass er einen Titel für mich erwähnte, und obwohl ich ihn für ziemlich imposant hielt, schien er auf die anderen nicht viel Eindruck zu machen. Es war sehr wahrscheinlich, dass sie sich aufgrund meiner brillanten Arbeit, die ich im Fernsehen geleistet hatte, bereits eine Meinung über mich gebildet hatten. Keiner der Männer würdigte mich auch nur eines Blickes. Trainer ging noch ein paarmal auf und ab und blieb dann plötzlich stehen.
»Wir werden diesen Prozess verlieren, und wir werden einen Vergleich schließen müssen.«
Er schien die Männer am Tisch zum Widerspruch herausfordern zu wollen, doch keiner von ihnen ergriff das Wort.
»Wir haben keine Freunde mehr dort draußen. Die Politiker stellen sich tot, die Anti-Tabak-Organisationen gehen zum Angriff über, die Nichtraucher beklagen sich über Passivrauchen, und unsere Kunden denken, wir sitzen hier herum, zwirbeln unsere Schnurrbärte und überlegen uns, wie wir sie noch schneller töten können.« Er setzte sich wieder in Bewegung. »Die Welt hat sich verändert – juristisch, politisch, wirtschaftlich –, und wir spielen immer noch das gleiche Spiel wie vor fünfundzwanzig Jahren. Trevor, habe ich was vergessen?«
Ich hob den Blick von den Notizen, die ich mir gemacht hatte, und stellte fest, dass Trainer mich
Weitere Kostenlose Bücher