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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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werde.«
    »Danke, ein bißchen mulmig ist mir schon. Ich fahre jetzt nach Hause, esse etwas, mache mich frisch und werde um elf auf dem Kerbplatz an der Nidda sein. Gott steh mir bei, daß alles gutgeht.«
    »Es wird schon gutgehen. Du sagst doch selber, der Anrufer habe sich sehr ängstlich angehört. Es wird schon keine Falle sein.«
    »Hoffentlich hast du recht. Wenn hier zum Beispiel wirklich Korruption in großem Stil im Spiel ist, wenn zum Beispiel bis in die obersten Etagen geschmiert wird, dann könnte es natürlich sein, daß unsere Abteilung irgendwem ein Dorn im Auge ist. Und da ich die Ermittlungen leite … Auf der anderen Seite müssen aber diese Leute auch Angst davor haben, eventuell unserem Killer in die Hände zu fallen. Es ist irgendwie verwirrend.«
    »Sicher. Entspann dich ein bißchen. Wir sehen uns später, wenn dein Treffen vorbei ist. Bis nachher.«
     
    Zu Hause angelangt, holte Julia Durant die Post aus dem Briefkasten. Es war nur ein Brief ohne Absender. Sie riß ihn noch im Treppenhaus auf, blieb auf den Stufen stehen und las:
Wie hat Ihnen die Beerdigung gefallen? Hatten Sie nicht auch den Eindruck, daß es fade und nichtssagend war? Aber jedem Menschen der Tod und die Beerdigung, die er verdient. Wie heißt es doch so schön – nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zu richten, nicht die Gerechten.
    PS.: Ich möchte im Augenblick nicht in Ihrer Haut stecken, doch keine Sorge, nicht mehr lange, und Sie werden von diesem Alptraum befreit sein, genau wie ich.
    Sie schloß für einen Moment die Augen, ihr Herz raste, sie spürte das Pochen des Blutes in ihren Schläfen. Sie stieg die Treppen hinauf, trat in ihre Wohnung. Sie ließ sich auf die Couch fallen, legte den Zettel auf den Tisch. Sie erhob sich gleich wieder, ging zum Telefon, um Berger anzurufen. Er war nicht mehr im Büro, sie wählte seine Privatnummer. Er hob nach dem zweiten Läuten ab.
    »Durant hier. Ich habe wieder ein Schreiben bekommen. In welchem Hotel ist dieser Hübner abgestiegen, ich würde ihm gern die Zeilen vorlesen. Auch wenn der nächste Mord wahrscheinlich nicht mehr zu verhindern ist.«
    »Er hat ein Zimmer im Novotel. Die Zimmernummer müßten Sie erfragen.«
    »In Ordnung, ich werde ihn gleich anrufen. Auf Wiederhören.«
    Sie ließ sich mit Hübner verbinden, las ihm das Schreiben langsam vor, so daß er mitschreiben konnte. Nach dem Gespräch ging sie in die Küche, öffnete den Kühlschrank, holte die angebrochene Packung Salami und eine Tomate heraus, schnitt sich zwei Scheiben Brot ab. Bevor sie zu essen begann, trank sie eine halbe Dose Bier. Sie schaltete den Fernsehapparat ein, die
Heute
-Nachrichten im ZDF. Unter anderem wurde kurz und sachlich über die Morde an Stadtdekan Domberger und Jürgen Mondrian berichtet. Der Wetterbericht kündigte für die folgenden Tage wechselhaftes Wetter mit vielen Schauern und Abkühlung an. Sie hörte nicht hin. Statt dessen ging sie ins Bad, entkleidete sich, ließ Wasser in die Wanne laufen. Sie warf einen Blickin den Spiegel, schüttelte angesichts der dunklen Ringe unter ihren Augen den Kopf. Sie fühlte mit einer Hand die Temperatur des Wassers, es war zu heiß, sie ließ kaltes dazulaufen. Sie gab etwas Badeschaum dazu, setzte sich hinein. Sie dachte an den zwei Jahre zurückliegenden Fall des Serienmörders Tomlin, wo sie auch eine Zeitlang im Kreis gelaufen waren, bis ein nahezu unglaublicher Zufall den Täter entlarvte, doch gab es damals eine Reihe von Spuren, die sie verfolgen konnten. Diesmal gab es nicht einmal den Ansatz einer Spur. Dieser Täter arbeitete wie ein Phantom, er tauchte aus dem Nichts auf und verschwand auch wieder darin. Er hinterließ keine Fingerabdrücke, keine verwertbaren Faserspuren, nichts, woraus man einen genetischen Fingerabdruck hätte machen können. Sie wusch sich, trocknete sich ab, sprühte etwas Deo unter die Achseln, zog frische Unterwäsche an. Sie holte eine weitere Dose Bier aus dem Kühlschrank, setzte sich auf die Couch, die Beine auf den Tisch gelegt. Sie trank in kleinen Schlukken, rauchte dabei eine Gauloise. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, das mulmige Gefühl, das sie beschlich, wenn sie an den vor ihr liegenden Abend dachte, wurde stärker. Ein Blick zur Uhr, kurz nach acht. Am liebsten wäre sie jetzt zu Bett gegangen, um auszuschlafen. Am liebsten wäre sie aber auch ins Auto gestiegen, um zu ihrem Vater zu fahren und dort zu bleiben, bis der

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