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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Langsam bewegte sich der Zug schweigend zu dem ausgehobenen Grab.
    »Ist dir das Gesteck aufgefallen?« fragte Julia Durant flüsternd.
    »Welches Gesteck?«
    »Zwölf weiße Lilien, wenn ich richtig gezählt habe.«
    »Nein, ist mir nicht aufgefallen.«
    »Eine Schleife, aber kein Name. Zufall?«
    »Ich glaube nicht an Zufälle«, erwiderte Hellmer. »Wo ist es?«
    »Es lag oder besser gesagt stand vor dem Sarg. Mich würde interessieren, wer es wo in Auftrag gegeben hat. Läßt sich so was rausfinden?«
    »Wenn es vom Täter stammt, dann wird er so schlau gewesen sein, es nicht unter seinem eigenen Namen bestellt zu haben. Es ist ein Teil seines Spiels, und er wird nicht so dumm sein, uns das Spiel durch einen solchen Fehler gewinnen zu lassen.«
    »Aber er ist hier, das spüre ich. Er setzt seine Füße hier auf diesen Weg, um Abschied von seinem Opfer zu nehmen.Wenn ich doch nur einen Blick in seine Seele werfen könnte.«
    »Vielleicht kann der Profiler das ja.«
    »Warten wir’s ab.«
    Sie langten am Grab an, wo Frau Matthäus und ihre beiden Kinder ganz vorne standen. Es gab kaum jemanden, der weinte; nicht einmal Matthäus’ Frau. Die Gesichter der meisten Anwesenden waren starr und ausdruckslos, es schien, als wären sie nur aus Höflichkeit erschienen und nicht, um wirklich um Matthäus zu trauern. Der Himmel hatte sich wieder bewölkt, es begann leicht zu regnen. Um Viertel vor vier wurde der Sarg in die Erde gelassen, Sand auf den Sarg geworfen, wobei die meisten kurz vor dem noch offenen Grab still stehenblieben, Beileidsbekundungen wurden ausgesprochen, bis um kurz nach vier die Trauergemeinde sich aufzulösen begann.
    »Ich glaube, ich habe selten so viele Heuchler auf einem Haufen gesehen wie hier«, flüsterte Hellmer bissig. »Es gibt wohl niemanden hier, der wirklich um Matthäus trauert. Ich möchte nur zu gern wissen, warum das so ist. Was wir bis jetzt von seinen Angestellten und seinem Umfeld erfahren haben, war er ein beliebter Mann, sozial engagiert, loyal seinen Mitarbeitern gegenüber, einfach perfekt. Und dann dieses im wahrsten Sinn des Wortes Trauerspiel.«
    »Wen hast du erkannt?« fragte Julia Durant.
    »Meininger ist der einzige, der mir außer Frau Matthäus bekannt vorkam.«
    »Ich habe auch niemanden sonst entdeckt. Mal sehen, was die Bilder und das Video bringen. Fahren wir zurück, ich will nicht zu spät sein, wenn unser Superhirn aus München kommt.«
    »Höre ich da etwa Neid aus der Stimme?« fragte Hellmer grinsend.
    »Quatsch!«
    »Aha, also doch. Aber du hast dafür andere Qualitäten. Nicht umsonst wirst du von Berger so hochgehalten.«
    »Alter Schleimer«, sagte Julia Durant grinsend, während sie in den Wagen stiegen.

Dienstag, 16.45 Uhr
     
    Sie hatten sich in Bergers Büro versammelt, Julia Durant, Hellmer, Kullmer, zwei weitere Beamte der Sonderkommission sowie der aus München eingeflogene Profiler Hans Hübner, ein hagerer Mittdreißiger in Jeans und Lederjacke, der direkt vor Bergers Schreibtisch saß und einen Kaffee trank. Er blickte mit eisgrauen Augen in die Runde, sein Gesicht spiegelte keine seiner Regungen wider. Julia Durant fühlte sich etwas unbehaglich in seiner Gegenwart, warum, vermochte sie nicht zu ergründen.
    »Wie war die Beerdigung?« fragte Berger, nachdem die Kommissarin und Frank Hellmer Platz genommen hatten.
    »Ich schätze, es waren etwa zweihundert Leute da, aber außer Meininger haben wir kein bekanntes Gesicht gesehen. Vielleicht ist auf den Fotos und dem Videofilm mehr zu sehen. Allerdings hat ein Unbekannter ein Gesteck mit zwölf weißen Lilien geschickt, und Kollege Hellmer und ich sind sicher, daß dieser Unbekannte auch auf der Beerdigung war.«
    »Dann warten wir das Entwickeln der Bilder ab, den Videofilm können wir uns ja nachher noch anschauen. Gibt es sonst noch etwas Erwähnenswertes? Kollege Kullmer?«
    »Na ja, die beiden Lettinnen haben am Montag gegen Mittag von einer Sozialarbeiterin Kleidung und Geld bekommen.Ich habe mit ihr gesprochen, aber sie sagt, die beiden hätten einen ganz normalen Eindruck gemacht. Sie müssen aber kurz, nachdem die Dame die Wohnung verlassen hat, ihrem Mörder die Tür geöffnet haben. Die Frage ist, woher wußte er, daß er dreimal klingeln mußte? Wie viele Personen wußten von diesem vereinbarten Zeichen? Außer Schnell, meine ich, und der Sozialarbeiterin.«
    »Finden Sie’s heraus. Wenn nicht anders …«
    »Moment«, unterbrach ihn Julia Durant. »Ich habe Schnell gestern

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