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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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einfach, was du willst. Und wenn du es nicht mehr brauchst, wirfst du es achtlos weg. Aber du wirst jetzt auch weggeworfen. Du wirst niemandem mehr ein Leid zufügen. Anders war der letzte, den du in den Tod geschickt hast. Du wirst ihm nämlich direkt folgen.«
    »Du bist also der Killer«, sagte sie kaum vernehmlich, dann lachte sie wieder auf. »Ich hätte an jeden gedacht, nur nichtan dich. Ich muß zugeben, deine Tarnung ist geradezu perfekt. Sie werden dich nicht einmal verdächtigen, nachdem du mich umgebracht hast.« Sie hielt inne, fragte dann: »Wie wirst es machen? Wie bei den anderen? Ich hätte weiß Gott nicht gedacht, so schnell in der Hölle zu landen. Na ja, wenigstens hatte ich noch einen guten Fick. Was würdest du machen, wenn ich schreien würde?«
    »Du wirst nicht schreien«, sagte er leise. »Es könnte dir unter Umständen das Leben retten, aber dafür würdest du für den Rest deines verfluchten Lebens hinter Gittern verschwinden. Und was sie dort mit dir machen würden . . . Du kannst es dir bestimmt denken, oder? Du würdest dir wünschen, tot zu sein. Dein Leben ist zu Ende, ob du es wahrhaben willst oder nicht. Aus und vorbei.«
    »Aber meinen Cognac darf ich noch trinken?« sagte sie und bewegte sich mit steifen Schritten auf den Tisch zu. »Der letzte Cognac meines Lebens, wer hätte das gedacht? Irgendwie war ich wohl immer der irrigen Meinung, ewig leben zu können.«
    »Diese Meinung teilst du wahrscheinlich mit vielen anderen der Weltgeschichte. Hitler, Stalin, Mussolini, um nur ein paar zu nennen, die sich in ihrem Wahnsinn für unfehlbar hielten und meinten, gottgleich und unsterblich zu sein. O ja, sie hatten ihren Ruhm, einen traurigen, bitteren Ruhm. Bist du wirklich so naiv zu glauben, du und die Organisation könnten die Welt verändern? Glaubst du ernsthaft, daß das Verbrechen auf Dauer siegen wird? Weißt du, ich war lange Jahre Atheist, ich habe nur an das geglaubt, was ich mit meinen fünf Sinnen wahrnehmen konnte. Und dann kam der entscheidende Wendepunkt in meinem Leben, an dem ich mich fragte, warum ausgerechnet meine Frau und ich das alles ertragen müssen. Und weißt du was – als ich fast am Ende meiner Kräfte war undes nicht mehr aushielt, wie meine Frau litt, als ich in meinem Büro mit meiner Pistole spielte und kurz davor war, dem allen ein Ende zu bereiten, da war es, als ob eine unsichtbare Macht mir die Pistole aus der Hand nahm und sie auf den Tisch legte. Ich spürte mit einem Mal Wärme in mir aufsteigen und ein unbeschreibliches Gefühl. Von da an beschloß ich, zu leben, mich um meine Frau zu kümmern, aber ich beschloß auch, diesen Verbrechern das Handwerk zu legen. Ihr wart in allen Fällen immer so vorsichtig und habt jeden, den ihr neu aufgenommen habt, genauestens unter die Lupe genommen, nur bei mir habt ihr eine Ausnahme gemacht. Warum? Hättet ihr nachgeforscht, dann hättet ihr gewußt, daß ihr meine beiden Kinder auf dem Gewissen habt. Und meine Frau zwangsläufig auch. Aber mein Name war in den letzten fünf Jahren anscheinend so in Verruf geraten, daß ihr es nicht für nötig empfunden habt, mich zu überprüfen. Auch ihr macht Fehler, und dieser war der vielleicht schwerwiegendste.« Er machte eine Pause, ging zu ihr, legte einen Arm um ihre Schulter. Sie zitterte, legte ihren Kopf an seine Brust, sagte unter Tränen: »Ich will nicht sterben. Nicht jetzt. Bitte, ich will nicht sterben, hörst du? Ich fühle mich einfach noch zu jung dafür.«
    »Es tut mir leid, ich kann dir diese Bitte nicht erfüllen. Wenn du dich schon zu jung zum Sterben fühlst, was glaubst du, wie die zahllosen Kinder und Jugendlichen sich gefühlt haben? Oder die unschuldigen Frauen, denen ihr den Himmel auf Erden versprochen, sie statt dessen aber in die Hölle geworfen habt? Sicher, du bist noch jung, aber doch viel älter als die meisten derer, die du in den Tod geschickt hast.« Er löste sich von ihr, trat einen Schritt zurück, fuhr fort: »Du hättest eine prima Staatsanwältin abgegeben«, sagte er. »Wahrscheinlich hättest du es überkurz oder lang sogar zur Generalstaatsanwältin gebracht. Doch du warst unersättlich in deiner Gier und hast nicht mehr die Grenze gesehen. Du hast gehandelt, wie deine Gier nach Macht und Ansehen und Geld es dir befohlen hat. Und dazu war dir jedes Mittel recht. Und wie gesagt – was noch viel schlimmer ist, du hast zugelassen, daß viele unschuldige Menschen gestorben sind. Nein, das wäre wohl falsch ausgedrückt,

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