Das achte Opfer
weiter. Hab ich recht?«
»Ja, woher weißt du das?«
»Weil Matthäus immer an genau den gleichen Tagen etwa zur gleichen Uhrzeit nach Hause kam. Zufall?«
»Willst du damit sagen, daß es doch eine Verbindung zwischen ihnen gab?«
»Zumindest deutet alles darauf hin. Aber ich möchte dich herzlichst bitten, alles hier Besprochene absolut vertraulich zu behandeln. Sprich bitte auch nicht mit Frau Matthäus darüber. Es könnte nur hinderlich für unsere weiteren Nachforschungen sein.«
»Wahnsinn«, sagte Nadine und klappte das Buch zu. »Aber ich schwöre dir, ich habe nichts davon gewußt.«
»Das bestreitet auch keiner. Was wir jetzt herausfinden müssen, ist, was die beiden Männer verbunden hat.« Er sah Nadine an und berührte ihre Hand. »Du hast uns sehr geholfen. Wir sind zumindest einen kleinen Schritt weitergekommen.« Er lächelte und fuhr fort: »Weißt du eigentlich, daß ich dich noch immer für die schönste Frau der Welt halte?«
Sie lachte kurz und trocken auf. »Auch so, wie ich jetzt aussehe, zerschlagen und zerschunden? Außerdem gibt es viel Schönere, du Phantast.«
»Ich seh dich aber mit meinen Augen. Tu mir einen Gefallen, ruf mich mal an.«
»Okay«, sagte sie lächelnd. »Aber versprich dir nicht zuviel davon.«
»Nadine, ich bin geschieden. Ich lebe allein.«
»Es ist viel Zeit vergangen, und ich brauche vor allem jetzt Zeit und Abstand von allem. Aber ich werde anrufen, versprochen. Doch du solltest jetzt besser gehen.«
»Schon gut, ich muß sowieso wieder rüber zu Frau Matthäus. Ihr Haus wird nämlich auch gerade auf den Kopf gestellt. Wir sehen uns.«
Er stand auf und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Draußen blieb er auf der Straße stehen und zündete sich eine Zigarette an. Er zitterte ein wenig, wünschte sich jetzt ein Bier oder ein Glas Wodka. Doch es gab nirgends in dieser Gegend einen Kiosk, wo er sich etwas hätte kaufen können. Nachdem er ausgeraucht hatte, begab er sich zurück zu Julia Durant und Kullmer. Sie waren noch immer mit der Durchsuchung der Bibliothek beschäftigt, in der, wie Hellmer vermutete, etwa fünf- bis sechstausend Bücher standen.
»Und?« fragte die Kommissarin, ohne Hellmer anzusehen. »Was rausgekriegt?«
»Ich sag nur eines – Bingo!«
Sie drehte sich um, ein Buch in der Hand, sah Hellmer fragend an. »Was heißt das – Bingo?«
»Es gibt wahrscheinlich eine Verbindung. Beide, Neuhaus und Matthäus, waren in der letzten Zeit immer in der Nacht von Montag auf Dienstag weg und kamen immer in etwa zur gleichen Uhrzeit, nämlich zwischen drei und halb vier nach Hause. Zufall? Wohl kaum. Das ist zumindest der erste Ansatzpunkt, den wir haben. Aber sie haben das, was sie miteinander verbunden hat, derart geheimgehalten, daß nicht einmal ihre Frauen etwas davon wußten. Doch die Frauen haben ihre Männer nach Hause kommen hören. Was vielleicht nicht der Fall gewesen wäre, hätte es in deren Ehe gestimmt. Nadine Neuhaus hat sogar Tagebuch geführt. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wo die beiden montags immer gewesen sind.«
»Nur?!« sagte Kullmer mit unverhohlenem Sarkasmus. »Ich bin mal gespannt, wie lange wir dafür brauchen werden.«
»Es wird gehen. Es wird vielleicht eine Weile dauern, aber es wird gehen«, sagte Hellmer bestimmt.
»Gute Arbeit«, sagte Julia Durant anerkennend. »So, undjetzt laß uns das hier so schnell wie möglich zu Ende bringen, obgleich ich meine Zweifel habe, irgend etwas Brauchbares zu finden. Sollten Matthäus und Neuhaus in kriminelle Machenschaften verwickelt gewesen sein, so waren sie bestimmt nicht so blöd, Beweise im eigenen Haus rumliegen zu lassen. Und trotzdem müssen wir weitersuchen.«
Donnerstag, 19.15 Uhr
Die Beamten trafen sich kurz im Präsidium zu einer Lagebesprechung. Berger war extra länger geblieben, obgleich für heute sein obligatorischer Friedhofsbesuch angestanden hätte. Weder die Befragungen der Angestellten von Neuhaus noch die Durchsuchungen der Büro- und Privaträume von Matthäus und Neuhaus hatten neue Erkenntnisse gebracht. Was noch blieb, war die Durchforstung der Computer, doch das würde Zeit in Anspruch nehmen, und mit einem endgültigen Ergebnis würde nicht vor Anfang nächster Woche gerechnet werden können. Die Besprechung dauerte bis kurz nach halb acht. Als letztes sagte Berger, daß jeder der Beamten jederzeit erreichbar sein müsse.
Julia Durant fuhr zu einem Supermarkt, der bis acht offen hatte, kaufte ein kleines
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