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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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weggenommen, nachdem wir über die Grenze waren. Sie haben gesagt, sie würden sie für uns aufbewahren. Wir haben nichts, kein Geld, keine Papiere, nichts.«
    »Wer hat Sie über die Grenze geschleust, und wer hat Ihnen die Papiere weggenommen?«
    »Ein Kerl mit Namen Igor hat uns in Lettland gefragt, ob wir nicht Lust hätten, mehr Geld zu verdienen. Er hat gesagt, daß es in Deutschland Arbeit genug gibt und wir von dort aus gut unsere Familien zu Hause unterstützen können . . .«
    »Moment, aber dazu brauchten Sie doch ein Visum und auch eine Arbeitserlaubnis. Und das Visum gilt nur für drei Monate.«
    »Igor hat gesagt, daß er uns ein Visum und auch eine Arbeitserlaubnis besorgt.«
    »Und, hat er das?«
    »Ja, er hat uns beides vor der Abfahrt in Lettland gegeben. Aber sobald wir die polnisch-deutsche Grenze überquert hatten, sagte er, er bräuchte jetzt unsere Pässe, die Visa und die Arbeitserlaubnis, er müsse damit am nächsten Tag auf ein Amt und einen Stempel machen lassen . . .«
    »Und Sie haben ihm das so ohne weiteres geglaubt?«
    »Natürlich, warum nicht? Er hatte ja bis dahin alles so gemacht wie versprochen.«
    »Und weiter, was geschah dann?«
    »Keine Ahnung, aber als wir ihn das nächste Mal sahen, fragten wir, wo unsere Papiere seien. Er hat uns nur angegrinst und gemeint, sie wären sicher in einem Safe deponiert. Und dann hat er noch gesagt, daß das alles aber nicht ganz billig war und wir natürlich dafür arbeiten müßten.«
    »Was hatte er Ihnen versprochen, bevor Sie nach Deutschland kamen?«
    »Er sagte, wir würden hier Arbeit bekommen als Zimmermädchen in einem Hotel oder in einer Putzkolonne, aber wir würden auf jeden Fall mindestens zehnmal soviel verdienen wie bei uns zu Hause. Und jede von uns würde eine eigene Wohnung haben.«
    »Aber er hat das Versprechen nicht gehalten. Wo hat er Sie hingebracht?«
    »Wohin, das weiß keine von uns. Es war ein abgelegenes Grundstück irgendwo im Wald, es sieht aus wie ein Bauernhof. Es gibt dort zwei große Häuser und ringsherum Wiesen, Felder und Wald. Mehr weiß ich nicht.«
    »Und was sollten Sie dort tun?«
    Natascha sah Julia Durant für einen Moment an, dann senkte sie den Blick, faltete die Hände und verkrampfte sie,bis die Knöchel weiß hervortraten. Sie lachte wieder auf, bitter und resignierend.
    »In dem Haus, in das er uns brachte, waren noch einige andere Frauen. Sie trugen kaum Kleidung, die meisten nur Unterwäsche, Sie wissen schon, was ich meine. Von überall kam laute Musik, und es war heiß, und da war ein merkwürdiger Geruch.«
    »Was für ein Geruch?«
    »Ich weiß nicht, eine Mischung aus Schweiß, Parfüm und anderen Dingen. Ich habe mich geekelt, weil es so gestunken hat. Und es war draußen schon so warm gewesen, aber im Haus war es noch viel heißer.«
    »Sie haben aber meine andere Frage noch nicht beantwortet. Was sollten Sie dort tun?«
    »Igor hat jeder von uns ein Zimmer gezeigt, mit einem Bett und zwei Stühlen, einem Fernsehapparat und einem Radio. Er sagte, hier würden wir vorläufig wohnen, zumindest so lange, bis die Schulden bei ihm abbezahlt wären.« Sie machte eine kurze Pause, fragte, ob sie noch eine Zigarette haben könnte. Julia Durant hielt ihr die Schachtel hin, Natascha und Tatjana nahmen je eine Gauloise. »Wir sollten als Huren arbeiten. Wir sollten unseren Körper verkaufen – und unsere Seele dem Teufel geben! Wir haben wirklich nicht gewußt, was sie mit uns in Deutschland machen würden. Aber wir dachten nie daran, daß sie uns zur Prostitution zwingen würden.«
    »Haben Sie sich gewehrt?«
    »O ja, das haben wir, und das hätten wir besser nicht tun sollen. Ein paar Männer haben Tatjana, die anderen fünf Frauen, die mit uns gekommen waren, und mich eine ganze Nacht lang geschlagen und vergewaltigt. Und dann haben sie gesagt, sie würden uns umbringen, und zwar ganz langsam, wenn wir nicht genau das täten, was sie von unsverlangten.« Sie nahm einen langen Zug an ihrer Zigarette, blies den Rauch langsam aus, warf einen Blick auf Tatjana, die bisher kaum ein Wort gesprochen hatte, schließlich fuhr sie fort: »Wir haben keine Chance gegen sie. Denn es steckt eine große und mächtige Organisation dahinter. Aber ich würde nicht mit Ihnen sprechen, wenn ich nicht so große Angst hätte . . .«
    »Ich weiß, Sie haben Angst davor, getötet zu werden. Und ich nehme an, Sie wollen, daß wir Sie so schnell wie möglich wieder in Ihr Land zurückbringen. Stimmt’s?«
    »Nein,

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