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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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absolut sicher dort, wo sie jetzt sind.«
    »In Ordnung, es ist Ihre Entscheidung. Auf Wiederhören.« Nach einem kurzen Gruß legte sie auf.
    »Er war komisch am Telefon. Ist Schnell öfter so? Sie kennen ihn doch bestimmt schon länger«, sagte die Kommissarin zu Berger.
    »Hat vielleicht einen schlechten Tag erwischt. Ich rufe jetzt bei der Staatsanwaltschaft an.«
    Das Gespräch zwischen Berger und Oberstaatsanwältin Schweiger gestaltete sich schwierig, da sie Berger klar zuverstehen gab, daß eine Überprüfung von Richter Degen und Staatsanwalt Anders ihrer Meinung nach reine Zeitverschwendung sei.
    »Wir müssen doch aber in diesen Mordfällen alle Eventualitäten ausschließen«, sagte Berger, dem Schweißperlen auf der Stirn standen.
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ein Staatsanwalt oder ein Richter mit diesen Fällen auch nur das geringste zu tun haben! Zumindest für meinen Kollegen Anders lege ich die Hand ins Feuer.«
    »Und Degen?« fragte Berger.
    »Ich kenne ihn seit bald zwanzig Jahren, und es gibt wohl kaum einen Richter in diesem Land, der loyaler und ergebener den Gesetzen gegenübersteht als er. Es tut mir leid, aber ich kann und werde Ihnen diese Genehmigung nicht erteilen. Sie stellen mit Ihrem Gesuch unser System und die Integrität gewisser Leute in Frage. Finden Sie den Täter, doch suchen Sie nicht in den falschen Kreisen. Wenn Ihre Abteilung unfähig ist, Beweise zu sammeln und zu finden, so liegt der Fehler nicht bei der Staatsanwaltschaft oder irgendeinem Richter . . .«
    »Schon gut, ich habe verstanden«, sagte Berger mit säuerlicher Miene. »Sie wollen damit lediglich ausdrücken, daß hier Stümper und Dilettanten arbeiten. Aber vielleicht darf ich Sie dennoch daran erinnern, daß diese Stümper und Dilettanten in den vergangenen fünf Jahren die Aufklärungsquote bei Kapitalverbrechen von vierzig auf nahezu neunzig Prozent gesteigert haben. Und das mit manchmal zugegebenermaßen etwas unkonventionellen Methoden …«
    ». . . die aber in diesem Fall nicht angewendet werden. Zumindest nicht so, wie Sie sich das vorstellen. Ich erwarte im übrigen bis heute nachmittag einen vorläufigen Bericht derErmittlungen und bislang vorliegenden Ergebnisse. Schönen Tag noch.« Sie legte einfach auf. Berger stand da, den Hörer in der Hand, Julia Durant spürte, wie sehr es in ihm kochte. »Sie haben es gehört, sie will nicht, daß man Anders oder Degen überprüft.«
    »Na und?« sagte Kullmer grinsend. »Wenn wir verdeckt ermitteln, kann uns keiner ans Rad fahren. Unsere werte Staatsanwältin muß ja nicht alles wissen, was wir tun.«
    Berger sah Kullmer an, die Hände zu Fäusten geballt, sein Blick drückte Entschlossenheit aus. »Sie haben recht. Sie muß es nicht wissen. Aber sie darf es unter gar keinen Umständen erfahren, es sei denn, wir finden etwas. Ansonsten bleibt jedes hier gesprochene Wort unter uns. Und noch mal – kein Wort der Presse gegenüber. Der einzige, der mit den Journalisten spricht, bin ich. Und jetzt gehen Sie an die Arbeit. Um siebzehn Uhr treffen wir uns wieder hier.«
    Kommissarin Durant und ihre Kollegen Hellmer und Kullmer verließen das Büro und machten sich auf den Weg zu Winzlows Haus. Es war neun Uhr, die Straßen in der Innenstadt vom Berufsverkehr verstopft, die Nachrichten berichteten von einem Erdbeben in Afghanistan, einer Massenkarambolage am Frankfurter Kreuz mit fünf Toten, einem erneuten Einspruch eines Anwaltsehepaares gegen die Rechtschreibreform und den Aktiennotierungen an der Tokioter Börse. Der Wetterbericht kündigte bis zum Mittag Sonnenschein und Temperaturen bis dreißig Grad an, ab dem Nachmittag würden Quellwolken von Westen aufziehen, nachfolgend müßte mit zum Teil heftigen Gewittern gerechnet werden. Ab Dienstag sei mit einem deutlichen Temperaturrückgang zu rechnen, und auch die weiteren Aussichten sprachen von Regen mit vereinzelten Aufheiterungen und nur noch Temperaturen bis maximal zwanzig Grad.
    »Geschwätz!« sagte Hellmer. »Seit Wochen irren die sich fast jeden Tag.«
    Um kurz nach halb zehn erreichten sie Königstein. Sie fuhren bis zu Winzlows Haus. Die Vordertür war verschlossen und versiegelt. Hellmer holte den Schlüssel aus seiner Jackentasche und schloß auf.
    »Mein Gott!« rief er aus. »Was ist denn hier passiert?«
    »Keine Ahnung«, sagte Julia Durant entsetzt. »Wer war hier drin?«
    Sie gingen ins Wohnzimmer, die Terrassentür stand offen. Bücher waren aus den Regalen gerissen und zu Boden

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