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Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
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zehnmal größer war als alle bisherigen.
    Aber das war nicht das einzig Besondere. Er war üppig möbliert, sogar überladen, und vor allem besaß er eine riesige Terrassentür, die nach draußen führte.
    Nathan ging hinaus.

    ***

    Von draußen erblickte er das Haus in seiner Gesamtheit.
    Es verschlug ihm den Atem.
    Es erhob sich über vier bis fünf Stockwerke, ein En-semble mit verschiedenartigen Schieferdächern und versetzten Fassaden, Wasserspeiern und Dachgauben, wackeligen Balkonen und fragilen Wölbungen, dunklen Steinmauern und Sprossenfenstern, kunstvollen Pfeilern und Ziegelvordächern … Ein gewaltiges Puzzle, dessen Teile aus unzählig vielen Orten und ebenso vielen Epo-chen zusammengesucht schienen, der Stein gewordene 176

    Traum eines verrückten Baumeisters oder die Ergüsse architektonischer Delirien einer Horde von Konstrukteu-ren, die in ihrer Baukunst alle Grenzen ignorierten.
    Und um das Haus … Nichts.
    Ein grüner Ozean erstreckte sich bis zum Horizont, so weit das Auge reichte. Kein Baum, kein Strauch, kein Tier, keine Blume, nicht einmal ein einfacher Schmetter-ling.
    Nur Gras.
    Die schön geschnittene Terrasse bestand aus perfekt angeordneten Granitquadern. Sie lag nur einen Meter über der Wiese. Von ihr ausgehend führte ein Pfad aus den gleichen Steinblöcken wie eine Mole in den Ozean aus Gras hinaus.
    Diese Mole mit den von der Zeit geschliffenen Kanten verlief geradlinig etwa einhundert Meter und endete dann abrupt. Dann übernahm wieder das Gras die Herrschaft und behielt sie, so weit das Auge reichte.
    Ein leichter und stetiger Wind blies ein paar Wolken unbekümmert in die Richtung, in der Westen liegen musste, und zeichnete smaragdfarbene Arabesken in das leuchtende Grün der Wiese.
    Nathan drehte sich um zu seinen Begleitern, die hinter ihm standen und ihn schweigend beobachteten.
    »Wo sind wir hier?«, stammelte er.

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    er Reisepass, ausgestellt auf den Namen João Bous-D ca, war gültig, ebenso wie der Fahrzeugschein der langen dunklen Limousine mit Pariser Kennzeichen.
    Auch der Führerschein des Fahrers schien in Ordnung zu sein, sofern ein Marseiller Polizist überhaupt in der Lage ist, ein brasilianisches Dokument zu entziffern. Dennoch hatte der Polizist das eigenartige Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
    »Steigen Sie bitte aus.«
    Die Wagentür ging auf, und João Bousca stieg aus.
    Dem Polizisten stockte der Atem. Dieser Mensch war mindestens zwei Meter groß und wog sicherlich einhun-dertfünfzig Kilo. Reine Muskelmasse und ein Körperbau wie ein römischer Gladiator. Eindrucksvoll.
    »Ich möchte mir gerne Ihren Kofferraum ansehen. Nur eine Routineüberprüfung.«
    Der brasilianische Koloss rückte seine Sonnenbrille zurecht und ging um den Wagen herum. Er bewegte sich mit der Elastizität einer Katze, was man bei seiner Kör-perfülle nicht erwartet hätte. Und alle seine Handbewegungen waren erstaunlich flüssig. Er hatte noch kein Wort gesagt.
    Gefahr lag in der Luft.
    Beinahe ungewollt entsicherte der Polizist seine Dienstwaffe und hielt Sicherheitsabstand, während er 178

    gleichzeitig das Heck des Wagens und den Brasilianer im Auge behielt.
    Der Kofferraum war leer. Der Polizist gab einen leichten Seufzer der Erleichterung von sich. Er bedauerte dieses Anzeichen von Schwäche sogleich und bemühte sich, wieder Oberwasser zu bekommen.
    »Könnten Sie vielleicht die Sonnenbrille abnehmen?«
    Der Mann rührte sich nicht. Die Spannung stieg wieder. Schlagartig.
    »Nehmen Sie die Brille ab!«
    João Bousca gehorchte. Seine riesigen Finger legten sich an die Bügel seiner Brille, bevor er sie langsam ab-nahm und dem Polizist in die Augen blickte. Dieser konnte nur mühsam einen Schrei des Entsetzens unterdrücken.
    Die Augen des Brasilianers waren zwei dunkle Kugeln.
    Kein Weiß, keine Iris, keine Pupillen.
    Schwarz.
    So tief wie ein Albtraum.
    »Was ist das?«, stammelte der Polizist.
    »Eine Krankheit«, erwiderte João Bousca.
    Seine Stimme klang tief und hatte nicht die Spur eines Akzents.
    »Eine Krankheit, die ich mir während einer Expedition am Amazonas geholt habe. Aber keine Sorge, sie ist nicht ansteckend.«

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    as Haus im Irgendwo!«
    D In Antons Stimme schwang so viel Stolz, als hätte er das außergewöhnliche Gebäude mit eigenen Händen errichtet. Doch weitere Auskünfte gab er Nathan nicht.
    Dieser verstand, dass er präzise Fragen stellen musste, wenn er Antworten bekommen wollte.
    Leichter gesagt als getan. Die Fragen wirbelten

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