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Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
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Beifall, der nun aufbrandete. Ein Konzert aus herzlichen Ovationen, gemischt mit enthusiastischen Rufen, die länger als eine Minute andauerten. Cousins, Onkel und Tanten drängten sich um ihn, um ihn zu beglückwünschen.
    »Bravo!«, rief Paolo, während ihm Tajiro mit eiserner Faust die Schulter zerquetschte. »Ich habe Luc kaum gekannt, aber ich bin sicher, dass er stolz auf dich wäre.«

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    »Ausgezeichnete Arbeit, mein Kleiner«, säuselte ihm Noura ins Ohr.
    »Ich war sicher, du würdest es schaffen, du bist das Ebenbild deines Vaters!«
    »Mein Kompliment, junger Mann. Eine rundum ge-glückte Sache!«
    Nathan brauchte eine Weile, um sich loszueisen. Als es ihm gelungen war, versuchte er Shaé zu entdecken.
    »Sie ist draußen«, flüsterte eine Stimme hinter ihm.
    »Sie schien sich unter uns nicht besonders wohl zu fühlen. Sicher eine Frage des Umgangs …«
    Nathan drehte sich um. Das junge blonde Mädchen, das ihm kurz zuvor aufgefallen war, stand unmittelbar neben ihm.
    Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, bevor sie fortfuhr: »Ich heiße Enola und bin Barthélemys Tochter, deine Cousine also. Ist dir bewusst, dass sich in diesem Raum die zwanzig reichsten Menschen der Welt befinden und alle dir zu Ehren hier sind? Beeindruckend, nicht wahr?«
    »Wo?«
    »Wie bitte?«
    »Du hast gerade gesagt, Shaé sei draußen. Ich frage dich: wo?«
    Enolas Lächeln gefror, und auch das Blau ihrer Augen wurde eiskalt.
    »Keine Ahnung.«
    Mit einer herablassenden Kinnbewegung drehte sie sich auf dem Absatz um und schritt hochnäsig davon.
    Nathan schenkte ihr nicht die geringste Aufmerksamkeit.
    Er steuerte auf die Terrassentür zu, als Barthélemy ihn am Arm fasste.

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    »Der Familienrat beginnt gleich.«
    »Ich suche Shaé. Sie kennt hier niemanden und wird sich nicht sehr wohl fühlen.«
    »Das ist anzunehmen«, pflichtete Barthélemy bei »und es ehrt dich, wenn du dir über ihr Schicksal Sorgen machst.
    Aber du darfst dich nicht für sie verantwortlich fühlen.
    Und beeil dich, wenn du dich noch verabschieden willst.«
    »Mich von ihr verabschieden? Was soll das heißen?«
    »Ich habe Anweisungen gegeben, sie nach Hause zu-rückzubringen. Ihre Pflegeeltern sind informiert und erwarten sie.«
    »Aber …«
    Barthélemys Hand wurde schwer.
    »Überleg mal, Nathan. Auch wenn ihr beachtliche Gefahren zusammen überstanden habt: ihr habt nichts gemeinsam. Wir haben eine Menge Probleme zu lösen, allen voran, die Mörder deiner Eltern zu finden und sie zu neutralisieren. Anschließend wirst du den Platz ein-nehmen, der dir in der Familie und in der Welt gebührt.
    Das erfordert deine gesamte Energie, glaube mir. Shaé ist nicht Teil der Zukunft, die sich dir eröffnet.«
    »Ich verstehe dich nicht«, entgegnete Nathan. »Du kannst doch nicht …«
    »Du hast fünf Minuten, um dich von ihr zu verabschieden«, schnitt Barthélemy ihm das Wort ab. »Mehr nicht.«
    Seine Stimme klang überhaupt nicht mehr gutmütig.
    Nathan begriff, dass er sich beugen musste.

    ***

    188

    »Ich bin immer ohne dich zurechtgekommen, nicht wahr? Es gibt überhaupt keinen Grund dafür, dass sich das ändert.«
    Sie saßen auf einer Bank an einem beleuchteten Teich, in dem träge ein Dutzend Karpfen schwammen. Nathan hatte Shaé soeben ungeschickt die Situation geschildert und war unzufrieden mit der Rolle, die Barthélemy ihm zugedacht hatte. Ihm war bewusst, dass er das Vertrauen, das Shaé ihm geschenkt hatte, zerstören würde. Ihre strenge Schlagfertigkeit überraschte ihn nicht.
    »Aber ich dachte …«, versuchte er zu erwidern.
    »Ist mir egal, was du gedacht hast«, fiel sie ihm ins Wort.
    Sie hielt einen Moment inne und fuhr dann fort:
    »Bleib doch bei deiner stinkreichen Familie, deiner charmanten Cousine, deinem sympathischen Großvater und diesem Barthélemy, der es innerhalb von vierund-zwanzig Stunden geschafft hat, aus dir einen Kriecher zu machen!«
    Nathan zitterte. Seine Wangen wurden blutleer.
    »Du bist ungerecht«, konnte er gerade noch einwerfen.
    »Nein«, entgegnete ihm Shaé und stand auf. »Nicht ungerecht, sondern realistisch. Ich habe mein Leben und du deins. Und weißt du was? Glaub bloß nicht, dass meins das beschissenere ist!«
    Nathan machte den Mund auf, um zu protestieren.
    Da war sie schon weit weg.

    189

12
    uf Antons Einladung hin setzte sich Nathan ans A Ende eines riesigen Tisches, an dem bereits fünfzehn Personen saßen. Er erkannte Barthélemy, Ghislaine, Paolo und ein paar andere,

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