Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
Vom Netzwerk:
Villa stehen und wartete, bis die Wagen durch das Tor in den Park gefahren waren. Ein Tor, das sich sofort danach wieder schloss. Nathan begutachtete die Parkmauer. Es kam nicht in Frage, sie auf die gleiche Art zu überwinden wie beim Hinweg. Ohne die kräftige Gestalt zu beachten, die ihn von weitem beobachtete, lief er zum Ein-gangstor und drückte den Klingelknopf.
    »Ja, bitte?«
    »Ich bin’s, Nathan. Ich war spazieren und möchte gerne wieder rein.«

    214

18
    o warst du?«
    W »Ich musste nachdenken. Enola hat mir von Shaé erzählt, und ich musste mich erst einmal wieder sam-meln. Ich hätte nicht gedacht, dass jemand so durchtrie-ben sein kann.«
    Barthélemy war sauer. Er hatte sich mit ernster Miene vor Nathan aufgebaut und war bereit, ihm eine Predigt zu halten. Doch als er den Namen seiner Tochter hörte, geriet sein Entschluss ins Wanken. Nathan empfand seinerseits keinerlei Skrupel, Enola zu denunzieren. Im Gegenteil, sie ihrem Vater gegenüber in eine missliche Lage zu bringen, verschaffte ihm eine tiefe Befriedigung.
    »Wie hast du es angestellt, das Haus zu verlassen?«
    »Da die Wärter keine Anstalten machten, mir das Tor zu öffnen, bin ich über die Mauer geklettert. Hätte ich das nicht tun sollen?«
    Barthélemy warf Nathan einen bohrenden Blick zu.
    »Welches Spiel spielst du?«, fragte er mit eisiger Stimme.
    Nathan wurde bewusst, dass er zu weit gegangen war.
    Er nahm sich zurück.
    »Ich bitte um Entschuldigung. Mir sind in sehr kurzer Zeit sehr viele Dinge passiert. Ich kann das nur schwer einordnen.«
    Barthélemys Blick wurde weicher.

    215

    »Das verstehe ich. Ich möchte trotzdem nicht, dass du ohne meine Erlaubnis das Haus verlässt. Da Enola dich informiert hat, weißt du ja bereits, dass mindestens eine Familie versucht, uns zu vernichten. Wir werden dieses Problem sehr schnell regeln, aber in der Zwischenzeit ist äußerste Vorsicht geboten.«
    »Die Familie der Metamorphen?«
    »Ja. Wir überwachen ihre letzten bekannten Mitglieder, von denen die Mehrzahl in Kamerun lebt. Ihre Macht ist ganz erheblich geschrumpft, und wir haben seit mindestens einem Jahrhundert keine Metamorphosen mehr beobachtet. Von ihnen schien also keine Gefahr mehr auszugehen. Wir haben uns Illusionen hingegeben.«
    »Aber Shaé stammt nicht aus Kamerun.«
    »In Tausenden von Jahren haben sich die Familien auf der ganzen Erde verstreut. Und auch wenn die wichtig-sten Gruppen der Metamorphen in Zentralafrika aufge-taucht sind, wäre es zu einfach zu glauben, dass alle Afrikaner sind.«
    »Wo ist sie jetzt? Ich meine Shaé.«
    »Sie ist verschwunden. Ihre Rolle bestand zweifelsohne darin, sich bei uns einzuschleichen, und sie wollte dich dazu benutzen, um ihre Ziele zu erreichen. Ich hätte sie gerne befragt, aber selbst ihre Pflegeeltern haben keine Nachricht von ihr.«
    »Sind sie keine Metamorphen?«
    »Nein. Es sind einfache Leute, die dachten, sie hätten ein Waisenkind aufgenommen. Sie hat sie getäuscht, genauso wie sie dich getäuscht hat.«
    »Wie denkt mein Großvater darüber?«
    »Dass die Situation ernst ist. Die Ratsmitglieder haben 216

    ihre Pforten benutzt, um zu ihren Häusern zurückzukehren und den Gegenangriff zu planen.«
    »Großvater auch?«
    »Ja. Er lebt meistens in Paris, in einer Wohnung oberhalb des Marsfeldes. Er nimmt – du hast es bemerkt –
    eine sehr wichtige Stellung in der Familie ein. Es gehört zu seinen Aufgaben, den französischen Zweig zu organi-sieren.«
    Nathan wusste nicht mehr, wie er das Gespräch wieder auf Shaé bringen sollte. Seit zwanzig Minuten war sie in der Villa, und seit über fünf Minuten redete er mit Barthélemy. Sie konnte nicht weit sein.
    Während er nach einem Zeichen suchte, bereitete er gerade eine weitere Frage vor, als ein wildes Gebell von draußen hereindrang. Barthélemy runzelte die Stirn und befahl ihm mit einer Handbewegung zu schweigen.
    Sie blieben einen Moment unbeweglich sitzen, dann hallte ein Schuss, gefolgt von einem Dutzend weiterer.
    Als Antwort wieder Gebell. Wild und zu kräftig, als dass es von normalen Hunden stammen konnte. Irgendwo im Erdgeschoss zersplitterte eine Scheibe.
    »Geh ins andere Haus, bring dich in Sicherheit!«
    Barthélemys Befehl klang schneidend.
    »Aber …«
    »Sofort!«
    Unmittelbar danach verließ Barthélemy den Raum.
    Sein Schritt erinnerte unweigerlich an den eines Raubtiers, und er verströmte eine unglaubliche Aura der Macht. Wenn alle Familienmitglieder die Eigenschaften hätten wie er,

Weitere Kostenlose Bücher