Das achte Tor
zu reißen. Ein Raubtier, das in seiner Bewegung innehielt, als hätten es die Worte, die es schwerlich verstand, berührt.
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»Shaé, ich weiß, dass du mich hörst. Du bist stärker als das Etwas in dir, Shaé. Befiehl ihm, dich in Ruhe zu lassen. Tu es, Shaé!«
Der Panther stand nun unbeweglich vor ihm. Kein Muskel zuckte, seine Atmung war kaum hörbar. Man hätte glauben können, es handele sich um eine Skulptur.
Eine lebensechte Skulptur. Dann zog sich seine Schnauze zusammen, die Ohren legten sich an den Schädel, die Lippen schürzten sich und scharfe, verblüffend weiße Reißzähne zeigten sich.
»Shaé …«
Nathan hatte sein ganzes Herz in dieses letzte Wort gelegt. Er streckte den Arm aus, und als hätte er einen Zauberspruch aufgesagt, verflüchtigten sich die Umrisse des Panthers. In Sekundenbruchteilen war das Raubtier verschwunden, und stattdessen materialisierte sich dort Shaé, die mit gesenktem Kopf auf allen vieren kauerte.
Ihre langen Haare bildeten einen nachtschwarzen Vor-hang vor ihrem Gesicht.
Nathan wollte auf sie zugehen.
»Nein!«
Shaés Augen richteten sich auf ihn. Gelbe Augen. Aus deren Tiefe ein wilder animalischer Schein leuchtete. Ein tödlicher.
»Nein«, wiederholte sie. »Warte! Es ist noch da. Es lauert.«
Nathan zog seine Hand zurück. Ein Teil seines Gehirns registrierte den Lärm in der Villa, die Auseinandersetzungen, die wieder aufflammten, Schüsse, wildes Gebell.
Der andere Teil konzentrierte sich auf Shaé. Er war der Rettungsring, an dem sie sich festhielt, um sich von dem 222
Etwas zu befreien, und er wollte ihr beistehen. Trotz des Risikos, das das mit sich brachte.
Nach über einer Minute stand Shaé auf. Sie kämmte ihre Haare nach hinten, und Nathan sah in ihr Gesicht, das von Erschöpfung und Entsetzen gezeichnet war.
»Dein Onkel ist verrückt! Er hat mich …«
Sie verstummte. Ihr Blick fiel auf die Leiche des Grœns, und sie konnte kaum fassen, was sie dort sah.
»Das ist kein Hund, nicht wahr?«
»Nein, das ist ein Grœn.«
»Ein was?«
»Ich weiß nichts über sie, außer dass sie mit den Helluren und den Lykanthropen in Verbindung stehen. Eine Bande dieser Monster hat die Villa angegriffen.«
»Sind sie hinter dir her?«
»Vielleicht, aber wir warten nicht darauf, bis wir sie fragen können. Komm. Barthélemy und die Wächter sind beschäftigt. Lass uns fliehen, so lange es noch möglich ist.«
Sie durchquerten die Küche. Dort schnappte sich Nathan einen Schürhaken, der am Kamin stand. Er wog ihn in der Hand und begutachtete Länge und Gewicht.
Wenn wieder ein Grœn auftauchte, hätte er jetzt etwas, womit er ihn empfangen könnte.
»Nat …«
Er drehte sich zu ihr um. Shaé durchbohrte ihn mit ihrem unwiderstehlichen Blick.
»Stellst du dich gegen deinen Onkel und gegen deine Familie … wegen mir?«
Ihre Stimme klang brüchig, aber sie blickte Nathan fest in die Augen und schien in ihnen etwas lesen zu wollen.
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Nathan war von ihrer Anziehungskraft in den Bann gezogen, und seine Kehle schnürte sich zu. Auf diese so wichtige Frage konnte er unumwunden mit einem einfachen Ja antworten. Er konnte sich auch dazu entschließen zu schweigen. Er gab seinem Herz nach.
Mit einem Lächeln, um die Worte, die er gleich aussprechen würde, zu mildern und ihnen ein wenig von der Kraft zu nehmen, mit der sie aufgeladen waren.
»Ich werde mich ihnen widersetzen, wie ich mich auch jedem anderen widersetzen werde, der sich gegen dich stellt.«
Er atmete tief ein und fügte hinzu:
»Gegen uns.«
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20
n der Küche herrschte Stille. Eine Stille des Wartens I und der Erregung. Die Stille, die alle Möglichkeiten barg.
Dann setzte das Gebell wieder ein. Ganz in der Nähe.
Und mit ihm kam die Angst.
»Wir gehen hinten raus«, beschloss Nathan.
Sie schlichen sich in einen Gang und betraten eine Bibliothek. An ihrem Ende führte eine Glastür zu einem Innenhof. Nathan legte gerade die Hand an die Türklinke, als hinter ihnen ein Brummen zu hören war.
Sie drehten sich in dem Moment um, als der Grœn sprang. Mit offenem, schäumendem Maul und hervorste-henden Reißzähnen, bereit, sie zu zerfetzen.
Nathan reagierte blitzschnell. Er schob sich vor Shaé, holte mit dem Schürhaken aus, so weit es ging, nahm einen Hüftschwung und schlug dann mit aller Kraft zu.
Er traf den Grœn am Brustkorb und schleuderte ihn gegen ein Regal. Der Todeshund gab ein dumpfes Kläffen von sich, brach zusammen und rührte sich nicht mehr.
Doch
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