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Das Achtsamkeits Buch

Das Achtsamkeits Buch

Titel: Das Achtsamkeits Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halko Weiss , Thomas Dietz
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Güte-Meditation dramatisch die Gamma-Aktivität im linken Gyrus frontalis medialis, einer Region, die mit positiven Emotionen in Zusammenhang gebracht wird. Bei dieser Übung scheint das Gehirn in einen Aktivierungszustand zu kommen, der in der Regel mit einer angenehmen Stimmung und einem erhöhten Wohlbefinden korreliert.
    Sarah Lazar und Mitarbeiter (2005) untersuchten den Einfluss von Einsichtsmeditation auf die Gehirnstruktur. Personen mit langjähriger Meditationserfahrung zeigten im Durchschnitt eine dickere Hirnrinde in jenen Regionen, die mit Aufmerksamkeit, Körperempfindung und sensorischer Verarbeitung assoziiert sind: dem präfrontalen und dem rechten insulären Cortex. Teilnehmer mit Meditationserfahrung zeigten im Vergleich zur nicht meditierenden Kontrollgruppe in diesen Regionen keinen altersbedingten Abbau.
    Es gibt somit klare Hinweise, dass durch die Praxis der Achtsamkeit das Gehirn sowohl in besonderer Weise aktiviert, als auch langfristig umgebaut wird. Die beobachteten Veränderungen stehen im Einklang mit den subjektiven Erfahrungen der Übenden (siehe Anhang »Strukturelle und funktionelle Veränderungen im Gehirn durch Achtsamkeit/Meditation«, S. 270) .
     
    Neuronale Integration durch Achtsamkeit
     
    Der amerikanische Psychiater Dan Siegel (2001, 2006a, 2007) betont die prägende Rolle von Beziehungserfahrungen für die Gehirnentwicklung und die damit verbundene psychische Entwicklung eines jeden Menschen. Die »Interpersonale Neurobiologie« versteht körperliches, psychisches und zwischenmenschliches Wohlbefinden als ein Ergebnis von Integrations-Prozessen. Mit Integration meint sie, dass die einzelnen, unterschiedlichen Teile des jeweiligen Gesamt-Systems – wie etwa Körperorgane, Anteile der Psyche, zwei Personen einer Dyade, Menschen in einer Familie oder Gruppe – gut miteinander in Verbindung stehen.
    Achtsamkeit wirkt integrierend, indem sie die Beziehungen zwischen Teilen menschlicher Systeme verändert und fördert: die Beziehungen von Nervenzellen untereinander, indem sie während bestimmter Aktivierungsmuster Nervenzellen dazu stimuliert, Verbindungen zu knüpfen und zu stärken; die Selbstbeziehung, indem sie hilft, über Selbst-Einfühlung undSelbst-Verständnis sich selbst der beste Freund zu sein; und sie verhilft zu mehr Verständnis und Einfühlung in Beziehungen.
    Achtsamkeit zeigt in ihren Beziehungsaspekten große Überschneidungen mit dem, was die Bindungstheorie (siehe Glossar »Bindungstheorie«, S. 254) als »sichere Bindung« zwischen Eltern und Kind bezeichnet. Ihre Beziehungsaspekte finden sich auch als Elemente psychischer Gesundheit und sind in verschiedensten jahrtausendealten Weisheitslehren richtunggebend. Unter neurobiologischen Gesichtspunkten gibt es Zusammenhänge dieser Komponenten von Achtsamkeit mit den Funktionen des präfrontalen Cortex.
    Dies könnte darauf schließen lassen, dass Achtsamkeitspraxis, sichere Bindung, psychische Gesundheit, Wohlbefinden und Weisheit auf der neuronalen Ebene ähnlichen Mechanismen der Integration unterliegen. Bei der folgenden Auflistung wird deutlich, dass viele Funktionen, welche im Rahmen der Achtsamkeitspraxis geübt werden, mit jenen übereinstimmen, die den präfrontalen Gehirnregionen zugeschrieben werden. In diese Richtung weisen auch Ergebnisse von neurophysiologischen Untersuchungen, die Veränderungen durch Achtsamkeit speziell in diesen Hirnregionen finden.
    Die neun Funktionen der mittleren präfrontalen Regionen (siehe Glossar »Präfrontale Regionen«, S. 259) sind (Siegel 2007, S. 418):
     
1.  Regulation von Körperfunktionen im Sinne einer Balance von Aktivierung und Ruhe.
2.  Abstimmung in der zwischenmenschlichen Kommunikation durch Resonanz.
3.  Selbstregulation von Gefühlen als emotionale Balance zwischen Über- und Unteraktivierung. Dabei ist ein wechselseitiger Austausch mit dem limbischen System von Bedeutung.
4.  Reaktions-Flexibilität als Fähigkeit innehalten zu könnenund nicht unmittelbar und automatisch auf Reize reagieren zu müssen.
5.  Einfühlung in andere Menschen, indem – während des Kontaktes – im eigenen Körper Resonanzphänomene wahrgenommen werden.
6.  Einsicht oder sich selbst kennendes Gewahrsein in der Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
7.  Angst-Modulation über Hemmung tieferer Zentren wie der Mandelkerne, die für die Einschätzung von Situationen hinsichtlich ihrer Gefährlichkeit verantwortlich

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