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Das Achtsamkeits Buch

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Titel: Das Achtsamkeits Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halko Weiss , Thomas Dietz
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zur Hand zu haben. Dabei haben sich insbesondere Modelle bewährt, die die Kenntnisse moderner Systemtheorien nutzen. Ein wesentliches Merkmal von sich selbst organisierenden Systemen, wie dem Menschen, ist, dass sie aus Komponenten bestehen, die eine gewisse Eigenständigkeit besitzen, aber integriert zusammenarbeiten.
    Exkurs:
     
Der Mensch als ein sich selbst organisierendes lebendiges System
     
Aus moderner systemischer Sicht wird der Mensch als ein »sich selbst organisierendes lebendiges System« verstanden. Die Theorien dazu machen deutlich, dass sich das ganze Universum sowie seine Subsysteme auf ähnliche Weise organisieren und versuchen, sich fortwährend an ihre jeweilige, sich verändernde Umwelt anzupassen.
     
Bedeutsame Charakteristika dieser Systeme sind:
   •   Jedes dieser Systeme – sei es eine Zelle, ein Mensch, eine Gruppe, eine Nationalökonomie oder unser Planet – ist sowohl ein Ganzes (Holon, Agens) als zugleich auch Teil und damit Subsystem eines Netzwerks vieler Holons, die alle zur gleichen Zeit handeln. Jedes Holon handelt einerseits aus sich heraus und reagiert andererseits auf das, was die anderen Teile tun. Das macht verständlich, dass die Zukunft weder für den einzelnen Teil noch für das Ganze festgelegt sein kann.
   •   So ist die Kontrolle über ein System auf die verschiedenen Subsysteme (Holons) verteilt. Ihr Verhalten erwächst aus ihrer Kooperation und dem Wettbewerb untereinander. Das Verhalten und die interne Organisation eines Systems ist das Ergebnis unendlich vieler »Entscheidungen«, die von allen teilnehmenden Subsystemen laufend getroffen werden. Man kann sich das zum Beispiel beim Wirtschaftssystem eines Landes vorstellen oder bei Evolutionsprozessen. Auf den Menschen bezogen bedeutet das: in Wechselwirkung mit seiner Umwelt, seinen Mitmenschen beeinflussen in jedem Moment alle seine Subsysteme – wie Organe, Nerven- und Immunsystem oder Persönlichkeitsanteile – wie sich das Leben weiter entfaltet.
   •   Die sogenannten »Komplexen Adaptiven Systeme« haben viele Organisationsebenen, wobei die Agenzien einer tieferen Ebene jeweils als Bausteine für die Agenzien auf einer höheren Ebene dienen. Daraus ergibt sich eine Hierarchie der Ebenen, die Wilber (2001b) »Holarchie« nennt. Ein Zellkern ist Bestandteil einer Zelle, die zusammen mit anderen ein Organ bildet. Dieses wiederum ist Teil eines Menschen, der zu einer Familie gehört, die ein Subsystem einer Gemeinde darstellt.
   •   Diese Systeme revidieren und ordnen ihre Bausteine aufgrund laufend neuer Erfahrungen ständig um. Es herrschen fortwährend Bewegung und Veränderung, während die Agenzien zueinander in Beziehung treten, sich informieren und lernen. So sterben etwa Zellen ab und werden neu gebildet; Menschen begegnen einander, bilden Paare, Familien und Arbeitsgruppen; Unternehmen lernen, fusionieren oder differenzieren sich.
   •   Komplexe adaptive Systeme antizipieren die Zukunft. Sie sind so organisiert, dass sie die Umgebung implizit »kennen«, basierend auf meist nicht bewussten internen Modellen, die die Außenwelt »voraussagen«. Diese Modelle werden ebenfalls ständig neu geordnet, getestet und verbessert. So lernen die Systeme aus ihren Erfahrungen.
   •   Diese Systeme erreichen niemals ein Gleichgewichtsstadium. Stattdessen schaffen unaufhörliche Bewegung, Wechsel, Sterben, Entwicklung und Rearrangieren ständig neue Situationen mit neuen Nischen und neuen Möglichkeiten, aber niemals mit einem »optimalen« Zustand.
     
Weiterführende Literatur: Jantsch (1982), Bateson (1987), Nicolis & Prigogine (1989), Waldrop (1993), Gell-Mann (1994), Holland (1995), Kauffman (1995), Wilber (2001b), Kriz (1999, 2004).
     
    In diesem Sinne eignen sich zur Selbstführung jene Ansätze, die sich auf abgrenzbare Persönlichkeitsanteile beziehen – eine Perspektive auf die eigene Persönlichkeit, die anschaulich und intuitiv nachvollziehbar ist. Vielen Menschen ist vertraut, im Alltag von inneren Anteilen oder Stimmen zu sprechen, die unterschiedliche, oft auch kontroverse Sichtweisengegenüber kleinen Alltags- oder größeren Lebensfragen haben. Das drückt sich beispielsweise bei einer Entscheidung aus, wenn man noch hin und her gerissen ist: »Ein Teil von mir würde gerne zusagen, ein anderer zögert noch.« Oder nach einer Provokation: »Da kam mal wieder der Zyniker in mir durch. Aber das ist eine Seite in mir, die ich überhaupt nicht

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