Das Achtsamkeits Buch
halben bis dreiviertel Stunde.
• Am Abend können Sie sich eine leichte Mahlzeit zubereiten und sie achtsam genießen.
• Vor dem Schlafengehen widmen Sie sich noch einmal etwa eine Stunde im Sitzen Ihrer formalen Praxis.
• An diesem Tag sollte jede Bewegung wenigstens doppelt so langsam erfolgen, wie gewöhnlich.
Retreat: Zeit für mich
7.00 Aufstehen, Anziehen, Sitzen bis zum Frühstück
7.30 Frühstück
8.15 Sitzen
9.15 Gehen
10.00 Sitzen
11.00 Gehen
12.00 Mittagessen
14.00 Sitzen
15.00 Gehen
16.00 Sitzen
16.30 Sitzen
17.00 Abendessen
18.00 Lesen oder Dharmatalk zum Thema Meditation
19.00 Gehen
20.00 Sitzen (ev. »Liebende Güte«-Meditation)
21.00 Späte Teezeit
Tag der Achtsamkeit in der Gruppe (Beispielhafter Ablauf einer Gruppe von Thich Nhat Hanh)
9.00 Begrüßung, stille Meditation
10.15 Gemeinsames Ritual
10.45 Achtsames Tee-Trinken
11.30 Dharma-Vortrag
12.30 Mittagessen (gemeinsam und für eine Zeit schweigend)
13.30 Gehmeditation im Freien
14.45 Dharma-Gespräche (Austausch von Erfahrungen, Fragen etc.)
15.45 Abschlussmeditation
16:15 Ende
TEIL II
Achtsamkeit im Umgang
mit der Innenwelt
Aktives Erforschen der Innenwelt und Selbstführung
Alle Versuche, primär aus östlichen, buddhistischen Traditionen kommende Achtsamkeits-Übungen im westlichen Leben anzuwenden, begegnen einer großen Herausforderung: Der kulturell fast gegensätzlichen Ausrichtung, mit der Innenwelt umzugehen. Dieser Unterschied lässt sich in Begriffen der Gestaltpsychologie erklären: Jede bewusste Wahrnehmung entsteht durch den Kontrast zwischen einer Figur und dem Hintergrund, vor dem sie erscheint. Westlich geprägte Menschen haben eine deutliche Neigung, die Figur, also das, was sich im Vordergrund ihrer Wahrnehmung, z.B. eines Bildes, zeigt, zu erfassen. Personen aus östlichen Kulturkreisen tendieren dazu, den Hintergrund im Verhältnis stärker zu beachten (Chua et al., 2005). Diese Ausrichtung spiegelt sich auch in den meisten Varianten von Achtsamkeits-Übungen wider: Beim Wahrnehmen eines Phänomens wird dieses schnell wieder losgelassen und man wendet sich wieder dem Hintergrund zu, aus dem es entstanden ist.
Nun gibt es für Menschen der westlich geprägten Moderne wohl zwei Hauptgründe, sich mit der eigenen Innenwelt zu beschäftigen: Die Neugier, sich selbst besser kennen zu lernen, oder eine Unzufriedenheit damit, wie man mit sich und seinem Leben zurechtkommt. In beiden Fällen wird das Objekt des Interesses in den Vordergrund genommen. Hinzu kommt, dass der Westen eher handlungsorientiert ist, man will an das, was man sich über den Weg in die Innenwelt verspricht, schneller herankommen, es besser verstehen und oft auch in eine gewünschte, bessere Richtung verändern.
Diese Neigung, mit den Phänomenen, die sich in der Innenwelt zeigen, aktiv umzugehen, wird aber – zumindest von der Tendenz her – bei den meisten östlich geprägten Ansätzen vermieden. Denn gerade für Anfänger ist eine der zentralenAnweisungen, bei Ablenkungen zum Objekt der ursprünglichen Ausrichtung, z.B. dem Atem, zurückzukehren. Zum Training der Qualitäten von Klarheit, Gleichmut, Gelassenheit und Konzentration ist das unbestritten sinnvoll. Gleichzeitig sind aber Aspekte des eigenen Lebens, die man gerne verändern möchte, gerade ein Ausgangspunkt dafür, sich mit Achtsamkeit zu beschäftigen. Warum also nicht aktiv die Neigung nutzen, bei etwas zu verweilen, wenn sich etwas zeigt, das man näher verstehen oder verändern will?
Das Wissen darüber, dass eine regelmäßige Praxis von Achtsamkeit mittelfristig positive Auswirkungen hat, ist oft nicht motivierend genug, damit zu beginnen oder sie beizubehalten. Den damit verbundenen Zeitaufwand in einen vollen Alltag zu integrieren, ist mindestens genauso schwierig wie bei einem regelmäßigen körperlichen Fitnesstraining. Auch wenn viele Menschen sich nach mehr Gelassenheit sehnen, geben sie bald wieder auf, wenn die positiven Auswirkungen des Trainings nicht so schnell oder deutlich eintreten wie erhofft.
Erfahrungen der letzten Jahrzehnte (vgl. Welwood, 2000; Wilber, 2001a, 2001b, 2001c, 2006; Wilber et al., 2008) zeigen außerdem, dass ein alleiniges Achtsamkeitstraining oder ein meditativer Weg für viele »Westler« nicht nur zu lange dauert, um Alltagsherausforderungen in Beruf und Familie besser zu meistern. Dieser Weg
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