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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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macht mir Sorgen!« Er nahm eine kleine Taschenlampe und leuchtete in die Linsen. »Zuerst dachte ich, es wären nur elektronische Sehvorrichtungen, damit sich die künstlichen Tiere orientieren können, Hindernisse wahrnehmen oder in der Lage wären, gegebenenfalls auf Bewegungen oder mögliche Gefahren zu reagieren.«
    »Aber?«, fragte Miras Vater.
    »Nun, wir haben hier zwei Objektive mit Sucher, Blende, Iris – und eine Art Sender, der mit allem verbunden ist. Anscheinend ist jede dieser Kreaturen, ob Schlange, Echse oder was weiß ich alles, eine Art von Laufbodenkamera.« Und mit ernster Stimme fügte er hinzu: »Ich glaube daher, dass alles, was diese Augen sehen, irgendwohin gesendet wird.«
    Sekundenlang herrschte im Zimmer Schweigen.
    »Sie fotografieren uns?«
    »Ich möchte es nicht beschreien, Leron, aber ich halte es für sehr wahrscheinlich.«
    Miras Vater schüttelte fast schon trotzig den Kopf. »Wer oder was sollte denn einen derartigen Aufwand betreiben, um ausgerechnet uns hier draußen in der Zone zu beobachten oder zu filmen?«
    »Das haben wir uns auch gefragt«, gestand Ben. »Bis jemand die naheliegendste Möglichkeit aussprach.«
    »Und zwar?«
    »Dass das Interesse dieser geheimnisvollen Maschinenkonstrukteure womöglich keinesfalls euch allen gilt, sondern nur einigen wenigen …«
    Mira sah, wie sich die Augen ihres Vaters zu schmalen Schlitzen verengten. »Was heißt ›einigen wenigen‹?«, fragte er gefährlich leise.
    Ben warf einen kurzen Blick auf Mira, woraufhin das Mädchen gebannt die Luft anhielt. Auch der lauernde Gesichtsausdruck ihres Vaters verlor sichtlich an Grimmigkeit.
    »Sie?«, fragte er verblüfft.
    »Es ist nur eine Vermutung, Leron, aber falls sie sich als zutreffend erweisen sollte, gilt das Interesse der Konstrukteure bestimmt nicht nur ihr, sondern auch den anderen ihrer Art. Allerdings besitzt Mira von den achtzehn Kindern, die als Betas geboren wurden, das stabilste Genom. Morphologisch, physiologisch und genetisch betrachtet ist sie daher das interessanteste Objekt.«
    »Wofür?«
    »Für alles, was artspezifisch relevant und wertvoll ist: DNA, Knochenmark, Hautzellen mit natürlichem UV-Schutz, hochsensible Sinnesorgane, Metabolismus … Aus wissenschaftlicher Sicht sind die Betas genetische Schatzkammern. Das gilt sowohl für den zivilen Bereich« – er hielt die Überreste des Skorpions in die Höhe – »als auch für den militärischen …«
    »Militär?« Miras Vater bedachte seinen Besucher mit einem zweifelnden Blick.
    »Klingt das so abwegig?«, frage Ben. »Der Savornin-Bannkreis vereint Teilgebiete von nicht weniger als neunzehn ehemals souveränen Staaten in sich. Irgendjemand könnte die Gunst der Stunde nutzen, um die Karten neu zu mischen – frei nach dem Motto: Wieso teilen, wenn man alles haben kann? Eine intakte Wüstenfarm, die aus einem der größten fossilen Grundwasserreservoirs versorgt wird, ist in einem Lebensraum, der nur aus Wüste besteht, ein bedeutender Trumpf. Strahlenresistente Soldaten sind ein weiterer.«
    »Könnte bitte vielleicht auch mir mal jemand erklären, worum es gerade geht?«, erregte sich Mira. »Ich kann es nicht leiden, wenn man sich über mich unterhält, als wäre ich nicht da!«
    Ihr Vater bedachte sie mit einem halb überraschten, halb verärgerten Blick, erwiderte jedoch nichts.
    »Findest du nicht, dass sie mittlerweile alt genug ist, um gewisse Dinge über sich und ihre Art zu erfahren?«, fragte Benoît, der den Blick richtig zu deuten wusste.
    Mira erschrak und verkrampfte sich ein wenig. Schlechte Idee. Ganz heikles Thema. Das gibt Ärger. In dieser Beziehung kannte sie ihren Vater nur zu gut.
    »Dem Gesetz nach ist sie volljährig«, fuhr Ben unbeirrt fort. »Folglich hat sie uneingeschränkten Zugriff auf die Archive und Chroniken und kann selbst entscheiden, was und wie viel sie wissen will.«
    »Laut eurem Gesetz«, entgegnete Miras Vater hörbar gereizt. »Es verlor seine Gültigkeit an dem Tag, als ihr beschlossen habt, euch selbst die Nächsten zu sein. Meine Tochter könnte ein normales Leben führen, wenn das Institut uns nach dem letzten Sturm beigestanden hätte. Alle, die hier in den vergangenen zwanzig Jahren geboren wurden, könnten ein normales Leben führen …«
    »Das ist nicht wahr, Leron«, widersprach ihm Ben. »Und das weißt du. Das wirklich Traurige daran ist, dass du versuchst, diesen Selbstbetrug auf deine Tochter zu projizieren, weil du die Sonne für dein persönliches

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